Formel 1
Red Bull nach Spielberg: "Die WM ist dahin"
Der von der Poleposition gestartete Norris kämpfte zu Beginn und gegen Ende des Rennens hart mit Piastri, bevor der Brite seinen dritten Saisonsieg und den ersten seit dem Großen Preis von Monaco im Mai fixierte. Der drittplatzierte Charles Leclerc lag im Ferrari bereits 20 Sekunden zurück. "Ich glaube, wir haben recht schnell gewusst, dass wir mit einem schnelleren Auto nicht gegen die Ferraris fahren würden, und wir haben nur nach vorne geschaut", sagte Norris. "Es hat viel Spaß gemacht, es war zwar ein schwieriges Rennen, aber wir haben es gut gemanagt."
Marko: Rückstand "nicht mehr aufholbar"
Im WM-Klassement verringerte Norris den Rückstand auf seinen australischen Teamkollegen auf 15 Punkte - die WM scheint damit endgültig zum Fall für zwei geworden zu sein. Titelverteidiger Verstappen hat als WM-Dritter, nachdem er von Mercedes-Rookie Kimi Antonelli aus dem Rennen bugsiert worden war, 61 Punkte Rückstand. Das sei "fast nicht mehr aufholbar. Wenn also nichts Außergewöhnliches passiert, dann müssen wir davon ausgehen, dass die WM dahin ist", gab Marko konsterniert zu Protokoll.
"Ich bin am meisten enttäuscht. Aber auch das ist der Rennsport. Wir hatten hier auch so schon viele großartige Momente", sagte Verstappen nach seinem ersten Ausfall seit Melbourne 2024. Wie sieht nun die Marschroute für die übrigen 13 Rennen samt vier Sprints aus? "Wir schauen nur von Rennen zu Rennen und versuchen, mehr aus unserem Auto herauszuholen, versuchen zu lernen." Red Bull Racing habe noch einige Updates im Köcher, bevor man die Weiterentwicklung des Autos stoppen werde. "Ist es genug, um McLaren anzugreifen? Ich bin mir nicht sicher, vielleicht nicht. Aber ich möchte auch nicht deprimiert klingen."
Zwischen Rätseln und Realismus
Der große Rückstand sei das eine, bemerkte Marko. "Fast noch alarmierender ist, dass Piastri fast den Großteil des Rennens in einem Abstand von einer bis zwei Sekunden hinterhergefahren ist, ohne dass weder Bremsen noch Reifen gelitten haben. Wenn wir das machen, sind wir nach drei Runden wärmetechnisch so am Limit, dass wir uns zurückfallen lassen müssen", erklärte der Grazer. Es gebe allerdings die kleine Hoffnung, dass McLaren nur in Spielberg und nur bei den hohen Temperaturen hier derart dominant war. In Silverstone wird es am ersten Juli-Wochenende kühler sein. "Schauen wir, wie es dort geht."
Bei den anderen Konkurrenten gab es ebenfalls lange Gesichter und Rätselraten, teilweise schwang Resignation mit. Ferrari holte - in Abwesenheit von Teamchef Fred Vasseur - immerhin Platz zwei in der Konstrukteurswertung von Mercedes zurück, nachdem bei den "Silberpfeilen" nur Montreal-Sieger George Russell als Fünfter eine Zielankunft hatte. "Ich glaube nicht, dass wir die Pace hatten, um vorne zu bleiben. Im Grunde genommen war es von der ersten Kurve bis zum Ende ein sehr langweiliges Rennen", gab Leclerc unumwunden zu.
Aktuell, da keine Gefahr von Verstappen oder jemand anderem droht, hat McLaren auch noch weniger Grund, von den "Papaya-Regeln" abzuweichen und die Zweikämpfe zwischen seinen Fahrern mit Team-Ordern zu unterbinden. Piastri und Norris können und sollen sich auf der Strecke bekämpfen, solange keine unüberlegten, dummen Manöver versucht werden, die den Gesamterfolg beeinträchtigen könnten. In Österreich gab es "nur eine Situation, in der sich die beiden Autos etwas zu nahe kamen, und das war in Kurve vier, als Oscar sehr nahe an Lando herankam", sagte McLaren-Teamchef Andrea Stella.
Verstappen freut sich über Sieg als Teambesitzer
Zu keinem Manöver war Verstappen am Sonntag in der Lage. Wenigstens einen positiven Aspekt gab es dadurch für den Niederländer: Er konnte sich keine weiteren Strafpunkte mehr einhandeln. Und da am Montag zwei Punkte verfielen, hält der Weltmeister "nur" noch bei neun Strafpunkten, womit er nicht mehr direkt vor einer Rennsperre steht. Zudem konnte sich Verstappen über einen Triumph auf anderer Ebene freuen: Beim 24-Stunden-Rennen in Spa feierte sein GT-Team Verstappen.com Racing - u.a. mit seinem Freund Thierry Vermeulen am Steuer - den Sieg in der Gold-Cup-Klasse. "Ich denke, darauf können wir sehr stolz sein", sagte der 27-Jährige.
Zusammenfassung
- McLaren feiert in Spielberg einen Doppelsieg, Lando Norris gewinnt vor Oscar Piastri und lässt die Konkurrenz deutlich hinter sich.
- Max Verstappen scheidet nach Kollision mit Kimi Antonelli in der ersten Runde aus und liegt in der WM nun 61 Punkte hinter der Spitze.
- Red-Bull-Berater Helmut Marko bezeichnet den WM-Rückstand als "fast nicht mehr aufholbar" und sieht die Titelchancen für Red Bull schwinden.
- Im WM-Klassement verkürzt Norris seinen Rückstand auf Piastri auf 15 Punkte, während Ferrari mit Leclerc auf Platz drei 20 Sekunden zurückliegt.
- Verstappen hält nach dem Rennen bei neun Strafpunkten und freut sich über den Sieg seines GT-Teams beim 24-Stunden-Rennen in Spa.