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Was ist überhaupt eine "schmutzige Bombe"?

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Moskau sorgt mit seinen Behauptungen, die Ukraine plane den Einsatz einer "schmutzigen Bombe" gegen die russischen Truppen, für Aufsehen - aber was ist eigentlich eine "schmutzige Bombe"?

Als "schmutzige Bomben" werden konventionelle Sprengsätze bezeichnet, die bei der Explosion radioaktive, biologische oder chemische Substanzen freisetzen. Der Militärexperte Gerald Karner erklärt im Gespräch mit PULS 24, dass die erste Zerstörung, die eine solch Bombe anrichten würde, nicht viel höher sei, als es bisher in der Ukraine zu sehen war. Durch den Wind würde sich jedoch radioaktive Strahlung in größeren Gegenden verbreiten. 

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"Schmutzige Bomben" sind demnach deutlich weniger zerstörerisch als Atom- oder Wasserstoffbomben, deren Spaltungs- oder Fusionsreaktionen alles Leben in einem weiten Umkreis auslöschen. Aber "schmutzige Bomben" können eine ganze Bevölkerung in Panik versetzen. "Eine schmutzige Bombe ist keine Massenvernichtungswaffe, sondern eine 'Waffe zur massiven Störung', bei der Kontamination und Angst das Hauptziel sind", heißt es in einem Artikel der unabhängigen US-Atomaufsichtsbehörde. Das bedeutet, dass nur die Menschen in unmittelbarer Nähe des Explosionsortes einer Strahlendosis ausgesetzt wären, die sofort schwer krank macht. Kontaminierter Staub, Lebensmittel oder Wasser würden jedoch auch die Bevölkerung in einem größeren Radius gefährden.

Einfacher herzustellen

"Schmutzige Bomben" sind deutlich einfacher herzustellen als Atombomben. Die geringen benötigten Mengen an radioaktivem Material finden sich in Krankenhäusern, Forschungs- und Industrieanlagen oder militärischen Einrichtungen. Bisher wurde noch nie eine solche Bombe gezündet. Es wird jedoch vermutet, dass Extremisten planten, eine zu bauen - etwa die Verantwortlichen der beiden Anschläge in Brüssel im März 2016.

Die USA und die Ukraine befürchten, dass Russland selbst eine "schmutzige Bombe" zünden und Kiew dafür verantwortlich machen könnte - möglicherweise um einen Vorwand für den Einsatz konventioneller Atomwaffen zu erzeugen. "Wir würden sofort merken, wenn es sich um einen Angriff unter falscher Flagge handelt", sagt William Alberque, Experte für Rüstungskontrolle am Internationalen Institut für Strategische Studien in London. "Radiologische Waffen sind identifizierbar und werden genau untersucht", sagt er. "Nukleares Material hat einen Fingerabdruck", der auf die Anlagen hinweist, in denen es hergestellt wurde. Deshalb hält Alberque Moskaus Warnungen vor einer "schmutzigen Bombe" derzeit für "bloßes Getöse".

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  • Moskau sorgt mit seinen Behauptungen, die Ukraine plane den Einsatz einer "schmutzigen Bombe" gegen die russischen Truppen, für Aufsehen - aber was ist eigentlich eine "schmutzige Bombe"?

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