"Sozial nicht treffsicher": Ökonomin kritisiert Strompreisbremse

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Die Ökonomin Heike Lehner bemängelt die Umsetzung der Strompreisbremse. Sie sei nicht sozial treffsicher und biete für kleine Haushalte kaum Anreize zum Stromsparen.

Die Bundesregierung hat sich offenbar auf eine Strompreisbremse geeinigt. Für 80 Prozent des durchschnittlichen Vorjahresverbrauchs eines österreichischen Haushalts soll zukünftig ein geringerer Strompreis bezahlt werden. Für jenen Stromverbrauch, der darüber hinaus geht, gilt der Marktpreis. Die Regierung verspricht sich davon eine Entlastung von ca. 500 Euro jährlich pro Haushalt und einen Anreiz zum Stromsparen. Die Ökonomin Heike Lehner von der WU Wien ordnet diese Maßnahme im Gespräch mit PULS 24 Anchorwoman Bianca Ambros ein. 

Lehners Hauptkritikpunkt ist die fehlende soziale Treffsicherheit und der geringe Sparanreiz der Strompreisbremse. Die Grenze von 80 Prozent orientiert sich am Durchschnittsverbrauch eines Dreipersonen-Haushalts. Demnach würden Singles und Menschen in Zweipersonen-Haushalten überdurchschnittlich von dem Modell profitieren. Für diese Gruppe entstehe kaum ein Sparanreiz, da der Großteil ihres Verbrauchs von der Strompreisbremse gedeckt ist.

Darüber hinaus bemängelt die Ökonomin, dass die Maßnahme auch jenen zugute komme, die sie gar nicht brauchen. Es sei zielführender und kostensparender, nur tatsächlich bedürftige Personen zu unterstützen. Im Allgemeinen sei die Strompreisbremse Teil eines "Fleckerlteppich" an Maßnahmen, bei dem sich kein durchdachtes Konzept erkennen lasse.

Ähnlich sieht das auch Ökonom Lukas Sustala vom NEOS-Lab. Auch er bemängelt im PULS 24 Interview, dass die Maßnahme nicht sozial treffsicher sei und somit die "schlechteste und grobe Variante" von Hilfe.

Ökonom Sustala: Strom kommt trotz Preisbremse manchen weiter teuer

Auch der Ökonom Joel Tölgyes vom Momentum Institut bemängelt die fehlende soziale Treffsicherheit der Strompreisbremse. Zusätzlich kritisiert er, dass die Gegenfinanzierung noch unklar ist. Um sicherzustellen, dass die Haushalte wirklich entlastet werden, schlägt er eine Übergewinnsteuer vor.

Ökonom Tölgyes zu Strompreisbremse: "Differenzierung nach Einkommen fehlt"

ribbon Zusammenfassung
  • Ökonomin Heike Lehner erklärt die Strompreisbremse für "sozial nicht treffsicher".
  • Da die Bremse für Drei-Personen-Haushalte ausgelegt sei, gebe es für Singles und kleine Haushalte kaum einen Anreiz zum Stromsparen, meint sie.

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