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Chats: Chefredakteur gab Strache Tipps für ORF-Interventionen

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Nach Chats von "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak tauchen nun auch welche von ORF-Chefredakteur Matthias Schrom auf. Der riet dem damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, wie er besser intervenieren könne und welche Postenbesetzungen gut wären, um den ORF weniger links zu machen. Die Redakteure fühlen sich "vernadert" und erwarten eine "ordentliche Aufarbeitung" und eine Entschuldigung.

Die Aufregung ORF-intern ist groß, nachdem im Bericht der WKStA (Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft), der PULS 24 vorliegt, auch Chats zwischen Heinz-Christian Strache und ORF 2-Chefredakteur Matthias Schrom  Erwähnung finden, wie der "Standard" berichtet. 

ORF 1 "viel linker"

Es geht um einen Schriftverkehr vom 14. Februar 2019, als sich Strache über die "ZiB 24" aufregte. "Unmöglich", sei das, antwortet Schrom, er selbst sei aber für ORF 2 verantwortlich. ORF 1 sei "viel linker", verantwortlich dafür seien Lisa Totzauer (Channel-Managerin) und Wolfgang Geier (Chefredakteur). ORF 2-Channel-Manager Alexander Hofer und ihm, Schrom, selbst seien die Gelder gekürzt worden, um in ORF 1 gesteckt zu werden, kritisierte er gegenüber dem FPÖ-Chef. "Ich wundere mich ja ehrlich schon lange, dass sich darüber, was dort inhaltlich abgeht, keiner aufregt."

In seinem Sender sei es "jeden Tag mühsam, aber langsam wird's, und die, die glauben, die SPÖ retten zu müssen, werden weniger", versuchte Schrom Strache aber zu beruhigen. 

ORF 1-Chefs "auch nicht unter dem Radar"

Damit ist das Gespräch aber nicht vorbei. Schrom geht auf Personalwünsche der FPÖ beim ORF ein. Einen Posten für eine Mitarbeiterin habe er "heute fixiert". Es geht auch um Clemens Haipl. Der Schauspieler würde sich laut Schrom gut auf ORF 1 machen. Stiftungsratschef Norbert Steger, entsandt von der FPÖ, könne sich "von Totzauer auch mal was wünschen - sie will ja immerhin Generalin werden". 2021 bewarb sich Totzauer wirklich für den Posten, blieb aber erfolglos. Strache bedankte sich und scheint von der Idee angetan und bittet Schrom dem Stiftungsratschef zu sagen "er soll Clemens bei Totzauer unterkriegen". Der Stiftungsratschef solle mit der ORF 1-Channel-Managerin und dem Chefredakteur reden. "Die sollten schon merken, dass sie auch nicht unter dem Radar sind." 

Strache interveniert mit Schrom-Aussagen bei Steger

Schon kurz nach dem Gespräch wandte Strache sich wirklich an ORF-Stiftungsratschef Steger (Anm: ORF-Stiftungsräte sind weisungsfrei und sollen unabhängig agieren) und kopierte die Tipps von Schrom. "Ich denke, du solltest das mit der ZiB 24 mal mit Totzauer Geier besprechen. Die sollten schon merken, dass sie auch nicht unter dem Radar sind. Die dortigen Berichte sind uns gegenüber nicht schön." Auch bezüglich Clemens Haipl solle sich Steger bei Totzauer stark machen, denn die wolle ja Generalin werden. 

Clemens Haipl reagierte übrigens auf eine diesbezügliche "Standard"-Anfrage nicht. Matthias Schrom wandte sich per Rundmail an die ORF-TV-Mitarbeiter. Sein Chat habe "zugegebenermaßen keine glückliche Außenwirkung", wichtig sei aber der Kontext, 2019 habe die FPÖ den ORF massiv angegriffen. Er habe sich der "Tonalität und Sprache meines Gesprächspartners angepasst". 

Schrom: Redaktion "immer der Rücken frei gehalten

"Faktum ist, dass der Intervention von Strache weder inhaltlich noch in Bezug auf personelle Postenbesetzungen entsprochen wurde." Stattdessen sei der Redaktion "immer der Rücken frei gehalten worden".  Bei Lisa Totzauer habe er sich bereits entschuldigt. "Die Aufrechterhaltung einer Gesprächsbasis zu einer Regierungspartei, die dem ORF nicht nur kritisch, sondern ablehnend gegenüberstand, war wichtig."

Redakteursrat: "Sie vernadern die Redaktion" 

Redakteursrats-Vorsitzender Dieter Bornemann bestätigt Schrom zwar, dass es keine inhaltlichen Beschwerden an seiner Amtsführung gebe, kritisiert ihn aber dennoch scharf. "Einmal mehr wird hier der Eindruck verstärkt, die Politik regiert den ORF und es gibt Führungskräfte, die das tatkräftig unterstützen", steht etwa in einem Rundmail an die Mitarbeiter. 

Am Montagvormittag ist im ORF eine Sitzung angesetzt, dort will Schrom - sofern das gewünscht sei - noch einmal Stellung beziehen. Laut Bornemann müssten diese Chats "ordentlich" aufgearbeitet werden, "denn wir können nicht von anderen Sauberkeit, Kommunikation und Transparenz einfordern, im eigenen Haus hingegen schweigsam sein." Gegenüber Schrom findet Bornemann klare Worte: Durch Tonalität, Vertraulichkeit und Inhalt wird der Eindruck erweckt, Dir ist das persönliche Verhältnis zum damaligen Vizekanzler und Parteichef Strache wichtiger, als die Reputation der Redaktion. Formulierungen, wie die ORF1-Info-Redaktion 'ist noch viel linker' als die ORF2-Info und diejenigen, die in der ZiB 'glauben, die SPÖ retten zu müssen, werden weniger' sind mehr als daneben. Sie vernadern die Redaktion auf unangebrachte Weise und beschädigen unseren Ruf, weil sie das Narrativ der FPÖ bedienen, der ORF wäre ein 'Linksfunk'."

Die Entschuldigung bei Totzauer sei nicht genug, auch die Redaktion habe eine verdient. 

ribbon Zusammenfassung
  • Nach Chats von "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak tauchen nun auch welche von ORF-Chefredakteur Matthias Schrom auf.
  • Der riet dem damaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, wie er besser intervenieren könne und welche Postenbesetzungen gut wären, um den ORF weniger links zu machen.
  • Die Redakteure fühlen sich "vernadert" und erwarten eine "ordentliche Aufarbeitung" und eine Entschuldigung.

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