APA/APA (TVB ST. ANTON AM ARLBERG)/PATRICK B€TZ

Der Skisport kehrt mit Damen-Weltcup "heim" nach St. Anton

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Nach wetterbedingten Absagen 2016 und 2019 kehrt der alpine Skirennsport nach acht Jahren Pause nach St. Anton zurück. "Skiing is coming home", heißt es vor Abfahrt (Samstag) und Super-G (Sonntag) der Damen, weil der Arlberg als eine der Wiegen des Skisports gilt. Wegen Corona sind bei den geschichtsträchtigen Arlberg-Kandahar-Rennen zwar keine Zuschauer erlaubt, dafür warten 300 originelle Schneemänner im Ziel auf die Speed-Damen.

Die müssen sich zuvor über die anspruchsvolle und nach dem mittlerweile 82-jährigen Lokalmatador Karl Schranz benannte WM-Piste wagen, auf der 2001 Medaillen vergeben wurden und die mit dem 78 Prozent steilen "Eisfall" ihr "Signature Hole" hat. Vom Kapall wird erstmals seit 2013 um Weltcuppunkte gefahren. Damals gewann die Amerikanerin Alice McKennis die Abfahrt und machte sich die Slowenin Tina Maze mit dem Gewinn des Super-G vier Hundertstel vor Anna Fenninger (heute Veith) zur sechsten Skirennläuferin mit Siegen in allen fünf klassischen Disziplinen.

Danach ging am Arlberg wetterbedingt punkto Weltcup nichts mehr. 2016 übernahm Wechselpartner Altenmarkt-Zauchensee für das schneelose St. Anton. Vor zwei Jahren ging der Arlberg in Schneemassen unter, war es für Rennen viel zu gefährlich. Doch diesmal scheint alles zu passen.

"Die Vorzeichen sind sehr, sehr gut und die Wetterprognosen vielversprechend. Man könnte sagen, es ist angerichtet", geht OK-Chef Peter Mall davon aus, dass 2021 nach zwei Trainings die beiden Wochenend-Speedrennen endlich stattfinden können. Trotz langer Pause und Corona sei die Begeisterung und Unterstützung im Ort riesengroß. "Die DNA ist in den Köpfen der heimischen Bevölkerung, dass Rennsport etwas Großes ist." Mall ist überzeugt: "Weltcuprennen sind die Formel 1 des Skisports. Ohne den Rennsport wären wir auch am Arlberg noch nicht da, wo wir jetzt sind."

In St. Anton wartet auf die Skidamen tatsächlich viel Tradition sowie Adrenalin pur, auch wenn gerade mal eine Handvoll Fahrerinnen von 2013 noch dabei ist. Eine davon ist die Österreicherin Stephanie Venier, die hier vor acht Jahren als 19-Jährige ihr Weltcupdebüt gab. "St. Anton war mein erstes Weltcuprennen. Für mich ist das eine der schwierigsten Weltcupstationen", wird die Tirolerin im Programmheft zitiert. Die ÖSV-Damen durften vor dem Jahreswechsel am Rennhang trainieren und kommen so in den Genuss eines kleinen Heimvorteils.

Entscheidend für die Arlberg-Kandahar-Rennen (AK) - der Name der afghanischen Stadt kam über ein Mitglied des britischen Kandahar-Partnerclubs in Mürren in den Titel - war einst das Aufeinandertreffen des britischen Skipioniers Arnold Lunn 1927 mit Skilegende Hannes Schneider vom Ski Club Arlberg gewesen. Nach der Erstaustragung 1928 waren die AK-Kombirennen bis zur Einführung des Weltcups die prestigeträchtigsten Skibewerbe nach Olympia und WM.

Durchführender Verein ist wie zuletzt im November bei den Parallel-Rennen in Lech/Zürs der 1901 gegründete Ski Club Arlberg, der mit über 9.000 Mitgliedern aus 60 Nationen einer der ältesten und größten der Alpen ist. Lech, Zürs, Stuben und St. Christoph gehören dazu, die kommenden Speed-Rennen führt die Ortsstelle St. Anton durch. Neben Medaillengewinnern wie Othmar Schneider, Trude Jochum-Beiser, Marianne Jahn, Karl Schranz, Patrick Ortlieb, Egon Zimmermann, Mario Matt oder den Freeriderinnen Nadine Wallner und Lorraine Huber tragen auch Promis aus Politik und Kultur sowie skibegeisterte Mitglieder von Königsfamilien gerne das markante Club-Abzeichen.

Aus dem einstigen "Eisenbahnerdorf" (Karl Schranz) St. Anton ist längst eine der bekanntesten Ski-Destinationen der Welt geworden. 88 moderne Lifte erschließen das weitläufige Gelände. 305 Pistenkilometer und 200 Kilometer Tiefschneeabfahrten haben den Arlberg zum "Hawaii der Skifahrer" gemacht.

Auch während des Weltcups gibt es am Arlberg Publikums-Tagesskilauf. Zuschauen kann man aber nur im TV oder mit Abstand neben der Strecke. Um nicht vor komplett leeren Rängen zu starten, setzt man in St. Anton mit einer Caritas-Charity ein Zeichen. Kinder aus der Region bauten im Zielgelände 300 Schneemänner, für die man um je 100 Euro die Patenschaft übernehmen kann. 30.000 Euro kommen so bedürftigen Kindern in Afrika zugute.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach wetterbedingten Absagen 2016 und 2019 kehrt der alpine Skirennsport nach acht Jahren Pause nach St. Anton zurück.
  • "Skiing is coming home", heißt es vor Abfahrt und Super-G der Damen, weil der Arlberg als eine der Wiegen des Skisports gilt.
  • Aus dem einstigen "Eisenbahnerdorf" St. Anton ist längst eine der bekanntesten Ski-Destinationen der Welt geworden.
  • Auch während des Weltcups gibt es am Arlberg Publikums-Tagesskilauf.

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