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Tote und Verletzte nach russischem Beschuss in Ostukraine

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Durch russischen Beschuss sind im ostukrainischen Gebiet Charkiw mindestens drei Zivilisten getötet worden. Zudem wurden bei russischen Raketenangriffen auf die Hafenstadt Odessa nach offiziellen Angaben vier Menschen getötet. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg drängte die Verbündeten unterdessen zur Lieferung weiterer Luftabwehrsysteme. Die Ukraine kommt nach Darstellung von Präsident Wolodymyr Selenskyj bei der Produktion von Raketen für die Verteidigung voran.

Die Serienfertigung sei angelaufen, neue Modelle würden entwickelt, sagte Selenskyj am Mittwochabend in seiner täglichen Videoansprache. Es sei nun wichtig, dass das Militär die Ergebnisse der Rüstungsproduktion in Erfolge ummünzen könne. Drohnen und Raketen gelten in dem seit zwei Jahre dauernden Krieg als die mit wichtigsten Waffen.

Unter den Todesopfern in Odessa sei auch ein zehnjähriges Mädchen, teilte der Militärgouverneur der Region, Oleh Kiper, am Mittwochabend auf seinem Telegram-Kanal mit. Der Beschuss erfolgte seinen Angaben nach mit ballistischen Raketen vom Typ Iskander. Odessa ist eine der am schwersten von russischen Angriffen aus der Luft betroffenen Regionen. Auch am Mittwoch waren die Stadt und das umliegende Gebiet tagsüber Ziel zahlreicher Angriffe. Das Datum hat für Odessa dabei besondere Bedeutung: Am 10. April 1944 wurden im Zweiten Weltkrieg die deutschen Besatzungstruppen aus der Stadt vertrieben.

Zwei Personen seien in dem Dorf Lypzi verletzt worden, teilte Gouverneur Oleh Synjehubow am Mittwoch bei Telegram mit. Ein Geschäft und eine Apotheke seien indem gut zehn Kilometer von der russischen Grenze entfernten Ort Lypzi beschädigt worden, hieß es. Bei einem weiteren Angriff wurde beim Abwurf von zwei Gleitbomben in der etwa 20 Kilometer östlich gelegenen Kleinstadt Wowtschansk mindestens ein Mensch verletzt. Z

Bei russischen Luftangriffen auf die Ukraine in der Nacht auf Mittwoch wurden nach Kiewer Militärangaben im Süden des Landes mehrere Anlagen der Energieversorgung beschädigt. In der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer wurde demnach ein nicht näher bezeichnetes Objekt zur Stromversorgung getroffen. In einer Energieanlage im Gebiet Mykolajiw sei ein Brand ausgebrochen, teilte die Militärpressestelle für den Süden der Ukraine auf ihrem Telegram-Kanal mit.

Wie schwer dort der Schaden sei, müsse noch festgestellt werden, hieß es. Nach Zählung der ukrainischen Luftwaffe setzte die russische Armee 17 Kampfdrohnen iranischer Bauart ein, von denen 14 abgeschossen worden seien. Schon am Dienstagabend seien zwei Marschflugkörper Ch-59 abgefangen worden, die in Richtung Odessa flogen. Außerdem seien von der durch Russland annektierten Halbinsel Krim zwei Marschflugkörper des Typs Iskander-K und eine ballistische Rakete Iskander-M gestartet worden.

Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine russische Invasion ab. Seit März haben sich russische Luftangriffe auf die Stromversorgung wieder gehäuft. Mehrere Kraftwerke wurden stark beschädigt. Das sorgt vor allem in der ostukrainischen Großstadt Charkiw für Probleme.

Die Regierung in Kiew könne nicht länger warten, sagte Stoltenberg am Mittwoch bei einem Auftritt mit dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb in Brüssel. Die Ukraine brauche "jetzt Luftabwehr, Munition und Hilfe". Stoltenberg warnte vor einem russischen Vorrücken im Angriffskrieg gegen die Ukraine: "Verzögerungen bei der Lieferung von Luftabwehrsystemen werden es russischen Raketen ermöglichen, mehr Ziele zu treffen", sagte er. Ausbleibende Munition erlaube es Russland zudem, "an der Front voranzukommen", sagte der Norweger. Die Ukraine fordert insbesondere weitere Patriot-Systeme zur Abwehr russischer Drohnen und Raketen.

Selenskyj appellierte angesichts der anhaltenden Angriffe auf ukrainische Städte aus der Luft und dem langsamen, aber steten Vormarsch der russischen Truppen am Boden an den Durchhaltewillen der Bevölkerung. Kremlchef Wladimir Putin tue alles, um die Schläge gegen die Ukraine zu verstärken. Zwar stärke auch Kiew seine militärischen Möglichkeiten. "Aber wir brauchen nicht weniger innere Stärke, ein inneres Verständnis dafür, dass nur die Starken den Krieg zu ihren eigenen Bedingungen beenden", sagte Selenskyj.

Trotz sich häufender Rückschläge an der Front sind weiter mehr als 80 Prozent der Ukrainer überzeugt von einem Sieg über Russland. 59,5 Prozent der Befragten glauben uneingeschränkt an einen Sieg im Krieg, teilte das renommierte Rasumkow-Institut in Kiew am Mittwoch mit. Weitere 23,4 Prozent antworteten mit "Eher ja" auf die Frage. Mit "Nein" oder "Eher nein" antworteten dabei lediglich zusammengefasst elf Prozent. Der Rest enthielt sich der Antwort. Von einem Sieg noch in diesem Jahr gehen jedoch nur 21,9 Prozent der von einem Sieg überzeugten Teilnehmer aus. Weitere 34,5 Prozent erwarten die russische Niederlage innerhalb von ein bis zwei Jahren. Die Übrigen gehen von einem längeren Krieg aus.

ribbon Zusammenfassung
  • In der Nacht auf Mittwoch wurden bei russischen Luftangriffen mehrere Energieversorgungsanlagen im Süden der Ukraine beschädigt, insbesondere in den Städten Odessa und Mykolajiw.
  • Die russische Armee setzte 17 Kampfdrohnen iranischer Bauart ein, von denen 14 abgeschossen wurden. Zwei Marschflugkörper, die auf Odessa zielten, sowie weitere Raketen von der Krim wurden abgefangen.
  • Seit März sind russische Luftangriffe auf die ukrainische Stromversorgung verstärkt worden, was zu schweren Beschädigungen an mehreren Kraftwerken führte und in Charkiw zu Problemen bei der Energieversorgung führt.

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