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US-Botschafter: Macron macht zu wenig gegen Antisemitismus

24. Aug. 2025 · Lesedauer 2 min

Der US-Botschafter in Frankreich hat sich der Kritik Israels angeschlossen und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron einen "unzureichenden" Einsatz gegen Antisemitismus vorgeworfen. In einem Brief an Macron, welcher der französischen Nachrichtenagentur AFP am Sonntag in Kopie vorlag, äußerte Botschafter Charles Kushner seine "tiefe Besorgnis über den dramatischen Anstieg des Antisemitismus in Frankreich und das unzureichende Vorgehen Ihrer Regierung dagegen".

In Frankreich vergehe kein Tag, "an dem nicht Juden auf der Straße angegriffen, Synagogen oder Schulen beschmiert oder Geschäfte von Juden verwüstet werden", schrieb Kushner. Frankreich bestellte den US-Botschafter daraufhin ein, wie das Außenministerium am Sonntag mitteilte. Die Anschuldigungen des Botschafters seien inakzeptabel, hieß es in der Mitteilung weiter.

Am Dienstag hatte Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu dem französischen Präsidenten vorgeworfen, mit der geplanten Anerkennung eines Palästinenserstaats Antisemitismus zu befördern. "Ihre Forderung nach einem palästinensischen Staat schürt dieses antisemitische Feuer", schrieb Netanyahu in einem Brief an Macron. Er sei besorgt angesichts des "alarmierenden Anstiegs" von Antisemitismus und der mangelnden Bekämpfung "durch Ihre Regierung", fügte der israelische Regierungschef hinzu. Er rief Macron auf, härtere Maßnahmen gegen die Judenfeindlichkeit zu ergreifen.

Frankreichs Präsidialverwaltung reagierte auf Netanyahus Aussagen mit scharfen Worten. Der Vorwurf, mit der Anerkennung eines Palästinenserstaats den Antisemitismus zu befeuern, sei "falsch und abscheulich", erklärte der Elysée-Palast. Die französische Republik schütze "stets die Mitbürger jüdischen Glaubens" und werde dies "immer tun". Die derzeitige Lage erfordere "Ernsthaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein statt Verallgemeinerungen und Manipulationen", hieß es weiter.

In Frankreich leben knapp 500.000 Jüdinnen und Juden, es handelt sich um die größte jüdische Gemeinde Europas. Seit dem Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen ist die Zahl antisemitischer Taten in Frankreich und weiteren Ländern stark angestiegen.

Zusammenfassung
  • Der US-Botschafter in Frankreich, Charles Kushner, wirft Präsident Emmanuel Macron in einem Brief ein 'unzureichendes Vorgehen' gegen den dramatischen Anstieg des Antisemitismus vor.
  • Frankreich reagiert auf die Kritik und bestellt den US-Botschafter ein, während das Außenministerium die Anschuldigungen als inakzeptabel bezeichnet.
  • In Frankreich leben rund 500.000 Jüdinnen und Juden, und seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 ist die Zahl antisemitischer Taten stark gestiegen.