APA/ROLAND SCHLAGER

ORF-Wahl: Reaktion von "empörend" und "Farce" bis Gratulationen

0

Die Demokratie nehme eine "türkis-autoritäre Richtung", hört man von Wiens Grüner Frauensprecherin Viktoria Spielmann, eine "Farce" orten die NEOS. Für die ÖVP liegt "ein erfolgreicher ORF in unser aller Interesse" und reiht sich in die Reihe der Gratulanten ein. Die Wahl zum neuen ORF-Chef ist heftig umstritten.

Nach der Wahl von Roland Weißmann zum neuen ORF-Generaldirektor gratulierte unter anderem die ÖVP. Aber auch an scharfer Kritik mangelte es nicht. Sowohl von der Opposition als aus den Grünen Reihen fielen heftige Worte. 

Wrabetz: "Regierung entschieden mich abzusetzen"

Der noch amtierende Generaldirektor Alexander Wrabetz äußerte sich nach der Wahl. "Es hat die Regierung entschieden mich abzusetzen und das ist auch zu respektieren in einer Demokratie." Er sei noch bis zum 31.12. im Amt und trage die alleinige Verantwortung laut ORF-Gesetz, "was in den nächsten Monaten geschieht." Er wolle in dieser Zeit noch wichtige Projekte vorantreiben.

NEOS: "Empörend", "einzige Farce"

Im PULS 24 Interview bezeichnete Henrike Brandstötter, die Mediensprecherin der NEOS "diese ganze Wahl, diese Bestellung empörend und eine einzige Farce". Auch gegen den kleinen Koalitionspartner schoss die pinke Medienbeauftragte scharf. "Die Grünen lassen jeden Anstand vermissen und sind ärgerlich pragmatisch." Der Stiftungsrat müsse dringend entpolitisiert werden.

Die Politik sei sehr säumig, es brauche dringend ein neues ORF-Gesetz mit einer Regelung für digitale Angebote. Brandstötter vermisst beim ORF Attraktivität für junge Menschen. Das Medienunternehmen sei früher kreativ gewesen, doch "das empfinden Zuseher heute anders". 

Wahl "empörend und eine einzige Farce"

Henrike Brandstötter, die Mediensprecherin der NEOS, im PULS 24 Interview. 

ÖVP gratuliert

Mediensprecher und Generalsekretär der Volkspartei, Axel Melchior, gratuliert Roland Weißmann zur Wahl: "Ein erfolgreicher ORF liegt in unser aller Interesse, dementsprechend wichtig ist es, dass die neue Generaldirektion die Weiterentwicklung des ORF vorantreibt. Alexander Wrabetz danke ich für seine Arbeit in den vergangenen Jahren."

Melchior zu SPÖ-Kritik an ORF-Wahl: Wollten jemanden mit rotem Parteibuch

Grüne: Große digitale Herausforderung 

"Zunächst möchte ich mich bei Alexander Wrabetz und seinem Team - zu dem ja auch Weißmann gehört - sehr herzlich für die jahrelange geleistete Arbeit und das umfassende Engagement für den ORF bedanken", schieb die Mediensprecherin der Grünen, Eva Blimlinger, in einer Aussendung. "Meine Gratulation am heutigen Tag gilt Roland Weißmann, der mit dieser Wahl den verantwortungsvollsten Medienjob in Österreich antreten wird. Er steht vor wirklich großen Herausforderungen, insbesondere im Bereich der digitalen Transformation."

Blimlinger zu ORF-Wahl: "Bin stolz darauf, dass wir anderen Weg gehen"

SPÖ: "Abgemachter Deal"

SPÖ-Mediensprecher Jörg Leichtfried sprach von einem "abgemachten Deal" und warnte vor "türkiser Message Control". "Wie erwartet hat die ÖVP mit den Grünen als Steigbügelhalter die ORF-Wahl als seit Monaten abgemachten Deal durchgezogen", so SP-Vizeklubchef Leichtfried in einer Aussendung. "Offenkundig hat das Bundeskanzleramt mit Kanzler (Sebastian, Anm.) Kurz und Medienbeauftragtem (Gerald, Anm.) Fleischmann schon im März 2021 die 'Message' ausgegeben, wen die Stiftungsräte zu wählen haben, wie ein Bild von einem solchen Treffen zeigt", nahm er auf einen aufgetauchten Screenshot einer Skype-Videokonferenz der ÖVP-nahen Stiftungsräte Bezug, die sowohl Fleischmann als auch Weißmann zeigen.

Leichtfried zur ORF-Wahl: Besonders für grüne Wähler enttäuschend

Die FPÖ ortete einen "Machtrausch" der ÖVP - diese wies sämtliche Kritik zurück. Deftige Worte fand FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker: "Nach dem Innen-, dem Justiz- und dem Finanzministerium krallt sich die türkise ÖVP in ihrem Machtrausch jetzt nach der 'Kronenzeitung' auch noch den ORF und setzt mit Roland Weißmann einen willfährigen Vollstrecker der türkisen 'Message-Control' als Generaldirektor ein. Die Grünen, als türkise Bettvorleger, machen gute Miene zum bösen Spiel und werden dafür mit zwei Direktorenpöstchen belohnt", so der FP-Abgeordnete.

Einige Twitter-Reaktionen auf die ORF-Wahl: 

Kritik aus Grünen Reihen: "Türkis-autoritäre" Richtung der Demokratie

Viktoria Spielmann, Frauen- und Sozialsprecherin der Grünen und Gemeinderätin in Wien, ist vom Wahl-Ergebnis nicht überrascht. Überraschender ist für sie, "was in Österreich alles möglich ist und dass wir Grünen dabei zuschauen". Sie kritisiert, "wie sich die Demokratie (...) in 1 türkis-autoritäre Richtung entwickelt. Das ist falsch."

Kommunikations- und Strategieberater Jürgen Beilein dankt Alexander Wrabetz für sein langjähriges Engagement und dankt allen Kandidaten. 

Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender, Vize-Präsidentin der Association of European Radios, gratuliert den neuen Generaldirektor und plädiert für Qualitätssicherung und Vielfalt. 

Weißmann ist ORF-Chef mit "sehr viel Vorbehalt"

Medienberater Peter Plaikner spricht im Interview mit PULS 24 über die Wahl zum neuen ORF-Generaldirektor. Roland Weißmann wurde mit 24 von 35 Stimmen gewählt.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Demokratie nehme eine "türkis-autoritäre Richtung", hört man von Wiens Grüner Frauensprecherin Viktoria Spielmann, eine "Farce" orten die NEOS. Für die ÖVP liegt "ein erfolgreicher ORF in unser aller Interesse" und reiht sich in die Reihe der Gratulanten ein. Die Wahl zum neuen ORF-Chef ist heftig umstritten.