Jemen: Saudi-Koalition droht Separatisten mit Militäreinsatz
"Es ist Zeit, dass der Südliche Übergangsrat (STC) Vernunft, Weisheit und das öffentliche Interesse priorisiert (...), indem er seine Kräfte aus Lagern in zwei Provinzen zurückzieht", erklärte der saudische Verteidigungsminister Khalid bin Salman. Der Vormarsch der Separatisten sei Teil "bedauerlicher Ereignisse", die zu "Spaltungen" im gemeinsamen Kampf gegen die Houthi-Miliz geführt hätten. Zuvor hatte der Vorsitzende des jemenitischen Präsidialrats, Rashad al-Alimi, die Koalition gebeten, sie solle die Zivilbevölkerung in Hadramout schützen vor "Verletzungen durch bewaffnete Gruppen, die dem STC angehören".
Saudi-Arabien bombardierte nach Darstellung des STC am Vortag überraschend Ziele der Separatisten im Jemen, die von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt werden. Die beiden Golfstaaten sind eigentlich Verbündete im Kampf gegen die mit dem Iran verbündeten Houthi-Rebellen im Jemen. Zugleich konkurrieren sie im Jemen aber um Einfluss und Ressourcen und unterstützen auch bei anderen Konflikten - etwa im Sudan - unterschiedliche Seiten.
Truppen des STC hatten Anfang Dezember die ölreichen Provinzen Hadramout und Mahra im Osten des Jemen unter ihre Kontrolle gebracht. Beide machen etwa die Hälfte der Landesfläche aus. Die STC-Kräfte waren ursprünglich Teil der von Saudi-Arabien geführten sunnitischen Allianz, die 2015 eine Offensive gegen die Houthi startete. Der STC wandte sich jedoch später ab und strebte die Selbstverwaltung im Süden an - das Land war bereits von 1967 bis 1990 geteilt. Dies schließt die wichtige Hafenstadt Aden ein, in der die von Saudi-Arabien unterstützte Regierung des Jemen ihren Sitz hat. Heimischen Journalisten zufolge schickte der STC trotz der Warnungen aus Riad bereits Verstärkung nach Hadramout.
Man werde sich durch die saudischen Luftangriffe nicht von den eigenen Zielen abbringen lassen, teilte der STC mit. Diese würden "keinem Weg der Verständigung dienen und die Menschen des Südens nicht von ihrem Kampf abbringen für eine Wiederherstellung ihrer vollen Rechte". Zugleich betonte der STC seine weitere Verpflichtung im Kampf gegen die Houthi.
Die Angriffe im Jemen markieren eine überraschende Wendung und eine neue Stufe der Eskalation in dem Bürgerkrieg, der das Land seit 2014 erschüttert. Damals übernahmen die Houthi die Kontrolle über den Norden des Landes einschließlich der Hauptstadt Sanaa. Dies zwang die international anerkannte Regierung zur Flucht in den Süden, wo sie sich in Aden niederließ.
Zusammenfassung
- Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition droht dem Südlichen Übergangsrat (STC) mit einem Militäreinsatz, falls dieser seine Militäraktionen in der östlichen Provinz Hadramout fortsetzt.
- Anfang Dezember brachte der STC die ölreichen Provinzen Hadramout und Mahra, die zusammen etwa die Hälfte der Landesfläche ausmachen, unter seine Kontrolle.
- Die Eskalation zwischen den eigentlich verbündeten Golfstaaten Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate im Jemen markiert eine neue Stufe im seit 2014 andauernden Bürgerkrieg.
