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SPÖ-Parteitag ohne Rendi-Wagner

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Pamela Rendi-Wagner wird dem SPÖ-Parteitag, bei dem ihre Nachfolge entschieden wird, nicht beiwohnen.

Das kündigt die scheidende Parteichefin in einem Interview mit der "Kronen Zeitung" an. Ob sie das Duell zwischen Hans Peter Doskozil und Andreas Babler via Stream verfolgen wird, hat sie noch nicht entschieden: "Ich werde mal die Familie fragen, ob sie andere Pläne hat." Begründet wird ihre Absenz damit, dass der neue Vorsitzende im Mittelpunkt stehen soll.

Eine Wahlempfehlung wird Rendi-Wagner nicht abgeben: "Wer immer gewinnt, dem gratuliere ich schon heute und wünsche ihm alles Gute."

Keine berufliche Pause

Eine berufliche Pause will Rendi-Wagner nicht einlegen. Für eine interessante Aufgabe im medizinischen Bereich sei sie jedenfalls offen: "Für eine Auszeit weniger." Überlegt wird von der scheidenden Parteivorsitzenden, ein Buch zu verfassen, Arbeitstitel "Diagnose". Was Rendi-Wagner an der Politik nicht vermissen wird? - "Die Heuchelei".

Abschied mit Schmerz

Von den letzten viereinhalb Jahren nehme sie vor allem das Positiv mit, auch wenn "weite Strecken wirklich nicht einfach waren". An ihrem Rückzug aus der Politik halte sie fest: "Ein klarer Schlussstrich. So, wie ich es immer gesagt habe".

Ein leichter Abschied sei es jedoch nicht: "Natürlich ist da auch Schmerz. [...] Ich nehme Abschied von etwas, das ich gerne und wirklich mit großer Leidenschaft gemacht habe, mit hundertprozentigem Einsatz". Für sie gehe einer der "wichtigsten, vielleicht prägendsten und spannendsten Abschnitte meines beruflichen Lebens zu Ende". 

Trotzdem werde sie SPÖ-Mitglied bleiben, egal, wer an der Parteispitze stehen wird: "Ich bleibe den Werten der Sozialdemokratie verbunden".

"Hätte es auch gern weitergemacht". 

Dass sie die Mitgliederbefragung verloren hat, habe sie eine halbe Stunde vor Bekanntgabe des Ergebnisses durch die Leiterin der Wahlkommission erfahren. Ihr erster Gedanke: "So ist es". Tränen habe es keine gegeben. Sie habe genug Zeit gehabt, sich auf dieses Szenario vorzubereiten und "Wehleidigkeit hat auch in der Politik keinen Platz". 

Verbittert über das Ergebnis ist sie nicht, trotzdem gehe es ihr nahe, wenn das nicht der Fall wäre, hätte die Leidenschaft gefehlt. "Aber ich habe das bis zuletzt mit Herzblut, Leidenschaft, mit all meinem Einsatz gemacht. Ich hätte es auch gerne weitergemacht. Aber ich denke mir, alles im Leben hat einen Sinn …". 

Mangel an Frauen in SPÖ-Führungspositionen

Frauen in Führungsposition sind in der SPÖ beinahe Mangelware. In den Bundesländern gibt es lediglich eine Frau an der Spitze der Partei - die Vorarlberger Chefin Gabriele Sprickler-Falschlunger. Mit Rendi-Wagners Ausstieg aus der Politik, kommt die Frage auf: Ist die SPÖ eine reine Männerpartei?

"Ab jetzt jedenfalls mehr als davor", sagt die Noch-Vorsitzende. "In der Politik werden männliche Rituale und narzisstische Egotrips sehr oft gleichgesetzt mit Führungsstärke. Und das ist falsch". Genau diese Männer würde man dann als "Political Animals" anpreisen, kritisiert Rendi-Wagner.  

Gescheitert in den Bemühung um eine Zusammenarbeit mit Doskozil

Dass Andreas Babler, Vorsitz-Kandidat und Bürgermeister von Traiskirchen, sie gerne in seinem Team gehabt hätte, freue sie, das Angebot werde sie aber "sicher nicht annehmen".

Gescheitert sei sie in ihren "Bemühungen, Hans Peter Doskozil viereinhalb Jahre lang zur Zusammenarbeit mit uns als Partei zu bewegen". Man habe zu akzeptieren, dass Doskozil, das nicht wollte, was "uns schließlich in die Situation gebracht hat, in der wir jetzt sind."

ribbon Zusammenfassung
  • Pamela Rendi-Wagner wird dem SPÖ-Parteitag, bei dem ihre Nachfolge entschieden wird, nicht beiwohnen.
  • Das kündigt die scheidende Parteichefin in einem Interview mit der "Kronen Zeitung" an.
  • Begründet wird ihre Absenz damit, dass der neue Vorsitzende im Mittelpunkt stehen soll.
  • Überlegt wird von der scheidenden Parteivorsitzenden, ein Buch zu verfassen, Arbeitstitel "Diagnose".

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