"Ischgl, die Infektionshölle" - Deutschland und Frankreich für Italiens Skiurlaub-Verbot

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Auch Deutschland und Frankreich sprechen sich für ein Verbot von Skiurlauben über Weihnachten, wie von Italiens Premier Conte angeregt, aus. Besonders Ischgl steht im Zentrum von Polemiken europäischer Medien.

Die Forderung des italienischen Premierministers Giuseppe Conte, über Weihnachten alle Skipisten europaweit zu schließen und Skiurlaube erst ab Jänner zu erlauben, sorgte nicht nur in Italien für Aufsehen. Während vor allem Österreich und die Schweiz bereits abwinkten, sprechen sich nun der französische Präsident Emmanuel Macron und auch der bayrische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder für Contes Vorschlag aus.

Vor allem von Österreich wird von verschiedener Seite eine Schließung der Skipisten gefordert - nicht zuletzt aufgrund der Ereignisse in Ischgl im Frühjahr. Damals war der Skiort durch ausgelassene und dicht gedrängte Après-Ski-Partys zum Corona-Hotspot Europas geworden.

Ischgl, das "Ibiza im Schnee"

Gleich mehrere Medien in unseren Nachbarländern richten deshalb einen kritischen Blick auf den geplanten Saison-Beginn im inzwischen berüchtigten Tiroler Skiort. Die italienische Tageszeitung "La Repubblica" spricht von Ischgl als "Infektionshölle in den österreichischen Alpen", die aufgrund seiner Partys auch als "Ibiza im Schnee" bezeichnet werde. Obwohl europaweit Tausende Infektionen im Frühjahr auf die "Exzesse in Tiroler Bars" zurückgingen, wolle man in der Wintersaison wieder regulär öffnen.

Die deutsche "Bild"-Zeitung schreibt gar von einer "Ski-Schlacht" zwischen Söder und Bundeskanzler Sebastian Kurz ÖVP). Söder droht mit erneuten Grenzschließungen. Die deutsche Reisewarnung werde auf jeden Fall aufrecht bleiben, berichtet auch "Die österreichische Regierung liegt falsch, wenn sie glaubt, dass wir die Risiko-Bewertung verändern. Solange es in Österreich so dramatisch aussieht, gibt es dafür keine Chance", zitiert die "Bild" einen deutschen Regerungsbeamten.

Im deutschen Kanzleramt und Gesundheitsministerium habe es zudem "in den vergangenen Monaten immer wieder hämische Kommentare über Österreichs hohe Fallzahlen" gegeben.

Auch Italiens Opposition gegen Skiurlaub-Verbot

Italiens Oppositionsparteien machen Druck auf die italienische Regierung gegen ein Ski-Verbot während der Weihnachtsfeiertage. "Österreich will seine Skipisten öffnen und behauptet, man kann in Sicherheit Ski fahren. In Österreich ist der Prozentsatz der Ansteckungen höher als in Italien. Warum kann man in Österreich sicher Ski fahren und in Italien nicht?", fragte die Chefin der Rechtspartei "Fratelli d'Italia" (Brüder Italiens), Giorgia Meloni.

Laut Meloni wird es zu keinem europaweiten Ski-Verbot kommen, wie es die italienische Regierung fordert. "Es hat keinen Sinn, die Skipisten in Italien geschlossen zu halten, wenn diese im Rest Europas offen sind", so Meloni im Interview mit dem TV-Sender "Rete 4" am Dienstagabend.

Ähnlich sieht die Lage der Chef der rechten Lega, Matteo Salvini. "Entweder alle Skipisten in Europa bleiben geschlossen, oder Italien kann nicht allein auf Winterurlaub verzichten. Skifahren ist kein Hobby für Reiche, sondern ein Wirtschaftssektor, der 20 Mrd. Euro bewegt und von dem unzählige Jobs abhängen", meinte Salvini live auf Instagram. Wenn es die Infektionszahlen erlauben würden und die Skipistenbetreiber sichere Bedingungen garantieren könnten, gebe es keinen Grund, Winterurlaub zu verbieten, sagte Salvini.

ribbon Zusammenfassung
  • Auch Deutschland und Frankreich sprechen sich für ein Verbot von Skiurlauben über Weihnachten, wie von Italiens Premier Conte angeregt, aus.
  • Besonders Ischgl steht im Zentrum von Polemiken europäischer Medien.
  • Die italienische Tageszeitung "La Repubblica" spricht von Ischgl als "Infektionshölle in den österreichischen Alpen", die aufgrund seiner Partys auch als "Ibiza im Schnee" bezeichnet werde.
  • Die deutsche "Bild"-Zeitung schreibt gar von einer "Ski-Schlacht" zwischen CSU-Chef Markus Söder und Bundeskanzler Sebastian Kurz ÖVP).
  • Die deutsche Reisewarnung, die Tirol besonders hart trifft, werde wohl nicht gelockert, solang das Infektionsgeschehen weiterhin so hoch sei, wird ein Regierungsbeamter zitiert.

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