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Nahost

Gaza: Hilfsgüter stecken fest, Dutzende Tote nach Angriffen

21. Mai 2025 · Lesedauer 4 min

Am zweiten Tag nach Ende der israelischen Blockade für Hilfslieferungen für den Gazastreifen sollten 93 Lastwagen Hilfsgüter in das Gebiet bringen. Verteilt sind diese allerdings noch nicht. Gleichzeitig gehen die Angriffe seitens Israel auf Gaza weiter. Palästinensischen Angaben zufolge wurden mehr als 60 Menschen getötet.

Nach Ende der israelischen Blockade hätten 93 Lastwagen Hilfsgüter in den Gazastreifen geliefert, hieß es am Mittwoch von der für Palästinenser-Angelegenheiten zuständige israelische Behörde COGAT. Die humanitäre Hilfe umfasse Mehl, Babynahrung, medizinische Ausrüstung und Medikamente.

"Bisher konnte keine der Lieferungen den Ladebereich von Kerem Shalom verlassen", betonte wiederum der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, am Mittwoch in New York. Etwa 100 Lastwagen mit Hilfsgütern befänden sich seit teils knapp drei Tagen innerhalb des Gazastreifens bei dem Grenzübergang. Das Problem sei die von Israel vorgeschlagene Route für den Weitertransport der Güter.

Dujarric zufolge hatten die israelischen Streitkräfte sich verpflichtet, eine Straße von militärischen Aktivitäten auszunehmen, sodass die Lastwagen die Hilfe zu Verteilungszentren transportieren können.

Das Risiko war den UN aber zu hoch: "Unsere Kollegen vor Ort waren der Meinung, dass die Straße zu überlastet und unsicher war, deshalb haben wir sie nicht genommen". Die Weltorganisation sieht angesichts der großen Not in dem Gebiet die akute Gefahr von gewaltsamen Plünderungen.

Der Sprecher betonte, dass die Situation sich noch am Mittwoch ändern könnte. "Die Situation ist offensichtlich im Fluss." 

Zahl der Toten nach Angriffen steigt

Unterdessen gingen Israels Angriffe auf Ziele im Gazastreifen weiter. Seit der Nacht auf Mittwoch wurden nach palästinensischen Angaben mindestens 62 Menschen getötet.

Auch seien Dutzende Menschen bei israelischen Angriffen verletzt worden, teilte der von der palästinensischen Terrororganisation Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen mit.

Die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA meldete zuvor israelische Angriffe in Jabaliya und Deir al-Balah sowie in der Nähe von Khan Younis im Süden des Gebiets. Diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die israelische Armee teilte indes mit, ihre "Operationen gegen die terroristischen Organisationen im Gazastreifen" fortzusetzen. Dabei seien im Laufe des vergangenen Tages mehr als 115 Ziele angegriffen worden.

Unter den Zielen waren nach Armeeangaben Abschussrampen, militärische Einrichtungen, Tunnel, Terrorzellen, Terroristen und terroristische Infrastruktureinrichtungen.

Hilfsgüter wurden noch von Israel kontrolliert

Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums hatte zuvor angekündigt, dass Israel in den kommenden Tagen täglich die Einfahrt Dutzender Hilfstransporter in den Gazastreifen ermöglichen werde.

Am Montag kam erstmals seit fast drei Monaten wieder humanitäre Hilfe in das umkämpfte Gebiet, israelischen Angaben zufolge aber zunächst nur fünf Lastwagen.

UNO-Sprecher Stéphane Dujarric berichtete bereits am Montagabend (Ortszeit), dass die Hilfsgüter die notleidenden Menschen noch nicht erreicht hätten.

Sie befänden sich unter anderem wegen fehlender Genehmigungen noch in einem von den Israelis kontrollierten Bereich hinter dem Grenzzaun.

Die Vereinten Nationen müssten bei Israels Armee Genehmigungen einholen. "Und wir müssen auch sicherstellen, dass das allgemeine Gebiet für uns sicher ist."

Video: Israel will Gazastreifen besetzen

Israel blockiert humanitäre Hilfe

Einem Agenturbericht zufolge einigten sich die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) mit Israel auf die Lieferung von Hilfsgütern aus dem Golfstaat. Wie die staatliche Nachrichtenagentur WAM berichtete, wurde die Vereinbarung in einem Telefongespräch zwischen dem Außenminister der VAE, Scheich Abdullah bin Zayed, und seinem israelischen Amtskollegen Gideon Saar getroffen.

Die Hilfe solle zunächst den Nahrungsmittelbedarf von rund 15.000 Zivilisten im Gazastreifen decken. Sie umfasse auch Güter für Bäckereien und Artikel für die Säuglingspflege.

Seit Anfang März hat Israel auch die Einfuhr von Medikamenten, Lebensmitteln und Treibstoff in den Gazastreifen blockiert.

Die UNO und Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot in dem Küstenstreifen. Seit Anfang März hatte Israel keine Hilfslieferungen mehr erlaubt. Das Land wirft der Hamas vor, die Hilfsgüter weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren.

Video: Amnesty-Chefin: "Gazastreifen vor Hungerkatastrophe"

Zusammenfassung
  • Am zweiten Tag nach Ende der israelischen Blockade für Hilfslieferungen für den Gazastreifen sind 93 Lastwagen mit Gütern in das Gebiet gebracht worden.
  • Verteilt werden konnten die Hilfsgüter allerdings noch nicht.
  • Das Problem sei die von Israel vorgeschlagene Route für den Weitertransport der Güter.
  • Gleichzeitig gehen die Angriffe seitens Israel auf Gaza weiter.
  • Palästinensischen Angaben zufolge wurden mindestens 62 Menschen getötet.