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"Hate Crimes"

Fast 7.000 Straftaten: Starker Anstieg an Hassverbrechen

22. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

Die Zahl der erfassten "Hate Crimes" ist im Vorjahr deutlich angestiegen. 6.786 vorurteilsmotivierte Straftaten registrierte die Polizei laut dem Hate-Crime-Bericht für 2024, das sind rund 20 Prozent mehr als 2023 (5.668). Die Aufklärungsquote bei Hate Crimes blieb mit 67 Prozent in etwa gleich hoch.

Insgesamt wurden laut dem am Dienstag veröffentlichten Bericht des Innenministeriums 7.614 Vorurteilsmotive dokumentiert, kann eine Tat doch mehrere Motive haben.

Das häufigste Motiv war erneut die Weltanschauung, hier gab es mit 45 Prozent mehr Nennungen auch den stärksten Anstieg. 2024 wurde dieses Motiv 3.935 Mal dokumentiert. 

Nach der Weltanschauung war die nationale bzw. ethnische Herkunft (1.581 Mal) das häufigste Motiv, darauf folgten die Religion (763), die Hautfarbe (417) und die sexuelle Orientierung (317). Letztere kam 2024 zu 29 Prozent seltener als Motiv vor als noch 2023.

Auch finden sich unter den Motiven 238 Mal das Geschlecht, 136 Mal der soziale Status, 125 Mal Behinderungen und 102 Mal das Alter.

Unter den häufigsten Delikten finden sich Verstöße gegen das Verbotsgesetz (2.952 Motive), gefolgt von Sachbeschädigungen (1.396), Körperverletzungen (661), Verhetzungen (599) und gefährlichen Drohungen (506).

1.619 Personen - 63 Prozent davon Männer - wurden Opfer von gewaltbezogener Hasskriminalität. Dominantes Motiv war dabei die nationale bzw. ethnische Herkunft.

Video: Hassverbrechen: "Die Hemmschwelle sinkt"

Vor allem Österreicher tatverdächtig

Bei den Tatverdächtigen handelte es sich - verglichen mit der Gesamtzahl aller Tatverdächtigen - wie in den Jahren zuvor häufiger um Minderjährige. Mit 86 Prozent waren die meisten Tatverdächtigen außerdem Männer - das ist mehr als bei der Gesamtkriminalität (78 Prozent Männer).

Vergleichsweise gering ist der Anteil ausländischer Staatsbürger an den Tatverdächtigen - bei den Hate Crimes sind es 26 Prozent, bei der Gesamtkriminalität 47 Prozent.

So waren beispielsweise bei drei von fünf Straftaten mit frauenfeindlichen Motiven Österreicher tatverdächtig. Nur bei Alters- und Muslimfeindlichkeit war die Anzahl österreichischer und ausländischer Tatverdächtiger nahezu ausgeglichen.

Viertel der Hate Crimes finden im Internet statt

Relativ zur Wohnbevölkerung gab es in Salzburg, Wien und Kärnten die meisten Vorurteilsmotive, die wenigsten im Burgenland. Ein Viertel fand im öffentlichen Raum, etwa sieben Prozent im Privaten statt. Der private Raum überwiegt aber etwa bei frauenfeindlichen Delikten.

Das Motiv "Trans" wurde vor allem im öffentlichen Raum begangen und hier wurden vor allem Körperverletzungen (10 VM), gefährliche Drohungen und Sachbeschädigungen registriert. Bei "Divers/Inter" waren es vor allem Verhetzungen (6 VM).

Der häufigste Tatort mit knapp 2.000 Vorurteilsmotiven war das Internet - bei drei Viertel davon handelte es sich um Verstöße gegen das Verbotsgesetz. Auch jedes zweite rassistische Motiv wurde online verzeichnet. Unter den antireligiösen Hasspostings waren zwei Drittel antisemitisch und ein Drittel antimuslimisch.

Innenminister warnt vor Eskalation homophober Gewalt

"Die jüngsten Fälle des im März 2025 aufgedeckten Netzwerks zeigen auch, wie schnell Hetze zu realer Gewalt eskalieren kann", warnte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) in einem Vorwort zum Bericht.

Bei einer Razzia waren damals mehrere Personen festgenommen worden, die ihre Opfer - Homosexuelle, denen sie fälschlicherweise Pädophilie unterstellten - ausgeraubt, verletzt und erniedrigt haben sollen.

Video: "Hate-Crime"-Razzien: Dutzende Festnahmen

Auf der anderen Seite werde "die Wirkung der langjährigen bundesweiten Schulungen und der systematischen Ermittlungs- und Präventionsarbeit der Polizei sichtbar", so Karner.

Homophobe Motive werden laut Bericht weitaus am stärksten registriert und bestehen - ähnlich wie bei Bisexualität - zu mehr als einem Viertel aus Körperverletzungen.

Hate Crimes werden seit 2020 gesondert erfasst, den Jahresbericht dazu gibt es seit 2022. Einbezogen werden Straftaten, deren polizeiliche Ermittlungen abgeschlossen sind.

Zusammenfassung
  • Die Zahl der von der Polizei erfassten Hate Crimes ist 2024 um rund 20 Prozent auf 6.786 Fälle gestiegen, wobei das häufigste Motiv mit 3.935 Nennungen erneut die Weltanschauung war und hier auch der stärkste Anstieg (+45 Prozent) verzeichnet wurde.
  • Ein Viertel aller Hassverbrechen fand im Internet statt, wobei knapp 2.000 Vorurteilsmotive online registriert wurden und drei Viertel davon Verstöße gegen das Verbotsgesetz betrafen.
  • 86 Prozent der Tatverdächtigen waren Männer, der Anteil ausländischer Tatverdächtiger lag mit 26 Prozent deutlich unter jenem bei der Gesamtkriminalität (47 Prozent), und die Aufklärungsquote blieb mit 67 Prozent stabil.