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Tennessee: Wo Nepp seine Ideen herkriegt

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Die Wiener FPÖ schießt gegen Drag-Performances für Kinder. Dazu könnten sie die amerikanischen Republikaner inspiriert haben, zuletzt traten im US-Bundesstaat Tennessee diverse Gesetze in Kraft, die LGBTQA*-Personen diskriminieren.

Die Wiener Freiheitlichen haben eine Sondersitzung des Wiener Landtags zum Thema "Jugendschutz darf nicht durch Förderungen der Stadt Wien ausgehebelt werden!" beantragt. Sie wollen Drag-Queen-Shows für Kinder verbieten.

"Drag" bezeichnet eine Kunstform, bei der die Künstler:innen als ein anderes Geschlecht als das, mit dem sie sich identifizieren, performen. "Drag-Queen" ist ein männlicher Performer, der als oft sehr hyper-feminine Frau performt, "Drag-Kings" sind Frauen, die als Männer auftreten. Wer Drag performt, ist nicht per se trans, oder homosexuell. Häufig ist das der Fall, "Drag" als Kunstform ist abseits des heteronormativen Mainstreams angesiedelt. 

Kein Kinderschutz, sondern Diskriminierung

Was die FPÖ in ihrer Aussendung als "Kinderschutz" bezeichnet, hat seine Inspiration in Gesetzen im US-amerikanischen Staat Tennessee. Tennessee liegt an der Ostküste der USA und zählt zu den als konservativ geltenden Südstaaten.

Dort wurde ein Gesetzesentwurf bewilligt, der "Kabarett-Performances für Erwachsene" in der Öffentlichkeit oder in der Anwesenheit von Kindern verbietet. Diese Veranstaltungen, zu denen auch Drag-Performances zählen, dürfen nicht mehr in einem Umkreis von 304 Metern (1.000 ft) von Schulen, öffentlichen Parks, oder religiösen Orten stattfinden. Ein weiteres Gesetz ermöglicht es Geistlichen oder vom Staat lizenzierten Personen, die Paare trauen, sich zu weigern, wenn sie auf Basis ihrer Religion nicht mit der Eheschließung einverstanden sind. 

Verboten wurde auch die Verschreibung geschlechts-angleichender Eingriffe für Minderjährige. Dazu zählen Pubertäts-Blocker, Hormone und Operationen. 

Bis zu ein Jahr Gefängnis

Der Strafrahmen beträgt laut dem öffentlichen Radiosender "NPR" eine Geldstrafe von bis zu 2.500 Dollar und/oder ein Jahr im Gefängnis. Wer mehrfach dagegen verstößt, kann zu bis zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt werden. 

Drag-Shows finden in den USA häufig in Bars statt, zu denen Minderjährige oder Personen, die unter dem Alter von 21 Jahren sind, keinen Zutritt haben. Kinder können das Programm für Erwachsene damit sowieso nicht sehen. Drag-Performances für Kinder, wie zum Beispiel-Lesungen, sind eigens dafür jugendfreundlich gestaltet. 

Kriminalisierung von trans Personen

Neun Staaten, mit einer Mehrheit der konservativen Republican Party hatten zuletzt Anti-LGBTQA*-Gesetze eingeführt. Kritiker sehen darin eine Kriminalisierung von trans Personen. Die Gesetzgebung würde auch eine Unsicherheit für Betroffene schaffen, da sie vage sei und nicht klar sei, welche Vorgaben als Nächstes kommen würden. So sei es der Polizei in Tennessee nun möglich, jegliche Art von verkleideter Person zu verhaften, die sich in der Nähe von Kindern befindet. Auch Schultheaterstücke könnten davon betroffen sein.

Gesetze gegen Veranstaltungen, bei denen die heteronormativen Geschlechterrollen aufgezeigt werden, haben Tradition. So wurde 1863 in San Francisco der erste Bann dieser Art erlassen. Derartige Gesetze wurden im 20. Jahrhundert aufgehoben. 

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  • Die Wiener FPÖ schießt gegen Drag-Performances für Kinder.
  • Dazu könnten sie die amerikanischen Republikaner inspiriert haben, zuletzt traten im US-Bundesstaat Tennessee diverse Gesetze in Kraft, die LGBTQA*-Personen diskriminieren.