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Alcaraz besiegt Sinner in hochklassigem French-Open-Finale

08. Juni 2025 · Lesedauer 4 min

Carlos Alcaraz hat wie im Vorjahr die Tennis-French-Open gewonnen. Der Spanier besiegte in einem hochklassigen Pariser Endspiel den Südtiroler Jannik Sinner nach 5:29 Std. 4:6,6:7(4),6:4,7:6(3),7:6(2). Es ist Alcaraz' fünfter Grand-Slam-Titel, weiter hat er keines seiner Major-Endspiele verloren. Und erstmals drehte er ein Match nach Zweisatz-Rückstand. Sinner kassierte nach drei vergebenen Matchbällen die erste Niederlage auf Grand-Slam-Ebene nach 20 Siegen en suite.

"Es ist eine Ehre, mich mit dir messen zu dürfen. Du bist für so viele, auch für mich eine Inspiration", sagte Alcaraz an Sinner gerichtet, nachdem er den Coupe des Mousquetaires von Tennis-Legende Andre Agassi überreicht bekommen hatte. "Es war ein unglaubliches Finale. Danke an alle", sagte Alcaraz. "Ich werde heute nicht besonders gut schlafen, aber es ist okay", meinte Sinner enttäuscht. "Du hast diesen Titel verdient, Carlos."

Die beiden aktuellen Dominatoren haben nun sieben der letzten acht Grand-Slam-Titel unter sich aufgeteilt. Sie schicken sich an, die Nachfolge der großen Drei um die inzwischen zurückgetretenen Roger Federer und Rafael Nadal sowie den noch spielenden Novak Djokovic anzutreten.

Sinner vergab seine Chance, in ein paar Wochen in Wimbledon den "unechten" Grand Slam mit dem Gewinn aller vier der größten Titel hintereinander zu holen. Er hatte im Vorjahr die US und heuer im Jänner die Australian Open gewonnen. Im Head-to-Head der beiden erhöhte Alcaraz an Siegen auf 9:4, die jüngsten fünf Duelle der beiden aktuell besten Spieler hat der Iberer für sich entschieden. Sinner bezog seine einzigen drei Niederlagen seit Mitte August des Vorjahres jeweils gegen Alcaraz.

Der war als Nummer zwei eingestuft als leichter Favorit in das 13. Duell mit dem topgesetzten Sinner gegangen, obwohl er im Turnierverlauf auf dem Weg ins Endspiel vier Sätze abgegeben hat. Er hatte aber nicht nur im Rom-Finale das letzte Match vor den French Open gegen Sinner gewonnen, sondern davor auch in Monte Carlo den Titel geholt und in Barcelona das Endspiel erreicht. Für Sinner war das größte Sandplatz-Event wegen einer dreimonatigen Dopingsperre hingegen erst sein heuer insgesamt drittes Turnier nach den Australian Open und Rom.

20. Titel von Alcaraz auf der Tour

Der Gewinn seines insgesamt 20. Titels auf der Tour war für Alcaraz in einem hochklassigen Schlagabtausch eine Art Husarenstück. Schon im ersten, zwölf Minuten dauernden Game des längsten French-Open-Endspiels der Geschichte schenkten sich die zwei Protagonisten rein gar nichts. Mehrere Breakbälle blieben da wie dort ungenutzt, ehe Alcaraz einen zur 3:2-Führung nutzte. Sinner aber glich sofort aus und nahm dem Iberer zum 6:4 und Satzgewinn ein weiteres Mal dessen Service ab. Nicht nur der Vorsprung, sondern auch seine Statistik gab Sinner nun gute Siegchancen.

Der in seinen bisherigen drei Major-Finali ebenso noch unbesiegte Italiener legte gleich nach, bei einer 3:0-Führung im zweiten Durchgang hatte er fünf Games en suite gemacht. Sinner hatte bis zum 5:2 in diesem Satz taktisch immer eine gute Antwort auf die Versuche von Alcaraz. Der kam durch ein Break zum 4:5 in diesen zweiten Satz zurück, das Tiebreak musste entscheiden. Der emotionalere Alcaraz wurde vom Publikum auch mehr angefeuert, während Sinner kaum Emotionen zeigte, doch kühlen Kopf bewahrte und mit 2:0 in Sätzen in Führung ging.

Muster und Tagger auf den Rängen

Auf den Rängen fieberte viel Prominenz beim packenden Schlagabtausch mit, auch viele Tennis-Größen tummelten sich am Court Philippe-Chatrier. Der Steirer Thomas Muster, dessen Paris-Triumph sich am Mittwoch zum 30. Mal jährt, saß neben Martina Navratilova. Andre Agassi, Stefan Edberg, Michael Chang und Stan Smith waren wie Juniorinnen-Titelträgerin Lilli Tagger ebenso anwesend. Die Osttirolerin kam mit Francesca Schiavone, in deren Akademie in Varese sie trainiert.

Als Sinner den dritten Durchgang dann wieder mit einem Break eröffnete, schien das mit so großer Spannung erwartete Endspiel frühzeitig entschieden. Er leistete sich dann aber eine Schwächephase, Alcaraz zog auf 5:2 davon und nahm Sinner den ersten Satz im Turnierverlauf ab. Sinner gab sich davon unbeeindruckt und hatte beim Stand von 5:3 als Rückschläger drei Matchbälle. Alcaraz wehrte alle ab, schlug mit den Fans im Rücken zum 5:5 zurück und nach dem gewonnen Tiebreak ging es tatsächlich in einen fünften Satz.

Ein Break des Spaniers zum 1:0 schien da die Vorentscheidung zu sein, doch Sinner breakte zum 5:5 zurück. Es ging ins Match-Tiebreak, in dem Alcaraz klar den Ton angab und sich nach dem Comeback-Sieg entkräftet auf die rote Asche fallen ließ. Er kassiert für diesen Triumph 2,55 Mio. Euro Preisgeld, Finalist Sinner erhält 1,275 Mio.

Zusammenfassung
  • Carlos Alcaraz hat das längste French-Open-Finale der Geschichte nach 5:29 Stunden gegen Jannik Sinner mit 4:6, 6:7(4), 6:4, 7:6(3), 7:6(2) gewonnen.
  • Alcaraz sicherte sich damit seinen fünften Grand-Slam-Titel und bleibt in Major-Endspielen weiterhin ungeschlagen.
  • Der Spanier drehte erstmals ein Grand-Slam-Finale nach einem Rückstand von zwei Sätzen und wehrte im vierten Satz drei Matchbälle von Sinner ab.
  • Jannik Sinner kassierte nach 20 Grand-Slam-Siegen in Serie seine erste Niederlage und verpasste den Gewinn aller vier Major-Titel hintereinander.
  • Für den Triumph erhält Alcaraz 2,55 Millionen Euro Preisgeld, während Finalist Sinner 1,275 Millionen Euro mitnimmt.