Selenskyj: Fast 370 Luftangriffe auf die Ukraine
Laut Behörden starben in verschiedenen Regionen des Landes mindestens zwölf Menschen, Dutzende weitere seien verletzt worden. Die Luftstreitkräfte sprachen von 298 Drohnenangriffen. Zuletzt hatten ukrainische Medien die bisherige Höchstzahl am 18. Mai mit 289 Flugobjekten angegeben. Gemessen an der Anzahl der abgefeuerten Geschoße wäre die jüngste russische Attacke der bisher größte Luftangriff des Krieges, obwohl bei anderen Angriffen mehr Menschen getötet wurden.
Selenskyj warf Russland Terror vor und forderte vom Westen schärfere Sanktionen gegen das Land. Der russische Präsident Wladimir Putin setze das Töten in seinem Krieg täglich fort. "Dies darf nicht ignoriert werden. Das Schweigen Amerikas und das Schweigen anderer Länder der Welt ermutigen Putin nur", sagte Selenskyj. "Ohne wirklich starken Druck auf die russische Führung kann diese Brutalität nicht gestoppt werden. Sanktionen werden sicherlich helfen."
Es handle sich um absichtliche Schläge gegen einfache Städte, erklärte Selenskyj. Wohnhäuser seien zerstört und beschädigt worden. In Kiew sei ein Wohnheim der Universität getroffen worden. Selenskyj forderte Entschlossenheit von den USA und den europäischen Ländern, den Druck auf Russland zu erhöhen, damit es den Krieg beende.
Tote und Verletzte gemeldet
In der Region Schytomyr starben laut Zivilschutz zwei Kinder im Alter von acht und zwölf Jahren sowie ein 17-Jähriger. In der Hauptstadtregion Kiew wurden laut Rettungsdiensten mindestens vier Menschen getötet. Auch in der Region Chmelnyzkyj wurden vier Tote gemeldet, im südukrainischen Mikolajiw ein Toter.
Das österreichische Außenministerium zeigte sich am Sonntag "entsetzt über Russlands brutalen Angriff" auf Kiew und andere ukrainische Städte. "Wieder sind unschuldige Zivilisten, darunter Kinder, getötet worden. Wir brauchen dringend stärkeren globalen Druck auf Russland für eine Waffenruhe und Verhandlungen für einen dauerhaften Frieden", hieß es in einer auf Englisch verfassten und in sozialen Medien veröffentlichten Erklärung des Ministeriums.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas forderte ebenfalls "den stärksten internationalen Druck auf Russland, um diesen Krieg zu beenden". Die jüngsten Angriffe zeigten erneut, dass Russland entschlossen sei, "das Leid zu vergrößern und die Ukraine zu vernichten".
Diplomatische Bemühungen zuletzt intensiviert
Die diplomatischen Bemühungen um ein Ende der Kämpfe waren in den vergangenen Wochen intensiviert worden. Putin ließ europäische Forderungen nach einer bedingungslosen Waffenruhe aber ins Leere laufen. Er zeigt bisher auch keine Bereitschaft, von seinen Maximalforderungen abzurücken: die Kontrolle über die von Russland annektierte Halbinsel Krim und mindestens vier weitere ukrainische Regionen, den Verzicht der Ukraine auf einen NATO-Beitritt und ihre Entmilitarisierung.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte am Freitag angekündigt, dass Moskau der Ukraine nach dem Abschluss des Gefangenenaustauschs ein Dokument mit den Bedingungen für ein "langfristiges Abkommen" zur Beendigung des Konflikts übermitteln werde. Auch die Ukraine soll ein entsprechendes Dokument vorbereiten, wie bei Gesprächen in Istanbul zuletzt vereinbart worden war.
Zusammenfassung
- Russland griff in der Nacht auf Sonntag die Ukraine mit 298 Drohnen und rund 70 Raketen und Marschflugkörpern an, was laut ukrainischen Angaben den bisher größten Luftangriff seit Kriegsbeginn darstellt.
- Mindestens zwölf Menschen, darunter mehrere Kinder, wurden getötet und Dutzende verletzt; betroffen waren über 30 Städte und Dörfer, darunter auch ein Wohnheim der Universität in Kiew.
- Präsident Selenskyj sowie das österreichische Außenministerium und die EU fordern angesichts der Angriffe schärfere Sanktionen und stärkeren internationalen Druck auf Russland, während diplomatische Bemühungen bislang ohne Durchbruch blieben.