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Türkische Ärztechefin zu Haftstrafe verurteilt

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Sebnem Korur Fincanci, die Leiterin des türkischen Ärzt:innenverbands, wurde zu drei Jahren Haft verurteilt. Der türkische Staat wirft ihr Unterstützung einer Terrororganisation vor. Sie hatte dazu aufgerufen, den mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen gegenüber Kurd:innen zu untersuchen. Nach ihrer Verurteilung wurde sie auf freien Fuß gesetzt.

Ein Gericht in der Türkei hat am Mittwoch die Vorsitzende des türkischen Ärzt:innenverbandes, Sebnem Korur Fincanci, wegen der angeblichen Verbreitung "terroristischer Propaganda" zu einer Haftstrafe verurteilt. Das Gericht verurteilte die 63-jährige Medizinerin zu zwei Jahren, acht Monaten und 15 Tagen Gefängnis, wie türkische Medien berichteten.

Fincanci wurde im Anschluss an die Urteilsverkündung umgehend freigelassen. Haftstrafen von weniger als drei Jahren werden in der Türkei selten vollstreckt.

Fincanci saß seit dem 27. Oktober in Untersuchungshaft. Die renommierte Rechtsmedizinerin hatte eine Untersuchung eines mutmaßlichen Einsatzes chemischer Waffen durch die türkische Armee gegen kurdische Kämpfer:innen gefordert.

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Pro-kurdische Medien und Oppositionsvertreter hatten die türkische Armee beschuldigt, chemische Waffen gegen die Kämpfer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) eingesetzt zu haben. Die PKK gab an, dass bei einem solchen Angriff 17 ihrer Kämpfer:innen in den Bergen des Nordiraks getötet worden seien.

Türkei: "Verleumdung" 

Der türkische Verteidigungsminister nannte die Anschuldigungen "Verleumdung". Staatschef Recep Tayyip Erdogan warf der Ärztin vor, "die Sprache des Terrorismus" zu sprechen. Das Justizverfahren gegen die Vorsitzende des Ärzteverbands wurde international als politisch motiviert angeprangert.

ribbon Zusammenfassung
  • Sebnem Korur Fincanci, die Leiterin des türkischen Ärzt:innenverbands, wurde zu drei Jahren Haft verurteilt.
  • Der türkische Staat wirft ihr Unterstützung für eine Terrororganisation vor.
  • Sie hatte dazu aufgerufen, den mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen gegenüber Kurd:innen zu untersuchen.
  • Nach ihrer Verurteilung wurde sie auf freien Fuß gesetzt.