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Ungehörte Rufe nach Karfreitags-Regelung

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Zum bereits vierten Mal ist der Karfreitag für Angehörige bestimmter Religionsgemeinschaften kein offizieller Feiertag mehr. Die betroffene evangelische Kirche wird seitdem nicht müde, eine neue Regelung zu finden und fordert einen Feiertag für alle. Politisch blieb der Ruf fast ungehört.

Es war eine der erinnerungswürdigeren Entscheidungen der türkis-blauen Koalition: Der Karfreitag war für die Angehörigen der protestantischen Kirchen sowie der Alt-Katholiken ein gesetzlich anerkannter Feiertag. Nach der Beschwerde eines konfessionslosen Arbeitnehmers, der diesen nicht in Anspruch nehmen konnte, hob der VfGH jedoch die Regelung auf. Laut der neuen Regelung können Angehörige dieser Religionsgemeinschaften derzeit lediglich einen Urlaubstag aus dem bestehenden Kontingent verbrauchen.

Forderungen nach Feiertag für alle

Wie oft die neue Regelung bisher in Anspruch genommen wurde, liegt völlig im Dunkeln. Denn weder Arbeitnehmer-, noch Arbeitgebervertreter verfügen über Datenmaterial, obliegt die Entscheidung doch ganz den Betrieben selbst. Konflikte zu schlichten gebe es jedenfalls keine, berichtete die Bereichsleiterin Soziales in der Arbeiterkammer (AK), Silvia Hruska-Frank, gegenüber der APA. Die Regelung mit dem gesetzlich verbrieften Urlaubstag dürfte im Grunde genommen nicht zur Anwendung kommen.

Dass der Karfreitag als freier Tag für Gläubige damit still und leise beerdigt wurde, wollen auch die betroffenen Kirchen nicht hinnehmen. So fordert die evangelisch-lutherische Kirche im Jahrestakt politische Verhandlungen. Die Abschaffung des Karfreitags als Feiertag für die evangelischen Christen in Österreich sei eine offene und schmerzliche Wunde, meinte etwa der evangelische Bischof Michael Chalupka in der "Kathpress". Er hielte es daher für sinnvoll, den Karfreitag zum allgemeinen Feiertag für alle zu erklären.

Bisher keine Initiative der Regierung

Auch in der Arbeiterkammer hat man die Betroffenheit vieler protestantischer Arbeitnehmer wahrgenommen. "Diese Kränkung ist vorhanden", meint auch Hruska-Frank. Immerhin gelte der Gottesdienstbesuch seit wenigen Jahren als offizieller Dienstverhinderungsgrund auch für Arbeiter und nicht nur mehr für Angestellte. In den meisten Fällen würden sich Arbeitnehmer dann gleich den ganzen Tag frei nehmen.

In der türkis-grünen Bundesregierung hat es bisher keine Initiativen gegeben, die Karfreitags-Regelung in irgendeiner Form zu thematisieren. Im Juli 2021 hatte im Bundesrat ein von der SPÖ eingebrachter Entschließungsantrag, der ebenfalls einen Feiertag für alle vorsah, trotz Zustimmung von FPÖ und Grünen keine Mehrheit gefunden.

ribbon Zusammenfassung
  • Zum bereits vierten Mal ist der Karfreitag für Angehörige bestimmter Religionsgemeinschaften kein offizieller Feiertag mehr.
  • Die Regelung war vor drei Jahren nach einem Urteil des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) aufgehoben worden.
  • Die Regelung mit dem gesetzlich verbrieften Urlaubstag dürfte im Grunde genommen nicht zur Anwendung kommen.
  • So fordert die evangelisch-lutherische Kirche im Jahrestakt politische Verhandlungen.

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