Rabbi: "Extreme Sorgen" nach Angriffen auf jüdische Einrichtungen

Der Anstieg der antisemitischen Vorfälle in Österreich bereitet Jüd:innen große Sorge. Rabbiner Schlomo Hofmeister schildert in "Pro und Contra", welche Auswirkungen die Vorfälle auf sein Leben haben. Verstecken wolle er sich nicht, doch richtig sicher fühle er sich auch nicht mehr.

Seit dem Angriff der islamistischen Terrorgruppe Hamas auf Israel am 7. Oktober ist die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Österreich um 300 Prozent gestiegen. In Wien wurde etwa am Wochenende eine Israel-Flagge vom Wiener Stadttempel gerissen, in Salzburg passierte Ähnliches sogar dreimal und auch in Linz wurde eine israelische Fahne am Alten Rathaus zweimal zerstört.

Bei pro-palästinische Demonstrationen wurden unterdes antisemitische Slogans skandiert, ein Redner verglich Gaza mit einem Konzentrationslager.

Nachts auf der Straße

Es sind Vorfälle, die Rabbiner Schlomo Hofmeister "extreme Sorgen" bereiten, wie er in "Pro und Contra" schildert. Sie hätten auch seinen Alltag verändert: Wenn er jetzt nachts auf die Straße gehe und muslimische Männer auf dem Gehweg beten sehe, dann habe er Angst. Vor dem Hamas-Angriff sei das anders gewesen, da wäre er eher stolz darauf gewesen, dass in Österreich "jeder seine Freiheit genießt und auch dem anderen lässt".

Man wolle sich nicht "verkleiden, verstecken", sagt Hofmeister, aber man müsse als Jüd:in nun vorsichtig sein. Das Selbstverständnis, in Österreich "als sichere Bürger leben zu können", sei in Mitleidenschaft gezogen worden.

Die pro-palästinensischen Demos sehe er als ein "riesiges antisemitische Potenzial", sie seien "fast alle abgerutscht in Demonstrationen gegen Israel und für die Hamas", so der Rabbi. 

Keine "Sippenhaft"

Gleichzeitig betont Hofmeister aber auch, dass er grundsätzlich verstehe, wenn Muslim:innen Solidarität mit der palästinensischen Zivilbevölkerung empfinden. "Das bedeutet noch nicht automatisch, dass sie den Terror der Hamas und die Brutalität dieser Terrororganisation gutheißen oder rechtfertigen, das wäre ein Problem", so der Rabbiner.

Genauso müsse jedoch respektiert werden, dass Jüd:innen solidarisch mit Israel und den dortigen Israelis seien, "ohne, dass wir in Sippenhaft genommen werden".

Religion als "Spielball der Politik"

Religion könne leicht missbraucht werden, erklärt Hofmeister weiter, weil sie bei gläubigen Menschen ein wesentlicher Teil ihrer Identität sei. Wenn diese "religiöse Identität zum Spielball der Politik wird", dann würde es problematisch. So könne man eine "Person emotional erreichen und irrational Dinge durchsetzen, die sonst nicht zu bewerkstelligen wären".

Das könne aber jeder Religion passieren, prinzipiell seien alle Religionen "friedliebend". Besonders gefährlich sei es, wenn die angesprochene Gruppe sich nicht zur Gesellschaft zugehörig fühle, in solchen Fällen könne es leichter zu einer Radikalisierung kommen.

Weder Hass noch Gewalt predigen

Hofmeister betont auch, dass der Islam "nicht der Feind des Judentums sei", es gelte weder Hass noch Gewalt zu predigen. Denn: "Jede Art von Gewalt im Namen der Religion ist eigentlich ein Sakrileg gegen die Religion."

Man müsse anderen den Respekt entgegenbringen, den man auch selbst erwarte.

ribbon Zusammenfassung
  • Seit dem Angriff der islamistischen Terrorgruppe Hamas auf Israel am 7. Oktober ist die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Österreich um 300 Prozent gestiegen.
  • Es sind Vorfälle, die Rabbiner Schlomo Hofmeister "extreme Sorgen" bereiten, wie er in "Pro und Contra" schildert.
  • Sie hätten auch seinen Alltag verändert: Wenn er jetzt nachts auf die Straße gehe und muslimische Männer auf dem Gehweg beten sehe, dann habe er Angst.
  • Die propalästinensischen Demos sehe er als ein "riesiges antisemitische Potenzial", sie seien "fast alle abgerutscht in Demonstrationen gegen Israel und für die Hamas".
  • Gleichzeitig betont Hofmeister aber auch, dass er grundsätzlich verstehe, wenn Muslim:innen Solidarität mit der palästinensischen Zivilbevölkerung empfinden.
  • "Das bedeutet noch nicht automatisch, dass sie den Terror der Hamas und die Brutalität dieser Terrororganisation gutheißen oder rechtfertigen, das wäre ein Problem", so der Rabbiner.