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Weltkrieg-Gedenken in Deutschland

08. Mai 2025 · Lesedauer 3 min

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat der neuen US-Regierung einen "Wertebruch" vorgeworfen. "Es ist nicht weniger als ein doppelter Epochenbruch - der Angriffskrieg Russlands, der Wertebruch Amerikas -, er markiert das Ende des langen 20. Jahrhunderts", sagte der Bundespräsident am Donnerstag beim Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren.

Steinmeier warf Russland einen imperialistischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vor. "Aber dass sich nun ausgerechnet auch die Vereinigten Staaten, die diese Ordnung maßgeblich geprägt haben, von ihr abwenden, ist eine Erschütterung von ganz neuem Ausmaß", fügte er hinzu. Es gebe insgesamt "eine Faszination des Autoritären und populistische Verlockungen" auch in Europa. Aber man sehe mit Schrecken, "dass selbst die älteste Demokratie der Welt schnell gefährdet sein kann, wenn die Justiz missachtet, die Gewaltenteilung ausgehebelt, die Freiheit der Wissenschaft angegriffen wird".

Auch in Deutschland erstarkten extremistische Kräfte. "Sie verhöhnen die Institutionen der Demokratie und diejenigen, die sie repräsentieren. Sie vergiften unsere Debatten", kritisierte Steinmeier. "Sie spielen mit den Sorgen der Menschen. Sie betreiben das Geschäft mit der Angst. Sie hetzen Menschen gegeneinander auf. Sie erwecken alte böse Geister zu neuem Leben." Wer Gutes für Deutschland wolle, der müsse das Miteinander, den Zusammenhalt und den friedlichen Ausgleich von Interessen schützen. Das erwarte er von allen Demokraten. Einzelne Parteien nannte er nicht.

Das offizielle Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Befreiung von der NS-Diktatur am 8. Mai 1945 hatte mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin begonnen. "Trauer bleibt, Fassungslosigkeit und Entsetzen bleiben, auch nach 80 Jahren", sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs.

Heute scheine es, als steige der Gewaltpegel überall an, als seien autokratisches Machtgehabe und ökonomischer Egoismus auf dem Vormarsch, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. "Selig sind die Sanftmütigen, die Friedensstifter - mit dieser Botschaft ist sehr wohl Staat zu machen und Gesellschaft zu gestalten." Dem müsse Raum geschaffen werden. "Wir müssen dazu beitragen, den Liebesvorrat auf dieser Erde zu vergrößern."

An dem Gottesdienst nahmen die Spitzen aller fünf Verfassungsorgane teil: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sowie die Präsidentinnen und Präsidenten von Bundestag, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht - Julia Klöckner (CDU), Anke Rehlinger (SPD) und Stephan Harbarth. Im Anschluss legten sich an der zentralen Gedenkstätte Neue Wache in Berlin Kränze nieder.

Zusammenfassung
  • Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die USA wegen eines 'Wertebruchs' kritisiert, was zusammen mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine das Ende des 'langen 20. Jahrhunderts' markiere.
  • Beim Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren warnte Steinmeier vor dem Erstarken autoritärer und populistischer Tendenzen, sowohl in Europa als auch in den USA.
  • Das offizielle Gedenken begann mit einem ökumenischen Gottesdienst in Berlin, an dem führende Politiker und Kirchenvertreter teilnahmen, um an die Befreiung von der NS-Diktatur am 8. Mai 1945 zu erinnern.