Entfesselter Yates nach Klettershow vor Giro-Gesamtsieg
Beim Tagessieg des australischen Ausreißers Chris Harper genügte Yates im Skiort Sestriere der dritte Platz. Erschöpft und glücklich brach er im Ziel in Tränen aus. Der 32-Jährige liegt vor der finalen Etappe in Rom 3:56 Minuten vor dem jungen Mexikaner Del Toro. Tokio-Olympiasieger Richard Carapaz ist 4:43 Minuten zurück Dritter.
Mit 1:21 Minuten Rückstand auf Del Toro war Yates als Dritter in die alles entscheidende Etappe gegangen. Am über 18 Kilometer langen und im Schnitt 9,2 Prozent steilen Finestre setzte Carapaz die erste Attacke. Recht früh am Berg - und nicht wie von vielen erwartet innerhalb der letzten acht Schotter-Kilometer.
Del Toro fuhr Carapaz hinterher, Yates schloss zu dem Duo auf. Es folgte eine Reihe von erfolglosen Attacken, doch im vierten Versuch hatte Yates endlich die entscheidende Lücke. Del Toro beschränkte sich zunächst auf die Bewachung von Carapaz, der Ecuadorianer war als Zweiter in die Etappe gegangen. Erst als Yates das Rosa Trikot des Führenden virtuell innehatte, übernahm auch Del Toro teilweise Verantwortung - zu spät für den Gesamtsieg.
Yates' Erinnerung an 2018
Für Yates ist der 2.178 Meter hohe Finestre ein Berg mit einer besonderen Geschichte. Vor sieben Jahren war der Brite als Führender in die 19. Etappe gegangen. Am Finestre trat sein Landsmann Chris Froome an und übernahm mit einer legendären Flucht über 80 Kilometer das Rosa Trikot. Yates brach komplett ein, verlor fast 40 Minuten und fiel in der Gesamtwertung weit zurück.
Auf der Schlussetappe am Sonntag wird der Gesamtführende traditionell nicht mehr angegriffen. Die 143 flachen Kilometer mit Start und Ziel in Rom stehen vielmehr im Zeichen der Sprinter. Die Etappe führt in der Anfangsphase durch den Vatikan, das Ziel ist am Circus Maximus.
Zusammenfassung
- Simon Yates hat mit einer Attacke am Colle delle Finestre 39 Kilometer vor dem Ziel die Gesamtführung beim 108. Giro d'Italia übernommen und liegt nun 3:56 Minuten vor dem bisherigen Leader Isaac del Toro.
- Beim Tagessieg des Australiers Chris Harper reichte Yates ein dritter Platz, während Olympiasieger Richard Carapaz nun mit 4:43 Minuten Rückstand Gesamtdritter ist.
- Die abschließende Etappe über 143 Kilometer nach Rom gilt traditionell als ungefährdet für den Gesamtführenden und wird voraussichtlich den Sprintern vorbehalten sein.