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Angriff trotz Waffenruhe

Nur vier tote Geiseln übergeben: Israel fordert Fortschritte

Heute, 08:54 · Lesedauer 3 min

In die Freude über die Freilassung aller noch lebenden 20 Gaza-Geiseln mischt sich in Israel zunehmend Unmut, dass nur wenige tote Geiseln zurückgegeben wurden.

Gleichzeitig sind am Dienstag bei einem israelischen Drohnenangriff in der Stadt Gaza trotz der Waffenruhe einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zufolge drei Menschen getötet worden.

Drohnenangriff trotz Waffenruhe

Die Drohne habe das Feuer auf Menschen im Viertel Shejaija eröffnet, schrieb Wafa unter Berufung auf Informationen aus medizinischen Kreisen des Küstengebiets. Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, mehrere Personen hätten sich israelischen Stellungen genähert und eine Bedrohung für die Soldaten dargestellt.

Das sei eine Verletzung der Vereinbarung über die Waffenruhe. Da sich die Personen auch auf mehrmalige Aufforderung nicht zurückgezogen hätten, sei das Feuer eröffnet und "die Bedrohung beseitigt" worden. Die Armee rief die Bevölkerung des Küstenstreifens erneut auf, sich nicht israelischen Stellungen zu nähern.

Bisher nur vier tote Geiseln übergeben

Es sei klar gewesen, dass die islamistische Hamas eventuell nicht alle 28 Toten innerhalb der dafür vereinbarten Frist sofort am Montag zurückgeben könne, schrieb das Nachrichtenportal "ynet" am Dienstag. Aber Regierungsvertreter hätten mit "Schock und Frustration" reagiert, als nur vier Särge übergeben wurden. Israel habe in dieser Frage "Fortschritte" spätestens bis zum Dienstagabend gefordert, schrieb die Zeitung "Times Of Israel".

Offizielle Angaben wurden dazu zunächst nicht bekannt. Auch die Hamas gab keine Erklärung ab. Aus Kreisen in ihrem Umfeld hieß es jedoch, es würden Maschinen und mehr Zeit benötigt, um die Verschütteten zu bergen.

Die Regierung in Jerusalem glaube der Hamas jedoch nicht, wenn sie behaupte nicht zu wissen, wo die Toten seien oder diese in dem schwer zerstörten Gazastreifen nicht bergen zu können. Israel gehe vielmehr davon aus, dass die Terrororganisation die Toten als Druckmittel für weitere Verhandlungen zurückhalte, berichteten mehrere israelische Medien.

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Verteidigungsminister Katz drohte mit Konsequenzen

Verteidigungsminister Israel Katz hatte der Hamas schon am Montag einen Bruch der Vereinbarungen über die Waffenruhe vorgeworfen und mit Konsequenzen gedroht. Allerdings blieb unklar, wie die aussehen könnten. Israel hatte am Montag seinen Teil der Verpflichtung erfüllt und fast 2.000 Palästinenser freigelassen.

Eine Angehörige einer toten Geisel kritisierte die israelische Regierung scharf. Jael Adar, die Mutter der Geisel Tamir Adar, warf der Regierung "Verrat" an den Familien vor. Israel habe es in den indirekten Verhandlungen mit der Hamas versäumt, eine absolute Frist für die Rückgabe aller Toten zu setzen, sagte sie im Fernsehen, wie die "Times of Israel" berichtete.

Die Toten müssen auch noch identifiziert werden. In der Vergangenheit hatte die Hamas in einem Fall eine falsche Leiche zurückgegeben. Die Vereinbarung über die Waffenruhe im Gaza-Krieg sieht vor, dass - neben den überlebenden - sämtliche tote Geiseln ausgehändigt werden.

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Zusammenfassung
  • Nach der Freilassung aller 20 noch lebenden Geiseln aus Gaza wächst in Israel die Unzufriedenheit, weil bisher nur vier von 28 toten Geiseln übergeben wurden.
  • Bei einem israelischen Drohnenangriff in Gaza wurden laut palästinensischer Agentur Wafa trotz Waffenruhe drei Menschen getötet, nachdem sich diese israelischen Stellungen genähert hatten.
  • Israel fordert von der Hamas Fortschritte bei der Rückgabe der Toten und vermutet, dass diese als Druckmittel für weitere Verhandlungen zurückgehalten werden.