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Kreutner sieht viele Fragezeichen rund um Pilnacek-Tod

05. Juni 2025 · Lesedauer 2 min

Korruptionsexperte Martin Kreutner sieht viele Fragezeichen rund um den Tod des ehemaligen Sektionschefs Christian Pilnacek. "Alleine, wenn man sich die zeitliche Abfolge der Geschehnisse anschaut", sagte Kreutner im Podcast "Rohrer bei Budgen". Zudem sei "zu einem sehr, sehr frühen Zeitpunkt von sehr namhaften politischen Vertretern von Suizid gesprochen worden, bevor überhaupt noch eine Obduktion eingeleitet worden ist."

Kreutner hatte die von der ehemaligen Justizministerin Alma Zadić (Grüne) eingesetzte Untersuchungskommission geleitet, die sich mit etwaiger politischer Einflussnahme in der Amtszeit Pilnaceks als Sektionschef befasste, und eine Sachverhaltsdarstellung bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) eingebracht. Dabei ging es aber nicht um die Umstände von Pilnaceks Tod, sondern um die Abnahme persönlicher Gegenstände nach dem Fund des Leichnams durch Kriminalbeamte in dessen Haus.

Es müsse die Frage erlaubt sein, ob die Ermittlungen "lege artis" abgelaufen sind, argumentierte Kreutner. Schließlich seien doch "ermittlungstechnisch maßgebliche Instrumente oder Gegenstände wie ein Handy nicht einmal ausgewertet" worden. Aus seiner "Ermittlungserfahrung" heraus wäre das "eigentlich völlige Routine", zumal es ja Aussagen gegeben habe, wonach der Verstorbene vor seinem Auffinden noch am Handy aktiv war.

Am Mobiltelefon, das ohne Auswertung an den Anwalt von Pilnaceks Witwe übergeben wurde, die das Telefon in der Folge mittels Bunsenbrenner vernichtete, hätte man "zum Beispiel Botschaften finden können, Abschiedsbriefe, Abschiedsmessages, beziehungsweise auch determinieren oder herausfinden können, warum er auf dem Weg zu diesem Ort umgedreht hat und wieder zurück nach Wien gefahren ist", betonte Kreutner.

Sektionschef im Oktober 2023 tot aufgefunden

Die Leiche des ehemaligen Sektionschefs war am 20. Oktober 2023 bei Krems aufgefunden worden. Von polizeilicher Seite waren die Ermittlungen vom Landeskriminalamt Niederösterreich geführt worden. Die Staatsanwaltschaft Krems schloss Fremdverschulden auch auf Basis eines Gutachtens aus. Zweifel daran wurden vom ehemaligen Nationalratsabgeordneten Peter Pilz geäußert. Seine herbe Kritik an den Ermittlungen untermauerte Pilz mit zwei von ihm in Auftrag gegebenen gerichtsmedizinischen Gutachten, die auf Basis des Obduktionsberichts aus den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Krems erstellt wurden.

Die Oberstaatsanwaltschaft Wien hat daraufhin die Prüfung einer Fortführung der Ermittlungen zum Tod des ehemaligen Sektionschefs in einer entsprechenden Weisung an die Staatsanwaltschaft Krems angeordnet. Die Freiheitlichen wollen die Causa im Rahmen eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses unter die Lupe nehmen.

Zusammenfassung
  • Korruptionsexperte Martin Kreutner sieht zahlreiche ungeklärte Fragen rund um den Tod des ehemaligen Sektionschefs Christian Pilnacek und kritisiert insbesondere die frühe öffentliche Festlegung auf Suizid, noch bevor eine Obduktion stattfand.
  • Kreutner bemängelt, dass das Handy Pilnaceks, das wichtige Hinweise hätte liefern können, nicht ausgewertet, sondern der Witwe übergeben und später vernichtet wurde.
  • Die Leiche Pilnaceks wurde am 20. Oktober 2023 bei Krems gefunden, die Staatsanwaltschaft Krems schloss Fremdverschulden anhand eines Gutachtens aus, während Peter Pilz mit zwei eigenen Gutachten Zweifel an den Ermittlungen äußerte.