Standseilbahn in Lissabon entgleiste: Mindestens 15 Tote
Auch über die Ursache des Unglücks wurde vorerst offiziell nichts mitgeteilt. Der Unfall mit der Standseilbahn, einem der berühmtesten Wahrzeichen der Stadt, ereignete sich um 18.15 Uhr (Ortszeit, 19.05 Uhr MESZ) in der Nähe der Avenida da Liberdade.
Medienberichten zufolge entgleiste die berühmte "Elevador" oder "Ascensor da Glória" genannte Bahn und überschlug sich anschließend. TV-Aufnahmen vom Unfallort zeigten den gelben, zerstörten Waggon, aus dessen Trümmern Rettungskräfte Menschen bargen. Der zweite Waggon am unteren Ende der Strecke wurde offenbar nicht beschädigt. Von CNN Portugal ausgestrahlte Videos zeigten jedoch, wie er zum Unfallzeitpunkt heftig ruckelte und mehrere Fahrgäste aus den Fenstern sprangen und schrien. Rettungsdienstchef Tiago Augusto zufolge waren am Mittwochabend keine weiteren Menschen mehr in der verunglückten Standseilbahn eingeklemmt. Er erklärte, alle Opfer seien mittlerweile aus den Trümmern geborgen worden.
Eine Augenzeugin sagte in "SIC Notícias", die Bahn sei mit lautem Getöse entgleist, die abfallende Straße hinabgerast und gegen ein Gebäude am Restauradores-Platz im Zentrum Lissabons gekracht. Die Standseilbahn sei "mit voller Geschwindigkeit" die steile Straße hinabgerast. "Sie prallte mit brutaler Wucht gegen ein Gebäude und fiel zusammen wie ein Pappkarton; sie hatte keine Bremsen", sagte die Frau. "Das war ohrenbetäubend, ich und andere Passanten sind weggerannt." Schnell seien Sanitäter und Polizisten an der Unfallstelle gewesen, erzählte die junge Frau, die noch sichtlich mitgenommen war.
Der Nachrichtensender "SIC Notícias" berichtete unter Berufung auf den Bahnbetreiber, die Lissabonner Verkehrsgesellschaft Carris, als Unfallursache werde ein Versagen der Bremsen vermutet. Die Kriminalpolizei sei mit mehreren Beamten vor Ort und habe bereits Ermittlungen aufgenommen. Einen solchen Unfall mit einer der Standseilbahnen hatte es in Lissabon bisher nicht gegeben.
Carris erklärte, dass "alle Wartungsprotokolle" eingehalten worden seien. Insbesondere die alle vier Jahre vorgenommene Generalwartung, die 2022 vorgenommen worden sei, und die alle zwei Jahre vorgenommene Zwischenwartung, die zuletzt im vergangenen Jahr stattgefunden habe. Die Generalstaatsanwaltschaft erklärte der Nachrichtenagentur Lusa, dass die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung einleiten werde - wie das Gesetz in solchen Situationen vorschreibe.
Präsident fordert eine rasche Aufklärung
Portugals Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa bedauerte den Unfall "zutiefst" und forderte, dass der Vorfall "rasch von den zuständigen Stellen aufgeklärt" werde. Carlos Moedas, der Bürgermeister der portugiesischen Hauptstadt, sagte gegenüber Reportern: "Es ist ein tragischer Tag für unsere Stadt. Lissabon trauert!" Moedas ist Politiker der konservativ-liberalen Partido Social Democrata. Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.
Die "Gloria"-Bahn ist eine der bekanntesten Touristenattraktionen Lissabons und wurde 1885 in Betrieb genommen. Das beliebte Verkehrsmittel verbindet die Innenstadt Lissabons mit dem für sein Nachtleben bekannten Viertel Bairro Alto. Sie ist eine von drei Standseilbahnen und wird sowohl von Touristen als auch von Anrainern genutzt. Portugal und insbesondere Lissabon haben in den vergangenen zehn Jahren einen Tourismus-Boom erlebt, der in den Sommermonaten zu einem hohen Besucheraufkommen in der Innenstadt führt.
Zusammenfassung
- Bei der Entgleisung der historischen Standseilbahn 'Elevador da Glória' in Lissabon sind am Mittwochabend mindestens 15 Menschen ums Leben gekommen und 18 weitere verletzt worden.
- Die portugiesische Regierung rief für Donnerstag einen nationalen Trauertag aus, während die Ermittlungen zur Unfallursache – vermutlich ein Bremsversagen – noch andauern.
- Die berühmte Bahn, die seit 1885 existiert, prallte laut Augenzeugen mit voller Geschwindigkeit gegen ein Gebäude; Präsident Rebelo de Sousa forderte eine rasche Aufklärung.