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"Schwarze Null" als Ziel

ÖGK fixiert Sparpaket: Wofür Patienten jetzt zahlen müssen

29. Apr. 2025 · Lesedauer 3 min

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) muss einsparen. Am Dienstag wurde ein umfangreiches Sparpaket beschlossen. Neben internen Maßnahmen wie der Nicht-Nachbesetzung von Stellen werden auch die Patienten betroffen sein.

Wie ÖGK-Chef Peter McDonald im Gespräch mit der APA betonte, habe er die Kasse vor wenigen Monaten mit einer Defizit-Vorschau von 900 Millionen übernommen. Dazu beigetragen hätten vor allem Faktoren, die nicht im Bereich der ÖGK lägen. Er sprach etwa das Erreichen des Pensionsalters geburtenstarker Jahrgänge und die Kosten des medizinischen Fortschritts an. 

Aufgabe sei nun, Spitzenmedizin auf E-Card ohne allzu große zusätzliche Belastungen für die Versicherten sicher zu stellen. Mit dem heute vereinbarten Paket soll das Minus heuer von prognostizierten 900 Millionen in Richtung 250 Millionen gedrückt werden.


2026 soll dann schon eine "schwarze Null" stehen und danach müsse man wieder trachten, entsprechende Rücklagen aufzubauen, bestünden doch die demografischen Herausforderungen weiterhin.

Genehmigungspflicht für MRT und Physio

Spüren werden das Sparpaket auch Patient:innen. Dabei gehe es darum, Überversorgungen zu korrigieren mit dem Neben-Effekt, dass bei bestimmten Untersuchungen bzw. Therapien die Wartezeiten reduziert werden können.


Davon betroffen sind MRT- und CT-Untersuchungen sowie Physiotherapie auf Kasse. Hier wird bis Jahresende ein elektronisches Bewilligungssystem etabliert, über das die Genehmigung ablaufen soll.

Die Auswirkung dürfte ähnlich der früheren Chefarzt-Pflicht, die Abwicklung aber unkomplizierter sein. Mit der Ärzteschaft besprochen werden soll, ob man in gewissen Bereichen auch Labor-Untersuchungen reduzieren kann.

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Da die Zahl der Transporte um zehn Prozent gestiegen ist, will man auch hier ansetzen. Für eine Rettungsfahrt soll die einfache Rezeptgebühr (7,55 Euro) kassiert werden, für Taxifahrten die doppelte. Damit wolle man sicherstellen, dass es in dem Bereich zu keinen reinen Convenience-Verordnungen komme.

Zudem wird der Eigenkostenanteil bei orthopädischen Maßschuhen erhöht. Ferner wird derzeit mit den Vertragspartner darüber beraten, ob eine generelle Bestimmung des Vitamin-D-Werts ohne medizinische Indikation weiterhin Teil des Leistungsangebots bleiben soll.

Jede zweite Pensionierung wird nicht nachbesetzt

Auch selbst will die ÖGK sparen. So soll heuer jede zweite Pensionierung nicht nachbesetzt werden. In absoluten Zahlen sind das 86 Vollzeit-Äquivalente, womit es seit der Kassenfusion insgesamt 200 seien.


Weiters soll zur Senkung des Sachaufwands die Zahl der Leasing-Arbeitskräfte reduziert werden. Abgeben will man zehn Prozent der Flächen von Verwaltungsgebäuden. Weiters wird laut McDonald geprüft, wo man Investitionen zurückstellen kann. Geplant sind auch mittelfristig wirkende Strukturmaßnahmen.

Ärzte sollen Beitrag leisten

Die ÖGK will aber auch direkt mit der Ärzteschaft in Kontakt treten, um Einsparungen zu ermöglichen. Die harten Jahre 2025 und 2026 erforderten es, dass alle einen "fairen Beitrag" leisten, meinte McDonald.

So wurde heute festgelegt, dass die Mediziner-Honorare nicht mehr steigern dürften als die Beiträge. Das wären aktuell vier Prozent und damit mehr als die Inflation. Insofern ist dieses Vorhaben aus Sicht des Obmanns "keine Zumutung" für die Mediziner. Erreichen will McDonald dieses "ambitionierte Ziel" am Verhandlungsweg.


Gespräche plant die Kasse zusätzlich mit den Ländern, nämlich um in gewissen Bereichen eine gemeinsame Finanzierung zu erreichen. Dabei geh es etwa um Diabetes- oder Schmerzzentren.

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Zusammenfassung
  • Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) plant, ihr Defizit von 900 Millionen Euro bis Ende 2025 auf 250 Millionen Euro zu reduzieren. Ein umfangreiches Sparpaket wurde beschlossen, das interne Maßnahmen und Auswirkungen auf Patienten umfasst.
  • MRT- und CT-Untersuchungen sowie Physiotherapie werden wieder genehmigungspflichtig, um Überversorgungen zu korrigieren. Für Rettungsfahrten wird eine Gebühr von 7,55 Euro erhoben, für Taxifahrten die doppelte Rezeptgebühr.
  • Die ÖGK will 86 Vollzeitstellen nicht nachbesetzen und den Sachaufwand durch weniger Leasing-Arbeitskräfte senken. Die Mediziner-Honorare sollen um maximal 4 % steigen, um Einsparungen zu ermöglichen.