APA/SPIEGEL/SÜDDEUTSCHE ZEITUNG/HARALD SCHNEIDER

Julian H.: Medien, Strache und Glücksspielsektor wollten Millionen für Ibiza-Video zahlen

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Ibiza-Hintermann Julian H. steht vor der Auslieferung nach Österreich. In einem Interview sagt er, Medien, Strache oder Leute aus dem Glücksspielsektor hätten Millionen geboten.

Ich bin der Macher des Ibiza-Videos. "Das habe ich auch schon öffentlich bestätigt", sagt Ibiza-Hintermann Julian H. in einem Interview mit der "taz". Soweit, so bekannt. H. hatte Johann Gudenus und Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache auf Ibiza heimlich dabei gefilmt, wie sie u.a. über den Kauf der "Kronen Zeitung" sinnierten. Strafrechtlich relevant? Das müssen die Gerichte klären. Es läutete das Ende der türkis-blauen Koalition und das vorläufige Ende der Polit-Karriere von Strache ein.

Ex-Mitarbeiter und Ermittler beklagen Verkaufs-Veto

Letzter habe laut H. im Juni 2019 ein Angebot von einem früheren Mitarbeiter von H. bekommen, "das komplette Ibiza-Video gegen Geld" zu bekommen - "aber ohne dass ich etwas davon wusste oder dies wollte, ganz im Gegenteil", sagt H. in dem Interview. "Und in einem aufgezeichneten Gespräch von ihm mit einem Ermittler beklagen beide, dass ich das Video nicht verkaufen will. Die Ermittler wissen also seit Juni 2019 ganz genau, dass es keinerlei Erpressung von mir gab."

Dass Strache offenbar in Verhandlungen zum Kauf des Ibiza-Videos war, zeigt ein Amtsvermerk des Bundeskriminalamts von der Zeugenvernehmung von Philippa Strache, der Ehefrau von Heinz-Christian Strache. Darin heißt es: "Der M. bot Hr. STRACHE Heinz-Christian laut Aussage der Fr. STRACHE Pia Philippa anfangs zu einem Geldbetrag i.d.H.v. € 2.000.000,-" – das Video – "an. In weiterer Folge ließ sich Hr. STRACHE HC auf ein Verhandlungsgespräch ein und wurde zuerst eine Summe von € 600.000,- erzielt, wobei dieser weiter verhandelte und letztendlich die Summe von € 300.000,- vereinbart wurde. Zu einem Kauf kam es aber ihres Wissens nach nicht." Strache selbst wollte sich im Ibiza-U-Ausschuss nicht dazu äußern, da es nicht Teil des Beweisthemas des Untersuchungsausschusses sei.

Millionenbeträge

H. selbst will das Video nicht verkauft haben, "auch wenn ich das Geld gut hätte gebrauchen können", wie er im Interview sagt. Allerdings habe er viele Möglichkeiten gehabt. "Das wollten ja viele haben: andere Medien, Strache oder Leute aus dem Glücksspielsektor. Auch mir wurden da Millionenbeträge geboten."

Mit H. würden auch die Abgeordneten im Ibiza-U-Ausschuss gerne reden. "An sich würde ich das sehr gerne tun, aber meine Anwälte raten mir davon ab. Sonst würden mir womöglich wieder neue Vorwürfe angehängt", erklärt er dazu. Erst letzte Woche saß er in Deutschland im Wirecard-U-Ausschuss. H. sehe "Schnittmengen mit der Ibiza-Affäre und ich habe auch das Wirecard-Auftreten in Österreich verfolgt. Einige handelnde Personen sind die gleichen, in beiden Fällen existieren undurchsichtige Geldflüsse und Verbindungen nach Russland. Auch von der Idee von Wirecard-Vorstand Jan Marsalek, eine Miliz in Libyen aufzubauen, hörte ich schon 2019."

Vorwürfe: Erpressung und Drogenstraftaten

H. wurde im Dezember 2020 in Berlin festgenommen, nachdem er mit einem europäischem Haftbefehl gesucht wurde. Es geht um den Verdacht auf Erpressung im Zusammenhang mit dem Video und um mögliche Drogenstraftaten.

ribbon Zusammenfassung
  • Ibiza-Hintermann Julian H. steht vor der Auslieferung nach Österreich. In einem Interview sagt er, Medien, Strache oder Leute aus dem Glücksspielsektor hätten Millionen geboten.

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