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Russischer Vize-Generalstabschef wegen Korruption verhaftet

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In Moskau ist der Vizechef des russischen Generalstabs, Wadim Schamarin, laut Staatsmedien wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden. Ein Militärgericht in der russischen Hauptstadt ordnete am Donnerstag zunächst für zwei Monate Untersuchungshaft gegen den Generalleutnant an, weil er Bestechungsgelder in besonders großem Umfang angenommen haben soll, meldete die staatliche Nachrichtenagentur TASS.

Nach Angaben der Ermittler geht es um eine Summe von 36 Millionen Rubel (rund 360.000 Euro). Der 52-Jährige Schamarin, der die Hauptabteilung Kommunikation leitete, soll beim Abschluss von Verträgen Bestechungsgelder kassiert haben. Die russische Militärführung wird seit Wochen von Korruptionsskandalen und Festnahmen erschüttert - mitten in Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Nach einem Bericht der russischen Zeitung "Kommersant" hatte es zuvor auch eine Durchsuchung gegeben bei Schamarin. Der General sei dann zum Verhör in die Militärabteilung des Ermittlungskomitees gebracht und schließlich festgenommen worden. Zuvor waren auch Vize-Verteidigungsminister Timur Iwanow und der Chef der Kader-Hauptabteilung, Juri Kusnezow, verhaftet worden.

Am Abend bestätigte dann das Ermittlungskomitee Medienberichte über eine weitere Festnahme im Verteidigungsministerium. Wladimir Wertelezki, der Chef der Abteilung für die Sicherstellung staatlicher Ankäufe von Waffen und militärischer Ausrüstung, werde Amtsmissbrauch vorgeworfen, heißt es. Er habe Forschungs- und Konstruktionsarbeiten für das Ministerium abgenommen, die gar nicht geleistet worden seien und damit dem Staat einen Schaden von umgerechnet 700.000 Euro zugefügt. Die Medien hatten zuvor von Bestechung geschrieben.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wies zurück, dass es nun eine umfassendere Kampagne gegen die Beamten des Verteidigungsministeriums gebe. "Der Kampf gegen Korruption ist eine dauerhafte Arbeit", sagte er. Das gehöre zu den grundlegenden Aufgaben der Strafverfolgungsbehörden. Die Bekämpfung von Bestechung laufe in allen Behörden und werde auf föderaler und kommunale Ebene fortgesetzt.

Der russische Militärapparat gilt als extrem korrupt. Vor allem der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte immer wieder eine Schmiergeldwirtschaft in der Militärführung beklagt und Niederlagen in dem Angriffskrieg gegen die Ukraine auch darauf geschoben. Der frühere Vertraute von Machthaber Wladimir Putin starb im August bei einem Flugzeugabsturz - zwei Monate nach einem gescheiterten Aufstand.

Prigoschins Kritik richtete sich vor allem auch gegen Sergej Schoigu, den Putin in diesem Monat als Verteidigungsminister abberief und zum neuen Sekretär des nationalen Sicherheitsrates machte. Für Ordnung in der Militärführung und bei den Ausgaben sorgen soll nun der Wirtschaftsexperte Andrej Beloussow als neuer Verteidigungsminister. Generalstabschef Waleri Gerassimow soll nach Kreml-Angaben auf seinem Posten bleiben. An den Kriegszielen in der Ukraine ändere sich nichts, hieß es in Moskau.

ribbon Zusammenfassung
  • Wadim Schamarin, Vizechef des russischen Generalstabs, wurde wegen des Verdachts der Korruption festgenommen; ihm wird vorgeworfen, Bestechungsgelder in Höhe von 36 Millionen Rubel angenommen zu haben.
  • Die russische Militärführung erlebt eine Welle von Festnahmen, darunter auch der Vize-Verteidigungsminister und der Chef der Kader-Hauptabteilung, sowie Vorwürfe des Amtsmissbrauchs mit einem Schaden von 700.000 Euro.
  • Inmitten der Korruptionsskandale und des anhaltenden Kriegs gegen die Ukraine ernannte der Kreml Andrej Beloussow als neuen Verteidigungsminister, um Ordnung in der Militärführung zu schaffen.