Politologe Lange: Putin "ist Geheimdienstmann, kein Militär"

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Putin versuche nach seinen militärischen Misserfolgen mit Terror gegenüber der Zivilbevölkerung Meter zu gewinnen. Die russische Führung stehe an der Wand, so Politologe Nico Lange im Gespräch mit Anchor Daniel Retschitzegger.

Geschlossen verurteilen am Mittwoch 143 der 193 Mitgliedsstaaten bei der UNO-Vollversammlung die russischen Annexionen ukrainischer Gebiete. Diese Geschlossenheit zeige Putin, "dass er sich verspekuliert habe" - aktuell kontrolliere Putin die Gebiete nicht, militärisch sei er im Hintertreffen und er ist auch international "ganz klar" isoliert. 

Nico Lange ist ein deutscher Politologe und Russland-Experte. Er leitete unter anderem den Leitungsstab im deutschen Bundesministerium der Verteidigung. 

Putin kann sich Verantwortung für "Misserfolge" nicht entziehen

Lange denkt nicht, dass Putin noch stabil im Amt sei. Putin gehe auf keine Treffen mehr, dass er kaum mit anderen Leuten in einem Raum ist und dass er seine Ansprachen ganz alleine hält - all das deute darauf hin, dass Putin Angst habe, anderen Leuten zu begegnen. Putin habe Russland international isoliert und wirtschaftlich in "ganz große" Probleme gebracht. Putin könne Raketen schießen, so viel er wolle, "wenn er militärisch an der Front weiter Rückschritte macht, dann wird die Diskussion darüber, wer eigentlich schuld ist an diesem Desaster" Fahrt aufnehmen, so Lange.

"Indien und China lassen Putin fallen"

Bei der Abstimmung über die Resolution haben sich China und Indien der Stimme enthalten, nur Nordkorea, Belarus, Nicaragua und Syrien stimmten dagegen ab. Die enthaltenen Stimmen von Indien und China zeigten, dass Russland "ein Stück weit fallen gelassen würden", so lange.

"Man sah schon vor einigen Wochen, als Putin bei der Shanghai-Zusammenarbeitsorganisation war, dass er dort warten gelassen" und "öffentlich kritisiert wurde". Indien und China sehen die Fehlkalkulationen Putins, so Lange. 

"China wird Problem nicht für uns lösen"

China habe eigene Interessen und sehe zu, aber Europa solle nicht darauf warten, dass sich die Volksrepublik in den Konflikt einmische. Um den Krieg zu beenden, komme es auf die Partner in Europa und den USA an.

Putin agiert als Geheimdienstmann

Die Ukrainer gewinnen erfolgreich Gebiete zurück, deshalb eskaliere Putin mit der Annexion und der Teilmobilisierung. Putin sei ein Geheimdienstmann, kein Militär - "er versucht in unsere Köpfe zu kommen". "Das Wichtigste ist, sich nicht einschüchtern zu lassen und Stärke zu zeigen", das seien die einzigen Dinge, die Putin akzeptiere, so der Politologe. 

Die russische Führung komme an der militärischen Front aktuell nicht voran, deshalb kommt es jetzt wieder verstärkt zu Schlägen gegen die Zivilbevölkerung. "Das sind Kriegsverbrechen, die da durch Russland verübt werden", so Lange. Russland hoffe auf den "General Winter", aber für Lange würde die Ukraine auch dem entgegenstehen. 

Europa hätte bei Luftverteidigung stärker unterstützen sollen

Europa hätte die Ukraine in puncto Luftabwehr stärker unterstützen können, um die aktuellen Schläge zu verhindern, so Lange. Diesbezüglich müsse jetzt mehr getan werden, die Ukraine sollte auch jetzt schon beim winterfestmachen  unterstützt werden. 

"Dieser Terror ist absolut unmenschlich"

"Wenn man schon nicht gewinnen kann, dann macht man die Ukraine eben kaputt und da müssen wir ganz klar an der Seite der Ukraine stehen und versuchen, die Ukraine zu schützen", so Lange. Putin "tarne, täusche und trickse", er sei ein Geheimdienstmann. 

ribbon Zusammenfassung
  • Politologe Nico Lange analysiert bei PULS 24 Anchor Daniel Retschitzegger die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg.
  • Putin käme an der militärischen Front aktuell nicht voran, deshalb holt Russland zu Schlägen gegen die Zivilbevölkerung aus.
  • "Das sind Kriegsverbrechen die da durch Russland verübt werden", so Lange.
  • Der Westen müsse die Ukraine unterstützen, um sie vor weiteren Luftschlägen zu schützen und Winterfest zu machen.
  • Putin habe sich "entlarvt", er "tarnt, täuscht und trickst".

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