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Portugal will Wohnungsnot mit Zwangsvermietungen bekämpfen

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Mit einer umstrittenen Zwangsvermietung leer stehender Immobilien will die linke Regierung in Portugal die gravierende Wohnungsnot bekämpfen. Die Zwangsvermietung werde möglich sein, wenn eine Wohnung länger als zwei Jahre unbewohnt bleibe, teilte die Regierung von Ministerpräsident António Costa am Donnerstagabend mit. Die Maßnahme sei Teil des im Februar angekündigten und nun vom Ministerrat gebilligten Programms "Mais Habitação" (Mehr Wohnraum).

Nach amtlichen Schätzungen gibt es in dem Land mit gut 10,3 Millionen Einwohnern über 700.000 leer stehende Wohnimmobilien. Costa betonte am Donnerstag, Zwangsvermietungen werde es nur in Regionen mit höherer Bevölkerungsdichte und im Prinzip nur bei Wohnungen geben.

Auch sind Subventionen für den Bau erschwinglicher Wohnungen vorgesehen. Lizenzen zur Ferienvermietung sollen nicht mehr vergeben werden. Die Mieten alter Verträge will Lissabon dauerhaft einfrieren. Bei neueren Verträgen sollen die Mieterhöhungen auf zwei Prozent pro Jahr begrenzt werden. Gleichzeitig sollen Vermieter steuerlich entlastet werden. Nicht benutzte öffentliche Immobilien will der Staat künftig zur Vermietung freigeben.

Das umstrittene "Golden-Visa-Programm", das Nicht-EU-Bürgern ein Aufenthaltsrecht in Portugal gewährte, wenn sie in Immobilien investierten, soll zudem beendet werden.

Die Pressekonferenz Costas wurde von lauten Protesten gestört. Die Opposition und Immobilienbesitzer kritisierten das Programm zuvor scharf. "Da ich keinen Zauberstab habe, der morgen einen Stein in ein bewohnbares Haus verwandeln kann, müssen wir Maßnahmen ergreifen, die diese Situation verbessern", erklärte Costa.

Der sozialistische Regierungschef sagte, dass das Parlament über dieses Maßnahmenpaket noch debattieren und abstimmen müsse. Seine Regierung verfügt über die absolute Mehrheit der Sitze.

In Portugal sind die Kauf- und Mietpreise für Immobilien vor allem in den Metropolen Lissabon und Porto ähnlich hoch wie in Deutschland. Im Urlaubsland beträgt der durchschnittliche Monatsverdienst nach amtlichen Angaben aber nur gut 1.350 Euro. Das Mindestgehalt, das 14 Mal ausgezahlt werden muss, wurde im Dezember auf 760 Euro angehoben.

ribbon Zusammenfassung
  • Mit einer umstrittenen Zwangsvermietung leer stehender Immobilien will die linke Regierung in Portugal die gravierende Wohnungsnot bekämpfen.
  • Die Zwangsvermietung werde möglich sein, wenn eine Wohnung länger als zwei Jahre unbewohnt bleibe, teilte die Regierung von Ministerpräsident António Costa am Donnerstagabend mit.
  • Die Maßnahme sei Teil des im Februar angekündigten und nun vom Ministerrat gebilligten Programms "Mais Habitação".

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