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Tote und Verletzte bei Putschversuch in Guinea-Bissau

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Bei einem Putschversuch im westafrikanischen Guinea-Bissau sind nach Angaben des Präsidenten mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Genaue Zahlen nannte Umaro Sissoco Embaló nach Angaben der portugiesischen Zeitung "Público" in der Nacht auf Mittwoch nicht. Ein Regierungssprecher gab die Zahl der Toten mit elf an. Die Hintergründe des Putschversuchs sind bisher unklar, Ermittlungen wurden eingeleitet.

Sicherheitskräfte hätten den Angriff nach einem fünfstündigen Schusswechsel am Dienstabend stoppen können, hieß es. In der ehemaligen portugiesischen Kolonie mit knapp zwei Millionen Einwohnern sei wieder "Ruhe eingekehrt", sagte der Präsident. In einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur AFP bestätigte Embalo, die Lage sei "unter Kontrolle". Später meldete er sich auch auf Twitter zu Wort: "Mir geht es gut, Gott sei Dank."

Embaló sprach von einem "gut vorbereiteten und organisierten Angriff" durch Soldaten, an dem auch "Personen im Zusammenhang mit dem Drogenhandel" beteiligt gewesen sein könnten. Der Präsident warf den Verantwortlichen des nach seinen Worten gescheiterten Putschversuchs vor, sie hätten ihn und die Regierung töten wollen. "Sie wollten nicht nur einen Staatsstreich, sie wollten den Präsidenten der Republik, den Premierminister und die Minister umbringen", sagte er der portugiesischen Nachrichtenagentur Lusa zufolge. Weitere Hintergründe blieben jedoch am Mittwoch unklar.

Am Mittwochmorgen hatten Geschäfte und Banken in Bissau wieder geöffnet, wie AFP-Reporter berichteten. Auf den Straßen war aber weniger Verkehr als üblich. Soldaten blockierten den Zugang zum Regierungspalast und patrouillierten auch in der Stadt.

Die regionale Staatengemeinschaft ECOWAS, die Afrikanische Union und UN-Generalsekretär António Guterres äußerten sich "zutiefst besorgt" und forderten die sofortige Rückkehr zur verfassungsgemäßen Ordnung. Frankreich verurteilte am Mittwoch den Putschversuch und rief zur "Einhaltung der verfassungsmäßigen Ordnung" in dem Land auf. Das Auswärtige Amt in Berlin rief Deutsche in dem Land auf, sich von Menschenansammlungen fernzuhalten. Die Lage sei "volatil und unübersichtlich".

Der Putschversuch kommt nicht komplett überraschend. Bereits im Oktober kursierten Gerüchte, innerhalb der Armee gebe es Umsturzpläne. Anfang 2020 hatte sich Embaló nach umstrittenen Präsidentschaftswahlen zum Sieger erklärt. Ecowas erkannte das Ergebnis erst Wochen später an. Seitdem regiert Embaló mit harter Hand. Ihm wird vorgeworfen, Oppositionelle, Journalisten und Menschenrechtler zu verfolgen. Wenige Tage vor dem Putschversuch hatte Embaló sein Kabinett umgebildet.

Der westafrikanische Staat mit seinen knapp zwei Millionen Einwohnern gilt als Knotenpunkt für den Kokain-Schmuggel zwischen Lateinamerika und Europa und hat seit seiner Unabhängigkeit von Portugal im Jahr 1974 bereits mehrere Putsche oder Umsturzversuche erlebt. Das am Atlantik liegende Land mit einer Fläche, die knapp jener der Schweiz entspricht, gehört mit seiner überwiegend jungen Bevölkerung zu den ärmsten Staaten der Welt. Zwar verfügt Guinea-Bissau über Bodenschätze wie Gold, Gas und Bauxit, doch gilt die Landwirtschaft als größter Devisenbringer für die Volkswirtschaft.

In der Region riss das Militär bei Umstürzen in den vergangenen 18 Monaten in den Krisenstaaten Mali, Guinea und Burkina Faso die Macht an sich. Experten sorgen sich um die Stabilität der Region.

ribbon Zusammenfassung
  • Bei einem Putschversuch im westafrikanischen Guinea-Bissau sind nach Angaben des Präsidenten mehrere Menschen getötet und verletzt worden.
  • Genaue Zahlen nannte Umaro Sissoco Embaló nach Angaben der portugiesischen Zeitung "Público" in der Nacht auf Mittwoch nicht.
  • Ein Regierungssprecher gab die Zahl der Toten mit elf an.
  • Frankreich verurteilte am Mittwoch den Putschversuch und rief zur "Einhaltung der verfassungsmäßigen Ordnung" in dem Land auf.