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Katholiken wollen Sichtbarkeit queerer Gläubiger stärken

12. Juni 2025 · Lesedauer 2 min

Die römisch-katholische Kirche will mehr für die Sichtbarkeit queerer Gläubiger tun. Neben Regenbogenfahnen an Kirchen, Gebeten und Segensangeboten engagieren sich Mitarbeitende sichtbar bei Pride-Veranstaltungen in mehreren Diözesen, heißt es gegenüber der Kathpress. Zwar gebe es Fortschritte, was aber fehle, sei strukturelle Verankerung und Rückendeckung: "Eine klare Zuständigkeit auf Ebene der Bischofskonferenz ist dringend erforderlich", meinte etwa Pfarrer Gregor Jansen.

In vielen Diözesen sei Regenbogenpastoral ehrenamtlich organisiert, professionelle Ressourcen und verpflichtende Schulungen für Seelsorgende fehlten aber oft. "Es sollten in allen Diözesen Richtlinien für queer-sensible Pastoral umgesetzt werden. Dies gilt auch für alle Ausbildungsvorgänge, insbesondere für die Priesterausbildung", so Jansens Vorschlag. Ziel müssten "belastbare Brücken zwischen queeren Communitys und kirchlichen Orten" sein, "damit eine gegenseitige Einladung, Akzeptanz und Unterstützung erfahrbar werden", sagte Jansen vom Leitungsteam der römisch-katholischen Regenbogenpastoral Österreich.

Außerdem brauche es eindeutige Konsequenzen seitens der Bischöfe, "wenn in Predigten oder anderen Äußerungen homophobe Angriffe geschehen". Dies geschieht laut Jansen aktuell "nur zum Teil".

"Fiducia supplicans" als wichtiger Impuls

Als wichtigen Impuls nennt er das vatikanische Schreiben "Fiducia supplicans", das Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare ausdrücklich nicht ausschließt. "Fiducia supplicans hat bestätigt, was vielerorts längst Realität ist: Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare sind möglich - nicht als Sakrament, sondern als Ausdruck seelsorglicher Nähe", betonte Jansen.

Bemerkenswert sei, dass zahlreiche Bischöfe das Dokument ausdrücklich begrüßt hätten: Damit sei klar, dass Paare, die eine Segensfeier wünschen, nicht mehr als Bittsteller, "die auf das Wohlwollen einzelner Seelsorger angewiesen sind, auftreten müssen, sondern dass es ein Recht auf die seelsorgliche Begleitung gibt".

Hoffnung auf Papst Leo XIV

Mit Blick auf Papst Leo XIV. hofft Jansen auf Kontinuität zur Linie seines Vorgängers. Er erwartete, "dass die Bewegungen, die Papst Franziskus initiiert hat, weitergetragen und kirchenrechtlich verankert werden".

"Selbstverständlicher" Umgang bei der Basis

In der Praxis zeige sich das wachsende Engagement österreichweit: Pride-Gebete und kirchliche Präsenz bei Paraden gab und gibt es heuer unter anderem in Klagenfurt, Wien, Linz, Ried im Innkreis, Bregenz und Graz. In Wien haben viele Pfarren im Juni die Regenbogenflagge gehisst. "In vielen Pfarren, also an der sogenannten 'Basis', und bei Organisationen wie der Katholischen Aktion, sehe ich viel Akzeptanz und einen schon selbstverständlichen Umgang mit LGBTIQ*", sagte Jansen.

Zusammenfassung
  • Die römisch-katholische Kirche in Österreich engagiert sich zunehmend für die Sichtbarkeit queerer Gläubiger, unter anderem mit Regenbogenfahnen an Kirchen, Pride-Gebeten und kirchlicher Präsenz bei Paraden in Städten wie Wien, Linz und Graz.
  • Pfarrer Gregor Jansen fordert eine klare Zuständigkeit auf Ebene der Bischofskonferenz sowie verpflichtende queer-sensible Richtlinien und Schulungen für Seelsorgende, da derzeit professionelle Ressourcen und strukturelle Rückendeckung fehlen.
  • Das vatikanische Schreiben "Fiducia supplicans" wird als wichtiger Impuls gesehen, da es Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare nicht ausschließt und laut Jansen queeren Paaren ein Recht auf seelsorgliche Begleitung zuspricht.