Wiens FPÖ nimmt weiter Hacker ins Visier
"Bei jedem Interview gibt er anderen die Schuld", konstatierte Nepp. Die FPÖ wolle Hacker aber nicht aus der Verantwortung lassen. Denn er sei etwa dafür verantwortlich, dass viele Spitalsbetten nicht belegt werden können. Auch bei der Zusammenlegung von Abteilungen sei gepfuscht worden. Das führe unter anderem zu langen Wartezeiten auf Operationen.
Hackers Kritik an den Privatversicherungen, die immer häufiger abgeschlossen werden, kann die FPÖ nicht nachvollziehen. Gäbe es diese Art der Versorgung nicht, würde das öffentliche Gesundheitssystem längst "explodieren", da es derzeit "kaputtgespart" werde. Hacker sei ein "unfähiger und inkompetenter Politiker", meinte Nepp.
Einmal mehr nahmen die Blauen auch die Mindestsicherung für Kinder ins Visier. Hier gibt es in Wien keine Deckelung. Die Freiheitlichen wollen im Herbst auch erneut einen Misstrauensantrag im Gemeinderat einbringen. Dafür benötigt man aber die Unterstützung einer weiteren Partei, da man selbst nicht über ausreichend Mandate verfüge. Anfragen wird man laut Krauss diesbezüglich bei der ÖVP.
Reformmaßnahmen bei Kassen denkbar
Offen zeigte sich Nepp bezüglich möglicher Änderungen bei der Sozialversicherung. Die von der früheren FPÖ-ÖVP-Regierung durchgeführte Kassenfusion war in den vergangenen Tagen erneut massiv kritisiert worden, nachdem auch ÖVP-Politiker eine "Reform der Reform" gefordert hatten. Maßnahmen zur Effizienz- und Effektivitätssteigerung werde sich die FPÖ nicht verschließen, versicherte Nepp.
Für die aktuelle ÖGK-Struktur, so gab er zu bedenken, sei jedoch auch die ÖVP selbst verantwortlich: "Es war Wunsch der ÖVP, dass es noch weiter neun Landesdirektionen gibt."
SPÖ weist Kritik zurück
Die SPÖ wies die Kritik am Gesundheitsressort zurück. So gebe es zwar gesperrte Betten, zugleich würden aber 1.033 derzeit freistehen, berichtete der stellvertretende SPÖ-Klubchef, Landtagspräsident Christian Meidlinger. "Die Behauptungen der FPÖ entbehren wie üblich jeder Grundlage." Den möglichen Misstrauensantrag bezeichnete er als "alljährliche Übung" der FPÖ, da es im vergangenen Jahr einen solchen ebenfalls gegeben habe.
ÖVP-Gesundheits- und Sozialsprecherin Ingrid Korosec ließ via Aussendung wissen, dass die FPÖ nur ÖVP-Kritik am Gesundheitsstadtrat wiederhole. Auch sie forderte von Hacker "echte Reformen". Die ÖVP lege dafür anders als die "Krawall-FPÖ" laufend konstruktive Vorschläge vor, versicherte sie.
Zusammenfassung
- Die Wiener FPÖ hält auch nach der Wahl an ihrer Kritik an Gesundheitsstadtrat Peter Hacker fest und wirft ihm mangelnden Veränderungswillen sowie Versäumnisse bei Spitalsbetten und Abteilungszusammenlegungen vor.
- Laut SPÖ stehen aktuell 1.033 Spitalsbetten in Wien frei, während die FPÖ auf lange Wartezeiten und ein "kaputtgespartes" Gesundheitssystem verweist.
- Im Herbst plant die FPÖ erneut einen Misstrauensantrag gegen Hacker im Gemeinderat, benötigt dafür aber Unterstützung einer weiteren Partei und will Reformen im Sozialversicherungssystem nicht ausschließen.