Sachslehner: "Die Empörung von wenigen bestimmt den Diskurs"

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Die ehemalige ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner diskutierte im PULS 4-Magazin "Exakt" über die Mechanismen der öffentlichen Debatte und die Frage, ob es eine "Cancel Culture" in Österreich gibt.

In dieser Woche erscheint Laura Sachslehners Buch "An den Pranger". Der programmatische Untertitel des Sachbuch-Erstlings der ehemaligen ÖVP-Generalsekretärin lautet: "Warum Meinung in der Politik wieder erlaubt sein sollte".

Sachslehner will "kontrovers" diskutieren

Im PULS 4-Magazin "Exakt" führte die 29-Jährige, die nach ihrem Rücktritt als Generalsekretärin für ihre Partei noch im Wiener Gemeinderat sitzt, aus, wie sie die Dynamiken in der öffentlichen Debatte erlebt. "Es geht in erster Linie nicht um meine Person", sagte Sachslehner auf die Frage, ob sie sich für ihre Meinungen gleichsam an einen Pranger gestellt fühle. "Es geht darum, wie wir unseren öffentlichen Diskurs führen." Sie sei der Ansicht, "dass wir es nicht mehr schaffen, über gewisse Themen sachlich und gerne auch kontrovers zu diskutieren". Oft sei es heute so, "dass man das Gefühl hat, der Diskurs wird bestimmt von der Empörung einiger weniger". Und für diese kleine Gruppe an "Meinungsmachern", kritisierte die ÖVP-Politikerin, seien "manche Aussagen okay und andere nicht. Das halte ich für schwierig."

"Falter"-Journalistin Anna Goldenberg beurteilte die Veränderung öffentlicher Debatten im Zeitalter der sozialen Medien ganz anders. Es gebe durch die digitalen Plattformen heutzutage eine neue "Stimmenvielfalt". "Stimmen, die davor leise waren, weil sie keine Plattform hatten, melden sich nun zu Wort und kritisieren es, wenn etwas rassistisch, sexistisch oder diskriminierend ist", sagte sie.

Goldenberg: Kritik ist nicht "Canceln"

Auch die Frage der "Cancel Culture" wurde in der Runde kontrovers diskutiert. Damit wird vereinfacht gesagt der Vorgang bezeichnet, dass Personen als Sanktion für bestimmte Aussagen oder Handlungen eine öffentliche Plattform weggenommen wird. Häufig kommt dieser Vorwurf, ausgeschlossen worden zu sein, von den Personen selbst, denen diskriminierendes Verhalten vorgeworfen wird.

"Die Debatten über 'Cancel Culture' laufen meistens recht ähnlich. Es gibt eine Person, die etwas sagt, und dies wird von einer anderen Person kritisiert", erklärte Publizistin Goldenberg. "Der Vorwurf lautet, eine Aussage sei diskriminierend oder sexistisch. Daraufhin gibt es eine Entgegnung, es sei nicht so gemeint gewesen oder aus dem Kontext gerissen worden. Dann heißt es aber, man sei sehr wohl dieser Meinung. Es heißt dann häufig, man sei 'gecancelt' worden, weil Kritik gekommen ist, die durchaus ihre Berechtigung hat." Goldenberg fügte hinzu: "Wem wurde langfristig die Bühne entzogen, von dem man nie wieder gehört hat? Von denen gibt es nicht so wahnsinnig viele."

ribbon Zusammenfassung
  • Ex-ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner diskutierte im PULS 4-Magazin "Exakt" über die Mechanismen von Debatten und die Frage, ob es eine "Cancel Culture" in Österreich gibt.
  • "Falter"-Journalistin Goldenberg widersprach der ÖVP-Politikerin in der Analyse der Streitkultur in sozialen Medien. Die Publizistin bezeichnete eine neue "Stimmenvielfalt" als positiv.

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