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Nach Hauseinsturz: Biden besuchte Unglücksort in Florida

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Nach dem Hauseinsturz in Florida besucht nun US-Präsident Joe Biden den Unglücksort.

Eine Woche nach dem Teileinsturz eines zwölfstöckigen Wohnhauses im US-Bundesstaat Florida ist Präsident Joe Biden am Donnerstag an den Unglücksort gereist. Biden kam in Surfside nahe Miami mit Behördenvertretern zusammen, um sich über den aktuellen Stand des Rettungseinsatzes zu informieren, und sagte die volle Unterstützung des Bundes zu. Gemeinsam mit seiner Frau Jill traf er Rettungskräfte, um ihnen für ihren Einsatz zu danken.

Der US-Präsident führte auch Gespräche mit Familien, die um das Leben ihrer Angehörigen bangen oder jemanden verloren haben. Nach einem Treffen mit Überlebenden und Verwandten der Vermissten sagte Biden: "Sie gehen durch die Hölle." Die Angehörigen seien "realistisch" und wüssten, dass die Überlebenschancen mit jedem Tag etwas geringer würden, sagte er. Viele seien auch besorgt, weil sie fürchten, ihre Lieben noch nicht mal ordentlich bestatten zu können.

Das Schlimmste sei jedoch die Ungewissheit. "Es ist schlimm, jemanden zu verlieren. Aber das Schwierige, das wirklich Schwierige, ist, nicht zu wissen, ob jemand überlebt hat oder nicht", sagte Biden. Der Präsident hatte sich für das Treffen mit den Angehörigen in Miami rund drei Stunden Zeit genommen. "Ich fand es wichtig, mit jedem Einzelnen zu sprechen, der mit mir sprechen wollte", sagte Biden.

Zuvor hatte sich Biden in der Nähe der Unglücksstelle in Surfside von Behördenvertretern über den aktuellen Stand des Rettungseinsatzes informieren lassen. Die Zahl der in den Trümmern geborgenen Todesopfer liegt inzwischen bei 18 - darunter auch zwei Kinder. Fast 150 Menschen gelten noch als vermisst. Befürchtet wird daher, dass sich die Zahl der Toten noch deutlich erhöhen dürfte. Die Bergungsarbeiten liefen seit einer Woche rund um die Uhr.

Suche nach Verschütteten vorerst gestoppt

Donnerstag früh, also kurz vor Bidens Ankunft, musste die Suche nach Verschütteten wegen Sorge um die Stabilität des noch stehenden Gebäudeteils vorübergehend gestoppt werden. Mit dem Besuch des Präsidenten habe die Pause aber nichts zu tun, betonten die Behörden. Der Leiter der örtlichen Feuerwehr, Alan Cominsky, erklärte, Experten, die den Zustand des stehenden Gebäudeteils kontinuierlich überwachten, hätten Veränderungen beobachtet, die den Stopp erforderlich gemacht hätten. Die Sicherheit der Suchtrupps müsse gewährleistet werden. Die Suche werde sofort weitergehen, sobald dies sicher sei.

Am späten Donnerstagnachmittag (Ortszeit) seien die Such- und Rettungsarbeiten wieder aufgenommen worden, sagte die Bürgermeisterin des Bezirks Miami-Dade, Daniella Levine Cava, am Abend. Aus Sorge um die Stabilität des noch stehenden Gebäudeteils waren die Arbeiten am frühen Donnerstagmorgen zunächst gestoppt worden. Der verbliebene Gebäudeteil solle eingerissen werden, sagte Levine Cava weiter.

Das Gebäude mit rund 130 Wohneinheiten war vergangene Woche in der Nacht auf Donnerstag aus bisher ungeklärter Ursache teilweise eingestürzt. Die Menschen wurden im Schlaf von dem Unglück überrascht. Seitdem läuft die verzweifelte Suche nach Verschütteten. Mehrere hundert Retter waren in den vergangenen Tagen rund um die Uhr im Einsatz - mit Spürhunden, Spezialkameras, Horchinstrumenten und schwerem Gerät. Fast 150 Menschen werden noch vermisst.

Biden dankte den Rettungskräften bei seinem Besuch für ihren Einsatz. "Was Sie tun, ist unglaublich", sagte der Präsident bei einem Treffen mit Suchtrupps. Der Einsatz sei gefährlich und auch psychisch sehr hart. Er rief die Helfer auf, vorsichtig zu sein.

Die Hälfte eines Hochhauses in Miami in Florida ist eingestürzt.

145 Menschen noch vermisst

Kurz nach dem Teileinsturz des großen Wohnkomplexes hatten Einsatzteams zunächst mehrere Dutzend Menschen retten können. In den vergangenen Tagen verkündeten die Behörden jedoch nur noch düstere Nachrichten. Die Zahl der in den Trümmern geborgenen Todesopfer stieg kontinuierlich und liegt inzwischen bei 18.

Allein am Mittwoch hatten die örtlichen Behörden den Fund von sechs weiteren Todesopfern gemeldet - darunter zwei Kinder im Alter von vier und zehn Jahren. Levine Cava beklagte, jeder Verlust von Menschenleben sei eine Tragödie, doch der Verlust von Kindern sei "unerträglich" und "schrecklich". 145 Menschen gelten ihr zufolge weiter als vermisst. Befürchtet wird daher, dass sich die Zahl der Toten noch deutlich erhöhen dürfte.

Die Suchtrupps haben in den Trümmern auch noch nicht identifizierte "menschliche Überreste" gefunden. Zur Identifizierung von Opfern wurden DNA-Proben von Angehörigen der Hausbewohner eingesammelt.

Ursache noch Unklar

Der als Champlain Towers South bekannte Wohnkomplex stammt aus den 1980er-Jahren. Die Ursache des Teil-Einsturzes ist noch unklar. In den vergangenen Tagen war ein von einer externen Firma verfasster Inspektionsbericht aus dem Jahr 2018 öffentlich geworden, in dem Experten mehrere Mängel - darunter auch größere strukturelle Mängel am Beton des Gebäudes - aufgelistet hatten.

US-Medien berichteten außerdem über Schreiben der Hausverwaltung, die mit Verweis auf strukturelle Risiken Millionensanierungen anmahnte. Ermittler werden der Frage nachgehen, ob die offenbar fälligen Sanierungen mit dem Einsturz zusammenhingen.

Auch das Nationale Institut für Standards und Technologie, das dem US-Handelsministerium untergeordnet ist, kündigte eine Untersuchung zu dem Einsturz an. Der Leiter der Behörde, James Olthoff, sagte am Mittwochabend (Ortszeit), es könne womöglich Jahre dauern, bis es klare Antworten gebe. "Aber wir werden nicht aufhören, bis wir die wahrscheinliche Ursache dieser Tragödie ermittelt haben."

ribbon Zusammenfassung
  • Eine Woche nach dem Teileinsturz eines zwölfstöckigen Wohnhauses im US-Bundesstaat Florida ist Präsident Joe Biden am Donnerstag an den Unglücksort gereist.
  • Biden kam in Surfside nahe Miami mit Behördenvertretern zusammen, um sich über den aktuellen Stand des Rettungseinsatzes zu informieren, und sagte die volle Unterstützung des Bundes zu.
  • Gemeinsam mit seiner Frau Jill traf er Rettungskräfte, um ihnen für ihren Einsatz zu danken.
  • Der US-Präsident führte auch Gespräche mit Familien, die um das Leben ihrer Angehörigen bangen oder jemanden verloren haben.
  • Nach einem Treffen mit Überlebenden und Verwandten der Vermissten sagte Biden: "Sie gehen durch die Hölle."
  • Die Angehörigen seien "realistisch" und wüssten, dass die Überlebenschancen mit jedem Tag etwas geringer würden, sagte er. Viele seien auch besorgt, weil sie fürchten, ihre Lieben noch nicht mal ordentlich bestatten zu können.

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