Lehrer nutzen digitale Medien, aber nur wenig
Große Unterschiede gibt es nach Schulform. Während an Volks- und Sonderschulen laut Umfrage kaum digital gestützter Unterricht vorkommt, ist er in berufsbildenden Schulformen (Berufsschulen, Berufsbildende mittlere und höhere Schulen) weiter verbreitet. Das dürfte neben dem Alter der Schüler auch mit Unterschieden bei der Ausstattung zu tun haben, so die Studienautoren. Lernapps werden im Unterricht vor allem bei den Jüngeren genutzt, bei den Älteren E-Books.
Künstliche Intelligenz wird von 56 Prozent der Befragten verwendet, vor allem zur Unterrichtsvorbereitung. Auch KI wird vor allem von Lehrern an berufsbildenden Schulen besonders intensiv genutzt (60 Prozent), im Unterricht selbst wird sie aber recht selten eingesetzt. Immerhin ein Drittel des befragten Lehrpersonals hat angegeben, die Kinder und Jugendlichen auch zur Nutzung von KI zu animieren. Die Ablehnung von KI ist im Vergleich zu früheren Untersuchungen zurückgegangen, Verbote von KI gibt es kaum.
Besonders häufig ist digital-gestützter Unterricht und KI-Nutzung unter Lehrern, die den pädagogischen Nutzen digitaler Medien hoch einschätzen. Noch sei das didaktische Potenzial von KI-Tools aber nicht umfassend bekannt, so Studienautor Christoph Helm von der Uni Linz. Auch der Zugang zu KI-Tools und didaktische Konzepte für deren Einsatz im Unterricht müssten ausgebaut werden.
Gleichzeitig betonte der Bildungswissenschafter, dass der Einsatz digitaler Medien im Unterricht kein Selbstzweck sei. "Digitaler Unterricht ist per se nicht besser als traditioneller Unterricht." Entscheidend sei, dass die Tools zu den Lernzielen passen und vor allem auf interaktive Elemente und permanentes Feedback gesetzt wird. Genau diese Punkte seien den Lehrern in der Umfrage wichtig gewesen.
Mängel bei der Ausstattung
Mängel gibt es laut Umfrage immer noch bei der Ausstattung. Laut jedem dritten Befragten fehlt es immer noch an stabilem Internet bzw. digitalen Lehr- und Lernmaterialien, für ebensoviele sind allgemein mangelnde Kompetenzen der Schüler ein Problem. Jeder Vierte gibt an, dass es zu wenige Endgeräte für Schüler bzw. Lehrpersonal und zu wenig Arbeitsplätze zur Vorbereitung gibt. Die eigenen digitalen Kompetenzen findet nur jeder zehnte Lehrer problematisch.
Insgesamt sei die Digitalisierung an Österreichs Schulen "auf einem sehr guten Weg", schloss Helm aus den Studienergebnissen. Die Ausstattung sei durch die Geräteinitiative, über die jedes Kind in der fünften Schulstufe günstig einen Laptop oder ein Tablet bekommt, verbessert worden. Die Skepsis gegenüber KI sei deutlich geringer geworden und die befragten Lehrer schätzen sich selbst grundsätzlich digital fit ein.
Fünftel der Schüler hat schon mit KI geschummelt
Die Schüler- und Elternsicht auf das Thema KI und Schule zeigt unterdessen eine gerade veröffentlichte Umfrage im Auftrag des Nachhilfeunternehmens GoStudent aus sechs europäischen Ländern. In Österreich wurden je 859 Eltern und Kinder befragt. Fast zwei Drittel der befragten Zehn- bis 16-Jährigen gaben dabei an, dass ihnen die Schule die Fähigkeiten, die sie für ihren künftigen Traumjob brauchen, nicht vermittelt.
Mehr als ein Fünftel der Schülerinnen und Schüler gab an, dass sie schon bei Prüfungen mit KI geschummelt oder Aufsätze von ChatGPT oder ähnlichen Programmen schreiben lassen haben - das sind Spitzenwerte unter den befragten europäischen Schülern. Fast ein Drittel der Schüler wünscht sich KI als Unterrichtsfach, alte Sprache wie Latein oder der Matheunterricht, aber auch Informatik werden hingegen nicht mehr als zeitgemäß angesehen.
Zusammenfassung
- 87 Prozent der Lehrkräfte in Österreich nutzen digitale Medien im Unterricht, aber nur ein Viertel setzt sie in mehr als 40 Prozent des Unterrichts ein.
- 56 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer verwenden KI, meist zur Vorbereitung, während ein Drittel die Schüler aktiv zur KI-Nutzung animiert und die Ablehnung gegenüber KI abnimmt.
- Ein Drittel der Befragten bemängelt weiterhin instabiles Internet und fehlende digitale Materialien, während ein Viertel zu wenige Endgeräte und Arbeitsplätze für die Unterrichtsvorbereitung sieht.