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Kein Verfahren gegen Djokovic nach Kosovo-Botschaft

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Novak Djokovic muss für seine Kosovo-Botschaft nach seiner Erstrunden-Partie am French Open keine Sanktionen befürchten. Der Internationale Tennisverband (ITF), der die Hoheit über die Grand-Slam-Turniere hat, betonte am Mittwoch, dass "politische Äußerungen" von Spielern nicht verboten seien. Nach seinem Dreisatz-Erfolg gegen Aleksandar Kovacevic am Montag hatte Djokovic auf eine TV-Kamera geschrieben: "Kosovo ist das Herz von Serbien. Stoppt die Gewalt!"

ITF-Präsident David Haggerty sagte am Mittwoch, dass man einen Brief aus dem Kosovo erhalten, beantwortet und an den französischen Ausrichter des Grand-Slam-Turniers sowie die ATP weitergeleitet habe. "Sie machen die Regeln für dieses Event." Zuvor hatte die ITF in einem Statement mitgeteilt: "In den Verhaltensregeln für die Grand Slams gibt es keinen Passus, der politische Äußerungen untersagt." Das IOC verwies in einer Stellungnahme auf die Zuständigkeit der Grand-Slam-Organisatoren. Nur während der Olympischen Spiele stünden die Spieler unter der Aufsicht des IOC, hieß es.

Er habe als Sohn eines im Kosovo geborenen und aufgewachsenen Vaters einfach seine Unterstützung für die Serben im Kosovo ausdrücken wollte, hatte sich Djokovic verteidigt. Dort sind in den letzten Tagen bei Unruhen mehrere Menschen verletzt worden. "Ich bin kein Politiker und will keine Debatte auslösen", sagte der Serbe, der in Paris mit einem 23. Grand-Slam-Titel alleiniger Rekordhalter werden könnte. Am Mittwochabend eliminierte er in der zweiten Runde den Ungarn Marton Fucsovics in drei Sätzen.

In Frankreich gab es dennoch Kritik an Djokovic. Die französische Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra bezeichnete dessen Aktion als "nicht angemessen". "Wenn es um die Verteidigung von Menschenrechten geht und darum, Menschen bei universellen Werten zusammenzubringen, darf dies jeder Sportler tun", sagte sie im französischen Fernsehen. Djokovics Botschaft sei aber "militant, sehr politisch" gewesen und dürfe sich nicht wiederholen.

Unterstützung bekam Djokovic hingegen von der Ukrainerin Elina Switolina. Die 28-Jährige, die wegen des Einmarsches Moskaus in ihr Land im Jahr 2022 ein Verbot aller russischen und weißrussischen Tennisspielerinnen und -spieler für internationale Wettbewerbe gefordert hatte, sagte, der 22-fache Grand-Slam-Sieger könne seine Meinung frei äußern. "Ich denke, wenn man für etwas steht, dann sollte man das auch sagen. Ich meine, wenn man mit einem Freund zusammensitzt und sich unterhält, wird man seine Meinung sagen, und er wird auch seine Meinung sagen. Warum also nicht?"

Hintergrund der Aktion von Djokovic sind die jüngsten Unruhen im serbisch dominierten Norden des Kosovos nach Kommunalwahlen vom 23. April. Die Serben, die im nördlichen Landesteil die Mehrheit der Bevölkerung stellen, hatten die Wahlen boykottiert. In der Folge gewannen auch in mehrheitlich serbisch bewohnten Gemeinden albanische Bürgermeisterkandidaten. Zu deren Amtsantritten am Montag versammelten sich ethnische Serben zu Demonstrationen. Bei Ausschreitungen waren in der mehrheitlich serbisch bewohnten Ortschaft Zvecan rund 30 UNO-Friedensschützer und nach serbischen Krankenhaus-Quellen 53 Serben verletzt worden. Aus Zvecan stammt auch der Vater von Djokovic.

ribbon Zusammenfassung
  • Novak Djokovic muss für seine Kosovo-Botschaft nach seiner Erstrunden-Partie am French Open keine Sanktionen befürchten.
  • Der Internationale Tennisverband (ITF), der die Hoheit über die Grand-Slam-Turniere hat, betonte am Mittwoch, dass "politische Äußerungen" von Spielern nicht verboten seien.
  • Nur während der Olympischen Spiele stünden die Spieler unter der Aufsicht des IOC, hieß es.
  • Aus Zvecan stammt auch der Vater von Djokovic.

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