Keine Mannschaft mehr: Stripfing vor Ende des Spielbetriebs
"Nach aktuellem Wissensstand ist davon auszugehen, dass der Spielbetrieb eingestellt wird", sagte Ebenbauer. Formell gebe es aber noch "Klärungsbedarf". Die Bundesliga benötigt die Art und Weise des Rückzuges schriftlich, um weitere Schritte setzen zu können. "Wir sind dran, dass wir das im Sinne aller und im Sinne der Schadensminimierung schnellstmöglich erhalten." Dass die nächste angesetzte Zweitliga-Partie am Freitag (18.00 Uhr) beim SKU Amstetten noch zur Austragung kommt, scheint aber ausgeschlossen, fehlen Stripfing doch die Spieler.
Bereits am Samstag waren acht von der Vereinigung der Fußballer (VdF) vertretene Kicker nach einer am Freitag verstrichenen Nachfrist wegen offener Gehälter aus ihren Verträgen ausgestiegen. Am Montagvormittag zogen die gewerkschaftlich bei der younion organisierten Dienstnehmer, darunter auch Trainer Emin Sulimani und Sportdirektor Alexander Grünwald, nach. "Es ist keine Mannschaft mehr vorhanden, die am Freitag spielen kann", erklärte younion-Gewerkschafter Thomas Pichlmann der APA.
Nur einige wenige Akteure - weniger als ein halbes Dutzend - seien aufgrund spezieller Situationen nicht aus ihren Verträgen ausgetreten. Die sechs Leihspieler von der Wiener Austria, bis Sommer noch Kooperationsclub der Stripfinger, kehren laut Pichlmann zu ihrem Stammverein zurück und werden ab Dienstag auch wieder von diesem bezahlt. Laut dem Ex-Profi hätten die Stripfing-Spieler in dieser Saison erst ein Monatsgehalt erhalten. Beim Großteil der Akteure sind seit der letzten Zahlung für Juli also drei Gehälter ausständig.
Zulassungsverfahren als Momentaufnahme
Stripfing liegt als Tabellen-13. sportlich nicht in der Abstiegszone. Bei einer Einstellung des Spielbetriebes würden aber alle bisher erzielten Ergebnisse des Clubs in der Tabelle annulliert. Dass ein Bewerb unterjährig nicht vollständig zu Ende geführt werden könne, sei ein immaterieller "Reputationsschaden, den man in jeder Form versucht zu vermeiden", betonte Ebenbauer. "Deswegen haben wir ein Lizenzierungs- und Zulassungsverfahren."
Eine Situation wie jene in Stripfing sei jedoch schwer zu vermeiden. Im Zulassungsverfahren für die 2. Liga seien die Anforderungen bei der Ligareform samt Aufstockung auf 16 Mannschaften heruntergefahren worden, um auch Amateurclubs die Teilnahme zu ermöglichen, erinnerte Ebenbauer. "Damit ist aber auch klar, dass man in wirtschaftlichen und finanziellen Fragen nur noch einen Anknüpfungszeitpunkt haben - nämlich den Zeitpunkt der Zulassung."
Als diese den Stripfingern im Frühjahr erteilt worden war, hatte es noch deutlich rosiger ausgesehen. Ebenbauer berichtete von einem sechsstelligen positiven Eigenkapital, keinen überfälligen Verbindlichkeiten und vorliegenden Sponsorvereinbarungen. Seither ist viel passiert: Die Wiener Austria beendete im Sommer nach dem eigenen Aufstieg der Young Violets in die 2. Liga die Kooperation, ein im Juli eröffnetes Konkursverfahren gegen Club-Mäzen Erich Kirisits brachte Stripfing dann in schwere Turbulenzen.
Tauziehen bereits bei Aufstieg 2023
Schon beim Aufstieg in die 2. Liga im Jahr 2023 hatte die Liga und ihr Protestkomitee den Niederösterreichern die Lizenz verweigert - damals wegen fehlender Nachwuchsmannschaften. Das Ständige Neutrale Schiedsgericht befand diese aber für gegeben und ebnete den Weinviertlern den Weg in die Zweitklassigkeit. "In der Gesamtschau, wenn man sieht, wie der Aufstieg und die Kooperation gelaufen sind, wird man natürlich hellhörig", sagte Ebenbauer. Man müsse Sachverhalte aber auch klassisch rechtlich beurteilen.
Die Ligaheimspiele hat der Club aus dem Marchfeld auf dem FAC-Platz ausgetragen, weil die eigene Anlage nicht bundesligatauglich ist. Die Zusatzeinnahmen aus der Miete entgehen dem Ligarivalen künftig. Zahlreiche Stripfing-Spieler und auch Führungskräfte müssen sich nun neue Arbeitgeber suchen. "Wir waren voll motiviert, sportlich etwas zu entwickeln", betonte Sportdirektor Grünwald nach dem Vertragsaustritt. "Wenn die Grundlagen für sportlichen Erfolg nicht mehr gegeben sind, muss man aber selbst auch Konsequenzen ziehen."
Zusammenfassung
- Der SV Stripfing wird den Spielbetrieb einstellen, nachdem der Großteil des Kaders wegen ausstehender Gehälter aus den Verträgen ausgetreten ist und die Bundesliga am Montag über die Absicht informiert wurde.
- Insgesamt sind weniger als sechs Spieler verblieben, sechs Austria-Leihspieler kehren zu ihrem Stammverein zurück und für die meisten Akteure sind seit Juli drei Monatsgehälter offen.
- Obwohl Stripfing aktuell sportlich auf Platz 13 der 2. Liga liegt, werden bei Einstellung des Spielbetriebs alle bisherigen Ergebnisse annulliert und ein Insolvenzantrag ist angekündigt.
