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Preisvergleich: Politik braucht "bis Herbst", Twitter-User "2 Stunden"

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Ein Lebensmittel-Preisrechner soll "so rasch wie möglich" kommen, sagte Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP). Bis zum Herbst soll eine Lösung da sein. Dabei lässt sich eine Preisvergleichs-Seite in wenigen Stunden bauen, wie ein Twitter-Nutzer beweist.

"Das ist nicht ganz so einfach", sagte Wirtschaftsminister Kocher am Montag dazu im Ö1-"Abendjournal". Ziel sei eine "kleine Datenbank der wichtigsten Lebensmittel", um eine "bessere Vergleichbarkeit" zu gewährleisten. Seit dem vergangenen Jahr sind Lebensmittel um 14,6 Prozent teurer geworden. Bei preiswerten Lebensmitteln ist der Preisanstieg aber noch dramatischer.

In einem Preisvergleich enthalten sein sollen "Produkte des täglichen Bedarfs", so der Wirtschaftsminister. "Bis zum Herbst" will er eine Lösung präsentieren. Als Beispiel verwies der Wirtschaftsminister auf eine Smartphone-App zu Lebensmittelpreisen in Israel, die zu einem Rückgang des Preisniveaus um ein paar Prozentpunkte geführt habe.

Es gelte nun vorerst aber noch "zu prüfen, wie das technisch möglich ist". So sei noch nicht klar, wie die Daten eingemeldet werden müssen und wer dann dafür zuständig sei. Denkbar seien die Bundeswettbewerbsbehörde oder das Wirtschaftsministerium. Dafür brauche es zuerst aber laut Kocher "eine gesetzliche Grundlage". 

Preisrechner in wenigen Stunden gebaut

Ein Twitter-Nutzer zeigt jedoch, dass die technische Umsetzung nicht das Hindernis sein kann, warum nicht schon schneller eine Preisdatenbank erscheint. Für einen ersten Prototyp habe er "zwei Stunden" Arbeit investiert. 

Technisch funktioniere das bereits über die bestehenden Schnittstellen (APIs) der Online-Shops der Handelsriesen Spar und Rewe. Diese Schnittstellen zeigen dementsprechend auch die Preise der Online-Shops und nicht der Supermarkt-Filialen. Experten zufolge könne es dennoch keine große technische Herausforderung sein, auch die stationären Preise auf eine ähnliche Art zugänglich zu machen. 

Nur wenige Stunden später nahm er den Prototypen der Preisvergleichs-Seite jedoch wieder offline. Den Code stellte er jedoch auf der Plattform GitHub zur Verfügung, damit andere Leute an seinem Projekt weiterarbeiten können. 

Unstimmigkeiten bei Experten über Preisvergleiche

Kocher traf bereits vergangenen Freitag Vertreter der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) und eine Runde von Wettbewerbsökonomen, um unter anderem über mehr Transparenz im Lebensmittelsektor zu sprechen. "Es muss gut überlegt sein", so der Minister. 

Manche Experten würden dafür plädieren, bei einem Preisrechner nur einen Warenkorb anzuzeigen, damit Supermärkte nicht ihre Preise "koordinieren" können, sagte Kocher. Andere Fachleute würden eine vollständige Preistransparenz bei Milch, Eiern, Butter, Käse, Mehl, Obst und Gemüse empfehlen, damit Konsumenten ihr Kaufverhalten auch daran ausrichten können.

Im Gegensatz zum Spritpreisrechner in Österreich müsse man bei Lebensmitteln auch die "Heterogenität" der Produkte erfassen, etwa Herkunft und Qualität, so Kocher. Es könne nicht Ziel sein, dass "weniger österreichische Produkte gekauft werden".

"Koordinierte" Preise schon jetzt?

Die Sorge des Wirtschaftsministers, Händler würden ihre Preise dann aneinander anpassen, scheint sich aber auch ohne Preisvergleichs-Seite bereits zu bewahrheiten. So fand der Twitter-User Dutzende Artikel der Eigenmarken "Clever" und "S-Budget", die exakt gleich viel kosten - von Haferflocken über Pfirsich-Eistee bis zu Alufolie. 

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Lebensmittel-Preisrechner soll "so rasch wie möglich" kommen, sagte Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP). Bis zum Herbst soll eine Lösung da sein. Dabei lässt sich eine Preisvergleichs-Seite in weniger Stunden bauen.
  • Für einen ersten Prototyp habe ein Twitter-Nutzer "zwei Stunden" Arbeit investiert. 
  • Technisch funktioniere das bereits über die bestehenden Schnittstellen (APIs) der Online-Shops der Handelsriesen Spar und Rewe.
  • Laut Kocher müssten vorab aber technische und rechtliche Details geklärt werden.