Eberl vermutet Nehammer-"Geschenk" an Maßnahmengegner

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Kommunikationswissenschaftler Jakob-Moritz Eberl zeigt sich skeptisch bezüglich des von Kanzler Karl Nehammer angestoßenen gesellschaftlichen "Versöhnungsprozesses" in der Frage der Corona-Maßnahmen.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) möchte einen "Dialogprozess" mit dem Ziel der Versöhnung in der Bevölkerung starten, wie er am Mittwoch sagte. Dabei sollen die Lager in der Frage der Corona-Maßnahmen - wie Schutzmasken, Impfung, (fallengelassene) Impfpflicht und Tests - miteinander versöhnt werden.

Im Newsroom LIVE auf PULS 24 sprach der Kommunikationswissenschaftler Jakob-Moritz Eberl mit Anchor Thomas Mohr über den Vorstoß, den Nehammer in Absprache mit Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) gemacht hat. Eberl ist Studienmitarbeiter des sogenannten Austria Corona Panel Project der Uni Wien, für das seit Mai 2020 jeweils 1.500 Personen regelmäßig zu verschiedenen Folgen der Pandemie befragt werden.

Eberl: Regierung gibt viele Daten nicht frei

Eberl zeigt sich über die Stoßrichtung Nehammers skeptisch. "Es wirkt so, als solle diese Evaluierung ein Geschenk an die Maßnahmengegner:innen sein. Als hätten diese sie sich verdient. Aber eigentlich haben wir uns ja alle die Evaluierung verdient", stellte Eberl fest. Es habe sehr viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gegeben, "die über die ganze Pandemie hinweg mehr Daten gefordert haben, damit auch wir die Evaluierungen machen können. Da hat die Regierung sich immer gesperrt. Es gibt immer noch viele Daten, die der Wissenschaft fehlen, aber zur Verfügung gestellt werden könnten."

15 Prozent bedingungslose Maßnahmen-Gegner

Generell erinnerte Eberl daran, dass die vielzitierte "Spaltung der Gesellschaft" durch die Corona-Pandemie faktisch keine in zwei gleich große Hälften der Bevölkerung sei. Umfragen und Studien würden aufzeigen, dass nur rund 15 Prozent der Bevölkerung die Corona Maßnahmen massiv oder bedingungslos ablehnen. Auch angesichts der mittlerweile größtenteils wieder zurückgenommenen Corona-Maßnahmen gebe es in dieser Gruppe weiter eine klar ablehnende Haltung gegen die Corona-Politik der vergangenen drei Jahre. Mit Verweis auf die Datenlage sagte Eberl, es gebe etwa auch eine große Schnittmenge zwischen Impfgegnern und Putin-Unterstützern.

Elling: Politik traf die Entscheidungen

In der Tageszeitung "Der Standard" wird Kanzler Nehammer auch so zitiert: "Wir waren expertenhörig, nun sollen Experten erklären, warum sie zu dieser Entscheidung gekommen sind." Der Molekularbiologe Ulrich Elling kann dem Vorwurf, Experten hätten quasi den politischen Kurs in der Pandemie bestimmt, im Gespräch mit PULS 24 nichts abgewinnen. "Wir Wissenschaftler können und dürfen nur Daten liefern und Vorschläge machen. Die Politik trifft die Entscheidungen", sagte Elling.

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  • Kommunikationswissenschaftler Jakob-Moritz Eberl zeigt sich skeptisch bezüglich des von Kanzler Karl Nehammer angestoßenen gesellschaftlichen "Versöhnungsprozesses" in der Frage der Corona-Maßnahmen.

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