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Russland lehnt Vorschläge zur Demilitarisierung von AKW ab

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Russland hat die Vorschläge der Vereinten Nationen für eine Entmilitarisierung der Zone um das besetzte Atomkraftwerk Saporischschja abgelehnt.

Das sei inakzeptabel, weil dadurch die Anlage noch anfälliger werde für Angriffe, sagte ein Sprecher des russischen Außenministeriums am Donnerstag in Moskau. Russland erwarte vielmehr, dass schon in "unmittelbarer Kürze" Expertinnen und Experten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) das AKW besichtigen werden.

Streit um Reiseweg der Experten

Eine solche Mission ist seit langem geplant. Der Machtapparat in Moskau hatte immer wieder erklärt, dass sich die IAEA davon überzeugen könne, dass Russland lediglich für die Sicherheit des größten Kernkraftwerks in Europa sorge. Zuletzt hatten die Vereinten Nationen Vorwürfe Moskaus zurückgewiesen, die UNO habe eine IAEA-Mission verhindert.

Dem Vernehmen nach gibt es Streit etwa um den Reiseweg der Experten durch das Kriegsgebiet, das teils von ukrainischen und teils von russischen Truppen kontrolliert wird. Das AKW wird immer wieder beschossen, Russland und die Ukraine geben sich dafür gegenseitig die Schuld. Die russischen Besatzer und das Verteidigungsministerium in Moskau sprachen auch am Donnerstag von massivem Beschuss.

Selenskyj besteht auf Entmilitarisierung

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besteht unterdessen darauf, das von russischen Truppen besetzte Atomkraftwerk in Saporischschja zu entmilitarisieren. Die Anlage müsse vollständig von den "Aggressoren" befreit werden, schrieb Selenskyj nach einem Treffen mit UNO-Generalsekretär Antonio Guterres und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag auf Telegram. "Dieser beabsichtigte Terror seitens des Aggressors kann global katastrophale Konsequenzen haben."

Russland droht mit Abschalten von AKW

Die Vereinten Nationen müssten für die Sicherheit dieses strategischen Objekts sorgen. Russland drohte indes damit, die Reaktoren von Europas größtem AKW herunterzufahren. Die Kriegsparteien machen sich gegenseitig für den anhaltenden Beschuss der Anlage verantwortlich. Seit März halten russische Truppen das Kraftwerk besetzt, es wird aber weiterhin von ukrainischen Technikern betrieben. Die Regierung in Moskau weist bisher auch international gestellte Forderungen nach einer entmilitarisierten Zone um das AKW zurück. Dies sei "inakzeptabel", erklärte das Außenministerium in Moskau.

Gefahr einer Katastrophe

Das Verteidigungsministerium sprach davon, das AKW herunterzufahren, sollte es weiterhin beschossen werden. Ukrainische Vertreter warfen Russland vor, das AKW an das russische Netz anschließen zu wollen. Sie warnten außerdem, ein Herunterfahren der Meiler würde die Gefahr einer nuklearen Katastrophe erhöhen. Das Herunterfahren eines AKW ist ein komplizierter Prozess, weil dabei die nukleare Kettenreaktion unterbrochen werden muss, ohne dass dabei eine Kernschmelze entsteht.

Guterres und Erdogan in Lwiw

UN-Generalsekretär António Guterres reiste in die westukrainische Stadt Lwiw (Lemberg), um mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan auch über das von Russland besetzte AKW zu sprechen. Guterres hatte am 11. August gesagt, dass das AKW nicht Teil einer Militäroperation sein dürfe. Es müsse dringend entmilitarisiert und gesichert werden. Bei den Gesprächen in Lwiw ist die russische Seite nicht vertreten.

Die russische Armee war vor knapp sechs Monaten in die Ukraine einmarschiert. Das Atomkraftwerk Saporischschja ist mit sechs Reaktoren und einer Nettoleistung von 5700 Megawatt das größte Kernkraftwerk Europas.

Der Besatzungsvertreter Wladimir Rogow im Gebiet Saporischschja sagte, dass Guterres willkommen sei, sich selbst ein Bild im AKW und in der Region zu machen. Er könne dann mit eigenen Augen sehen, dass von ukrainischer Seite geschossen werde und die Menschen dort Teil Russlands sein wollten. Rogow warf Selenskyj "atomaren Terrorismus" vor, weil er die Kraftwerkstadt Enerhodar beschießen lasse.

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  • Das sei inakzeptabel, weil dadurch die Anlage noch anfälliger werde für Angriffe, sagte ein Sprecher des russischen Außenministeriums am Donnerstag in Moskau.