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Sven Hergovich: "Kurz-Kopie" oder "erfrischender" Jungstar?

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Der designierte Chef der SPÖ Niederösterreich weckt in seiner Partei hohe Erwartungen. Die Hoffnungen gründen auch auf seinen Pilotprojekten als AMS-Chef im Bundesland.

Schon lange nicht hat eine Personalentscheidung in einer SPÖ-Landesorganisation so viele Schlagzeilen in ganz Österreich gemacht. Das dürfte zum einen an der steilen Karriere von Sven Hergovich in jungem Alter (34) liegen, zum anderen am gewandten Auftreten des Wahl-Niederösterreichers, das auf große politische Ambitionen schließen lässt.

Während der ehemalige SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina in der "ZiB 2" in Hergovich einen "erfrischenden jungen Burschen" erkannte, erinnerte beispielsweise den "Standard"-Journalisten Thomas Mayer auf Twitter Hergovichs Gestik, "das Spiel mit den Händen", an Sebastian Kurz (ÖVP). Dem Ex-Kanzler war von Kritikern ja stets eine übertriebene (Selbst-)Inszenierung vorgeworfen worden.

Am Montag ist Hergovich, bisher Geschäftsführer des AMS Niederösterreich, als Parteichef der SPÖ Niederösterreich designiert worden. Er folgt damit dem glücklosen Franz Schnabl, unter dem die SPÖ bei der Landtagswahl mit 20,66 Prozent hart auf dem dritten Platz gelandet ist. Aufgewachsen ist Hergovich in Wien-Favoriten, in dem Bezirk war er auch Obmann der SPÖ-Organisation Junge Generation. Mit 24 Jahren kam er ins Kabinett der damaligen Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ), später arbeitete er auch im Kabinett von Ex-Arbeits- und Sozialminister Alois Stöger (ebenfalls SPÖ).

Pilotprojekte

In seiner Zeit als Chef des AMS Niederösterreich von 2018 bis 2023 erhielten besonders zwei Projekte ein großes Echo. In Gramatneusiedl bekommt seit Herbst 2020 jeder, der länger als neun Monate arbeitslos ist, einen Job - aus öffentlicher Hand finanziert - garantiert. Ein Konzept, das die sozialdemokratische Seele berührt - in Gramatneusiedl, genauer im heutigen Ortsteil Marienthal, hatten Soziologen in den 1930er Jahren einst die schlimmen Auswirkungen von langer Arbeitslosigkeit untersucht und dokumentiert. Das zweite Projekt: Im kleinen Sigmundsherberg im Waldviertel gründete das AMS auf Hergovich-Initiative das erste Klimaschutz-Ausbildungszentrum in Europa - Arbeitslose sollen zu Fachkräften in den Bereichen Ökologie, Umweltschutz und grüner Energiewirtschaft geschult werden.

Nun wird Hergovich als niederösterreichischer SPÖ-Chef und Landesrat selbst berufliches Neuland betreten. Auch ein Arbeitsübereinkommen in der Landesregierung mit der auf knapp unter 40 Prozent gefallenen ÖVP gilt als wahrscheinlich. Dieses wird Hergovich mit der erfahrenen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) verhandeln müssen.

Interne Diplomatie

Gegenüber der eigenen Partei war Hergovich in seinem ersten Interview in der "ZiB 2" am Montagabend auf Diplomatie und Äquidistanz zu den Parteiflügeln bedacht. Auf die Frage, ob er es eher mit dem Traiskirchner SPÖ-Bürgermeister Andreas Babler oder dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil halte, sagte Hergovich, er habe "zu beiden ein gutes Gesprächsverhältnis". Dass er die SPÖ-Obfrau Pamela Rendi-Wagner "natürlich" unterstützt, ließ er aber erst auf Nachfrage wissen. Der Hoffnungsträger kennt eben bestens die Stimmung in seiner Partei.

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"Krone"-Journalist Erich Vogl analysiert die Entwicklungen in der SPÖ nach der verlorenen Landtagswahl in Niederösterreich.

ribbon Zusammenfassung
  • Der designierte Chef der SPÖ Niederösterreich, Sven Hergovich, weckt in seiner Partei hohe Erwartungen.
  • Die Hoffnungen gründen auch auf seinen Pilotprojekten als AMS-Chef im Bundesland.

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