APA/APA/AFP/OLEKSANDR GIMANOV

Schwere Angriffe auf Odessa und Dnipro

0

Kurz vor dem zweiten Jahrestag ihres Angriffs gegen die Ukraine hat die russische Armee das Land erneut mit Raketen- und Drohnenangriffen überzogen. Allein in der südukrainischen Stadt Odessa seien in der Nacht auf Freitag bei Angriffen drei Menschen getötet worden, erklärte die ukrainische Polizei im Online-Dienst Telegram. Aus der Region um die zentralukrainische Stadt Dnipropetrowsk meldete Gouverneur Serhij Lysak eine "Horrornacht".

Die russischen Truppen sind nach der Einnahme von Awdijiwka unterdessen weiter nach Westen vorgerückt, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Die Streitkräfte hätten in der zurückliegenden Woche auch eine Reihe von Waffen zerstört, die der Westen der Ukraine zur Verfügung gestellt habe. Darunter sieben von Großbritannien gelieferte Storm Shadow-Marschflugkörper, eine Flugabwehrrakete und ein Abschussfahrzeug vom US-Typ Patriot sowie 42 HIMARS-Raketen.

Rettungskräfte durchsuchten die Trümmer eines schwer beschädigten Gebäudes, in dem die Wohnungen "vollkommen zerstört" worden seien. Beim Beschuss von Odessa mit Raketen und Drohnen wurde nach Polizeiangaben eine "zivile Infrastruktureinrichtung" in Brand gesetzt. Der ukrainische Generalstab schrieb in seinem täglichen Frontbericht am Freitag, die Luftabwehr habe über Nacht 23 russische Drohnen abgeschossen.

Kurz vor dem zweiten Jahrestag der russischen Invasion ist die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in die Ukraine gereist. Zusammen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ehrte sie in der westukrainischen Großstadt Lwiw (Lemberg) gefallene ukrainische Soldaten, wie das Präsidentenbüro in Kiew am Freitag mitteilte.

Frederiksen unterzeichnete zusammen mit Selenskyj auch ein zehnjähriges Sicherheitsabkommen zwischen Dänemark und der Ukraine. Damit bekräftigt Dänemark seine Unterstützung für die Unabhängigkeit, Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine innerhalb ihrer international anerkannten Grenzen von 1991. Ähnliche Abkommen hatte Kiew zuvor bereits mit Großbritannien, Deutschland und Frankreich unterzeichnet. Mit diesem Abkommen stellt Kopenhagen der Ukraine für dieses Jahr militärische Hilfsgelder von Kopenhagen in Höhe von mindestens 1,8 Milliarden Euro in Aussicht. Von 2023 bis 2028 sollen insgesamt 8,5 Milliarden Euro von Kopenhagen allein für Militärhilfen an die Ukraine fließen. Darüber hinaus wurde in dem Abkommen festgehalten, dass Dänemark die bereits bestehende Zusammenarbeit vor allem im Militärbereich fortsetzen wird.

Auch die Niederlande schloss einen Sicherheitspakt mit dem bedrängten Land. "Ohne westliche Unterstützung wird die Ukraine, wie wir sie kennen, aufhören zu existieren", sagte Außenministerin Hanke Bruins Slot am Freitag. Die russische Bedrohung gefährde Stabilität und Sicherheit in Europa. Mit der Vereinbarung wollte die Niederlande die militärische Unterstützung fortsetzen, beim Wiederaufbau helfen und die Cyberabwehr verbessern.

Tschechien gab indes eine Initiative zum Kauf von Artilleriemunition aus Drittländern für die Ukraine bekannt. Mehrere Länder wie Dänemark und Kanada beteiligten sich an dem Vorhaben, teilte das tschechische Verteidigungsministerium am Freitag mit. Die "Financial Times" berichtete, dass europäische Hauptstädte versuchten, 1,5 Milliarden Dollar (1,38 Mrd. Euro) an Soforthilfe aufzubringen, um die Ukraine im Rahmen des tschechischen Plans mit Munition zu versorgen. Die EU hat eingeräumt, dass sie die bis März geplante Lieferung von einer Million Granaten um fast die Hälfte verfehlen wird.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief unterdessen erneut die Abgeordneten des US-Kongresses dazu auf, die seit Wochen blockierte zusätzliche Militärhilfe im Wert von 60 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 55,4 Milliarden Euro) für sein Land zu bewilligen.

In einem am Donnerstag (Ortszeit) ausgestrahlten Interview mit dem rechtskonservativen US-Fernsehsender Fox News sagte Selenskyj: "Wird die Ukraine ohne die Unterstützung des Kongresses überleben? Ja, natürlich. Aber nicht wir alle." Es sei für die USA zudem auch finanziell viel günstiger, die Ukraine jetzt zu unterstützen, als sich dem russischen Präsidenten Wladimir Putin später entgegenzustellen, falls er in der Ukraine militärisch erfolgreich sei.

Der russische Präsident selbst pries vor dem zweiten Jahrestag der Invasion in einer Videobotschaft die "echten Helden", die in der Ukraine kämpften. In seiner Ansprache zum jährlich in der Hauptstadt Moskau begangenen "Tag des Verteidigers des Vaterlands" hob Putin hervor, dass die "Militär- und Industriekomplexe" sowohl die Waffenproduktion als auch die Versorgung der Truppen "um ein Vielfaches gesteigert" hätten.

Im weiteren Verlauf des Tages soll Putin Blumen am Grab des unbekannten Soldaten vor dem Kreml niederlegen, üblicherweise entbietet er zudem den Soldaten des Landes einen Gruß. Auch in Schulen wird der "Tag des Verteidigers des Vaterlands" üblicherweise mit patriotischem Pomp begangen.

Der Beginn der russischen Invasion jährt sich am Samstag zum zweiten Mal. Nach mehr als einem Jahr festgefahrener Kämpfe geht Moskau in der Ostukraine wieder in die Offensive. Die ukrainischen Soldaten leiden unterdessen zunehmend unter Munitionsmangel - unter anderem wegen der Verzögerung weiterer Militärhilfe aus den USA. Sein Land befinde sich an der Front in einer "extrem schwierigen" Situation, sagte der ukrainische Präsident Selenskyj zu Beginn der Woche.

ribbon Zusammenfassung
  • Vor dem zweiten Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine verübte Russland schwere Raketen- und Drohnenangriffe auf die Städte Odessa und Dnipro, dabei wurden in Odessa drei Menschen getötet.
  • Die USA reagieren mit dem bisher größten Sanktionspaket gegen Russland, das mehr als 500 Personen und Einrichtungen betrifft, und kündigen juristische Schritte gegen russische Oligarchen an.
  • Während Präsident Selenskyj die USA um die Freigabe blockierter Militärhilfe in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar bittet, steigert Russland unter Putin die Waffenproduktion und ehrt die 'echten Helden' im Ukraine-Konflikt.