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"Muhahha": Plante Schilling Wechsel zur Linksfraktion?

Die EU-Spitzenkandidatin der Grünen, Lena Schilling, soll in Chats über "Hass auf Grüne" und einen Parteiwechsel zur Linksfraktion nach ihrer Wahl geschrieben haben. Das zeigen neue Recherchen des "Standard" und des "Spiegel". Sie widerspricht - das sei für sie "ausgeschlossen".

Wollte Lena Schilling nach ihrer Wahl zum Europäischen Parlament die Grünen verlassen und sich stattdessen der Linksfraktion anschließen? Das legen zumindest Chats nahe, die dem "Standard" vorliegen. Zudem soll das eine ehemalige Vertraute Schillings bezeugt und mit eidesstattlicher Erklärung untermauert haben. 

"Diese Pläne wurden detailliert besprochen, unter anderem ging es um die Frage, wie viel Budget ihr dann für die Kampagnen bliebe, wenn sie die Grünen verlasse", wird die Schilling-Vertraute vom "Standard" zitiert. Das hätten mehrere Personen unabhängig voneinander bestätigt. 

Video: Schilling stürzt im Vertrauensindex ab

"Die Grünen können nichts mehr machen muhahha"

Ende Jänner 2024 soll Schilling laut dem Bericht geschrieben haben: Wenn sie am 24. Februar zur Spitzenkandidatin gekürt werden, "dann bin ich gewählt, und die Grünen können nichts mehr machen muhahha". Da sei es um ihren Wechsel zur Linksfraktion gegangen. 

Diesen geplanten Fraktionswechsel bestätigte dem "Standard" auch eine Klimaaktivistin, die mit Schilling im Austausch gestanden sei. Nach der Wahl könnten die Grünen Schilling "ohnehin nichts mehr anschaffen", soll sie der Aktivistin gesagt haben. 

Parteiwechsel für Schilling "ausgeschlossen"

Tatsächlich wäre es für gewählte EU-Abgeordnete recht einfach, die Fraktion zu wechseln. Die Partei, mit der sie gewählt wurde, hätte dagegen kein Mittel.

Schilling widersprach den Vorwürfen deutlich: "Freund:innen, die in anderen Parteien organisiert sind, haben dies in den Raum gestellt. Ein solcher Schritt ist für mich absolut ausgeschlossen", teilte sie in einer Anfragebeantwortung an "Spiegel" und "Standard" mit, die sie vollständig auf X (Twitter) veröffentlichte. 

Die KPÖ hätte sich zwar mehrfach um Schilling bemüht, meinte sie. Das hätte sie aber für sich ausgeschlossen. "Sowohl in der für mich zentralen Frage des Klimaschutzes, also auch zur Ukraine, Russland oder Rechtsstaatlichkeit hat die Linksfraktion Positionen, die für mich untragbar sind", so Schilling. 

Über Vermittlung der Grünen wurde der APA auch die Stellungnahme einer angeblich an dem Gespräch beteiligten Person übermittelt: Gabriel Hofbauer-Unterrichter, ein SPÖ-Alsergrund-Sektionsvorsitzender, betonte, dass die Idee, nach der Wahl der Linksfraktion beizutreten, nicht von Schilling gekommen sei, sondern von anderen bei einem Gespräch im Freundeskreis "scherzhaft in den Raum gestellt" worden sei.

Schilling sei "in keiner Weise ernsthaft darauf eingestiegen". Ihr Freundeskreis sei "sehr von der Wiener Linken geprägt" gewesen, die einer Kandidatur bei den Grünen sehr kritisch gegenüber gestanden sei. Seitens der Grünen wurde gegenüber der APA betont, dass ihres Wissens keine Chats oder andere Texte Schillings existierten, in denen die Linksfraktion-Idee vorkomme.

"Niemanden so gehasst" wie die Grünen

Erst Ende November soll Schilling laut dem deutschen Nachrichtenmagazin in Chats geschrieben haben, sie hätte ihr Leben lang "niemanden so sehr gehasst" wie die Grünen. 

Dieser Chats sei nur Tage vor dem Start offizieller Gespräche über eine Kandidatur für die Grünen verfasst worden. Weiters soll Schilling geschrieben haben, sie sehe sich nicht als Grüne, könne das vielleicht aber noch lernen. 

"Ich hatte zu den Grünen sehr lange ein sehr kritisches Verhältnis, das sich aber in den letzten Jahren – und insbesondere durch die Annäherung im Rahmen meiner Kandidatur - stark verändert hat. Im privaten Umfeld habe ich diese Kritik auch sicher hart geäußert", so Schilling in ihrem Statement. 

Sie habe inzwischen die Grünen aber "ins Herz geschlossen und fühle mich politisch angekommen". 

Grüne Mauer

Schützend zur Seite sprangen Schilling direkt namhafte Grüne wie etwa Generalsekretärin Olga Voglauer. "Es werden aus dem Zusammenhang gerissene Sätze, einer Person, aus privatester Kommunikation zwischen Lena & ehemaligen Freund:innen in der Öffentlichkeit seziert. Spannend: Betreffende "Freund:innen" sind in der SPÖ organisiert", twitterte sie etwa.

ribbon Zusammenfassung
  • Die EU-Spitzenkandidatin der Grünen, Lena Schilling, soll in Chats über "Hass auf Grüne" und einen Parteiwechsel zur Linksfraktion nach ihrer Wahl geschrieben haben.
  • Das zeigen neue Recherchen des "Standard" und des "Spiegel".
  • Nach ihrer Ernennung zur Spitzenkandidatin sei sie "gewählt, und die Grünen können nichts mehr machen muhahha", schrieb sie.
  • Sie widerspricht - ein Wechsel zur Linksfraktion sei für sie "ausgeschlossen".