Türkei: Ermittlungen gegen Oppositionschef Özel eingeleitet
Özel hatte sich am Samstag zur Festnahme von drei Bürgermeistern seiner Partei im Rahmen von Korruptionsermittlungen geäußert. "Jeder wird seinen Platz in der Geschichte bekommen", sagte der Chef der linksnationalistischen Oppositionspartei - diejenigen, die "Wahlergebnisse schützen" genauso wie diejenigen, die Erdogan "und seinen Ängsten" nachgäben. "Sie nehmen ihnen ihr Wahlrecht weg, Sie nehmen ihnen die Bürgermeister weg, die sie gewählt haben, Sie stecken den künftigen Präsidenten ins Gefängnis", sagte Özel weiter.
Der Oppositionsführer bezog sich dabei auf seinen inhaftierten Parteikollegen, Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu. Dieser gilt als wichtigster innenpolitischer Rivale Erdogans, war am 19. März festgenommen worden und sitzt wegen Korruptionsvorwürfen, die er bestreitet, in Untersuchungshaft. Imamoglus Festnahme hatte die größte Protestwelle in der Türkei seit den sogenannten Gezi-Protesten im Jahr 2013 ausgelöst. Dabei waren tausende Menschen festgenommen worden.
Erdogan hatte bereits im November Klage wegen Präsidentenbeleidigung gegen Özel eingeleitet. Zudem laufen weitere Verfahren gegen den CHP-Chef. Türkischen Medien zufolge soll Özel die parlamentarische Immunität entzogen werden, damit wäre es möglich, ihn zu einer Haftstrafe zu verurteilen.
Druck auf die CHP
Die neuen Ermittlungen gegen Özel und die Festnahme der drei CHP-Bürgermeister vom Wochenende sind die jüngsten Schritte in einer Reihe von Ermittlungen gegen Politiker der Partei. Erdogan übt zunehmend Druck auf die CHP aus, die bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr einen großen Sieg gegen seine islamisch-konservative AKP errungen hatte.
Zusammenfassung
- Die türkische Generalstaatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen Oppositionschef Özgür Özel wegen 'Präsidentenbeleidigung' eingeleitet, nachdem er sich bei einer Pressekonferenz am Samstag kritisch zu Präsident Erdogan und Behörden äußerte.
- Hintergrund sind die Festnahmen von drei CHP-Bürgermeistern am Wochenende im Rahmen von Korruptionsermittlungen sowie die Inhaftierung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu am 19. März, der als wichtigster Rivale Erdogans gilt.
- Imamoglus Festnahme löste die größte Protestwelle seit den Gezi-Protesten 2013 aus, und Özel droht neben weiteren Verfahren auch der Entzug der parlamentarischen Immunität.