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Nahost

Für Waffenruhe: Israel verlangt Freilassung aller 50 Geiseln

19. Aug. 2025 · Lesedauer 3 min

Israel verlangt angesichts jüngster Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Konflikt die Freilassung aller 50 noch in dem palästinensischen Küstengebiet festgehaltenen Geiseln.

Dies meldete der Sender Kan am Dienstag unter Berufung auf das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Ein von Katar unterbreiteter Vorschlag sah die Freilassung von nur der Hälfte der Geiseln und eine 60-tägige Feuerpause vor. Die radikalislamische Hamas hatte den Vorschlag am Montag akzeptiert.

Netanyahu steht unter dem Druck seiner rechtsextremen Regierungspartner, die eine Feuerpause mit der Hamas ablehnen. Die Minister Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir haben gefordert, den Krieg bis zur Niederlage der Hamas fortzusetzen und den Gazastreifen zu annektieren. 

Massive Demonstrationen in Israel

Zugleich demonstrierten allerdings am Sonntag Zehntausende Israelis bei einer der größten Kundgebungen seit Kriegsbeginn für eine Einigung zur Beendigung der Kämpfe und eine Freilassung der Geiseln.

Die letzte Runde der indirekten Gespräche war im Juli gescheitert. Zuletzt lagen die Forderungen beider Seiten weit auseinander. Israel fordert die Entwaffnung der Hamas und den Abzug ihrer Anführer aus dem Gazastreifen. Diese Bedingungen hat die Hamas bisher öffentlich zurückgewiesen. 

Die Bemühungen um einen Stopp der Kämpfe hatten in der vergangenen Woche aber wieder an Fahrt gewonnen, nachdem Israel eine neue Offensive zur Einnahme von Gaza-Stadt angekündigt hatte. Ägypten und Katar drängen auf eine Wiederaufnahme der indirekten Gespräche zwischen beiden Seiten über den von den USA unterstützten Plan für eine Waffenruhe.

"Positive Antwort" von der Hamas

Dem Vermittlerland Katar zufolge ähnelt der Vorschlag sehr einem früheren Plan des US-Sondergesandten Steve Witkoff, dem Israel zugestimmt hatte. Er sei "fast identisch", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Doha. Die islamistische Palästinenserorganisation Hamas habe "eine sehr positive Antwort gegeben und einen zuvor von Israel akzeptierten Plan" zu einer Waffenruhe im Gazastreifen und der damit verbundenen Freilassung von Geiseln "fast vollständig übernommen", fügte er hinzu. Es werde nun eine Antwort aus Israel erwartet.

Der Vorschlag sieht laut einem Hamas-Vertreter die Freilassung von 200 in Israel inhaftierten palästinensischen Strafgefangenen sowie einer ungenannten Zahl von Frauen und Minderjährigen vor. Im Gegenzug sollen zehn Hamas-Geiseln freikommen und die Leichen von 18 verstorbenen Geiseln übergeben werden.

Zwei ägyptische Sicherheitsvertreter bestätigten diese Angaben. Sie fügten hinzu, die Hamas habe zudem von Israel die Freilassung Hunderter Gefangener aus dem Gazastreifen gefordert. Der Vorschlag werde geprüft, wie zwei israelische Regierungsvertreter am Dienstag erklärten. Er umfasst zudem einen teilweisen Abzug der israelischen Streitkräfte und die Einfuhr von mehr humanitärer Hilfe in den Gazastreifen. Dort ist die Bevölkerung von 2,2 Millionen Menschen von einer Hungersnot bedroht.

UNO: Israel riskiert Hungersnot im Gazastreifen

Das UNO-Menschenrechtsbüro warf Israel unterdessen vor, eine Hungersnot im Gazastreifen zu riskieren. "In den vergangenen Wochen haben die israelischen Behörden Hilfslieferungen nur in einem Umfang genehmigt, der bei weitem nicht ausreicht, um eine weitreichende Hungersnot abzuwenden", kritisierte ein UNO-Sprecher am Montag bei einer Pressekonferenz in Genf. 

Die Gefahr einer Hungersnot sei ein "direktes Ergebnis der Politik der israelischen Regierung, humanitäre Hilfe zu blockieren", hieß es seitens der UNO in Genf. Sie lasse schlicht zu wenige Hilfslieferungen zu.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte der israelischen Regierung bereits am Montag einen "absichtlichen Hungerfeldzug" vorgeworfen. "Israel setzt einen absichtlichen Aushungerungsfeldzug im besetzten Gazastreifen ein und zerstört systematisch die Gesundheit, das Wohlergehen und das gesellschaftliche Gefüge" der Palästinenser, hieß es in einem Bericht der NGO.

Zusammenfassung
  • Israel verlangt für eine Waffenruhe im Gazastreifen die Freilassung aller 50 noch festgehaltenen Geiseln, während ein von Katar vorgeschlagener Deal nur die Hälfte der Geiseln und eine 60-tägige Feuerpause vorsieht.
  • Die Hamas hat den katarischen Vorschlag akzeptiert, der neben einer Feuerpause auch die Freilassung von 200 palästinensischen Gefangenen und die Übergabe von 18 verstorbenen Geiseln vorsieht.
  • Innerhalb Israels gibt es starken politischen Widerstand gegen eine Einigung, doch Zehntausende Israelis demonstrieren für eine Beendigung der Kämpfe und die Freilassung der Geiseln.
  • Im Gazastreifen verschärft sich die humanitäre Krise, laut UNO droht 2,2 Millionen Menschen eine Hungersnot, während Amnesty International Israel einen "absichtlichen Hungerfeldzug" vorwirft.
  • Seit Beginn des Krieges am 7. Oktober 2023 wurden laut Hamas-Behörden über 61.900 Menschen im Gazastreifen getötet, am Dienstag starben mindestens 20 weitere Palästinenser bei israelischem Beschuss.