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Massive Luftangriffe: AKW Saporischschja ohne Strom

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Bei den seit Monaten schwersten russischen Raketenangriffen auf die ukrainische Energieversorgung ist am Freitag unter anderem eine Stromleitung zum Atomkraftwerk Saporischschja gekappt worden.

Die Hochspannungsleitung Dniprowskaja sei in der Früh ausgefallen, teilte die Kraftwerksleitung des vom russischen Militär besetzten Kraftwerks im Süden der Ukraine auf Telegram mit.

Die Stromversorgung gewährleiste eine Ersatzleitung, Gefahr für die Sicherheit des AKW bestehe nicht, hieß es weiter.

Bei den schwersten russischen Angriffen auf die ukrainische Energie-Infrastruktur seit Kriegsbeginn sind in der Nacht auf Freitag mindestens zwei Menschen getötet worden. 14 Menschen seien verletzt worden, teilte das Innenministerium in Kiew mit. Drei Menschen würden vermisst.

151 russische Raketen

Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, sie habe bei den massiven Angriffen in der Nacht 92 von 151 russischen Raketen und Drohnen abgeschossen. Mehr als eine Million Menschen waren ohne Strom.

"Die Welt erkennt die Ziele der russischen Terroristen absolut klar: Kraftwerke und Stromleitungen, der Damm eines Wasserkraftwerks, gewöhnliche Wohnhäuser und sogar ein Trolleybus", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram. Den Angehörigen der Opfer sprach er sein Beileid aus. 

In der Nacht herrschte in weiten Teilen der Ukraine Luftalarm. Nach Angaben der ukrainischen Flugabwehr hatte Russland Marschflugkörper von strategischen Bombern des Typs Tu-95 aus dem Raum rund ums Kaspische Meer abgeschossen.

Später wurden auch Angriffe mit Drohnen und ballistischen Raketen unter anderem vom Typ Kinschal gemeldet. Ins Visier gerieten praktisch alle Landesteile der Ukraine von Lwiw im Westen bis nach Donezk im Osten, von Charkiw und Sumy im Norden bis nach Odessa und Mykolajiw im Süden. 

Russland nimmt Energiesystem ins Visier

Einschläge auf Energieobjekte gab es offiziellen Angaben nach unter anderem in Mykolajiw, Saporischschja, Dnipropetrowsk, Charkiw, Lwiw und Sumy. "Das Ziel (der Angriffe) besteht nicht nur darin, das Energiesystem des Landes zu beschädigen, sondern wie im letzten Jahr erneut zu versuchen, einen großflächigen Ausfall herbeizuführen", schrieb der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko auf Facebook.

Er räumte mehrere Treffer und Stromausfall in verschiedenen Regionen ein. In der Großstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine gab es nach Angaben des Bürgermeisters am Freitag in der Früh etwa 15 Explosionen wegen russischer Raketenangriffe. Ihor Terechow zufolge waren die Angriffe darauf angelegt, die Stromversorgung der Stadt zu zerstören. Teilweise sei es zu Stromausfällen in der ganzen Stadt gekommen.

Die russischen Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur und andere zivile Einrichtungen wurden von Österreich scharf verurteilt. "Diese Angriffe sind gefährlich und verantwortungslos. Während Putin seinen Krieg fortsetzt, stehen wir weiterhin zur Ukraine", teilte das Außenministerium am Freitag auf X (vormals Twitter) mit.

 

ribbon Zusammenfassung
  • Bei den schwersten russischen Raketenangriffen seit Monaten auf die ukrainische Energieinfrastruktur wurde eine Stromleitung zum AKW Saporischschja gekappt, eine Ersatzleitung verhindert jedoch eine Gefährdung der Anlage.
  • Die Angriffe erfolgten landesweit mit Marschflugkörpern, Drohnen und ballistischen Raketen, wobei mehrere Energieobjekte getroffen wurden; das Ziel sei laut dem ukrainischen Energieminister, einen großflächigen Ausfall herbeizuführen.
  • Das seit März 2022 von russischen Truppen besetzte AKW Saporischschja, Europas größtes Kernkraftwerk, wurde bereits mehrfach beschossen; trotz der Angriffe ist die Sicherheit durch fortlaufende Kühlung der heruntergefahrenen Reaktoren gewährleistet.