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Iran sieht Terrorakt gegen Atomanlage Natanz

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Der Iran hat nicht näher genannte Täter des "nuklearen Terrorismus" im Zusammenhang mit seiner Atomanlage in Natanz bezichtigt. Man behalte sich vor, gegen die Täter vorzugehen, sagte der Chef der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, am Sonntag dem staatlichen Fernsehen. Dieses hatte zuvor von einem Problem im Stromnetz von Natanz berichtet. Laut dem israelischen Fernsehsender Kan steckt der Geheimdienst Mossad hinter dem Vorfall.

Niemand sei verletzt worden und es habe auch keine Kontamination gegeben, hieß es vom iranischen Staatsfernsehen. Der Ursache werde nachgegangen. Der Vorfall ereignete sich nur Stunden nachdem Präsident Hassan Rouhani in einer Online-Zeremonie feierlich knapp 200 neue Zentrifugen vom Typ IR-5 und IR-6 zur schnelleren Uran-Anreicherung in Natanz offiziell eingeweiht hatte. Salehi forderte nun die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) und die internationale Staatengemeinschaft auf, dagegen vorzugehen.

Der Mossad habe einen Cyberangriff gegen die Atomanlage von Natanz ausgeführt, berichtete der israelische Sender Kan am Sonntag unter Berufung auf Geheimdienstquellen. Der Sender ließ offen, aus welchem Geheimdienst seine Quellen stammen. Zuvor hatte bereits der israelische Journalist Amichai Stein von einer "israelischen Cyber-Operation" geschrieben. Der iranische Parlamentsabgeordnete Malek Shariati nannte den Zwischenfall "verdächtig" und schrieb auf Twitter von möglicher "Sabotage oder Infiltration".

Das 2015 in Wien geschlossene Atomabkommen erlaubt dem Iran die Urananreicherung ausschließlich mit der älteren Zentrifugengeneration IR-1. Darüber hinaus darf der Iran eine begrenzte Zahl an IR-4- und IR-5-Zentrifugen testen. Die nun in Betrieb genommenen Zentrifugen ermöglichen es dem Iran, Uran in großen Mengen und zu einem höheren Grad anzureichern als von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO/IAEA) genehmigt.

Im Staatsfernsehen war die Inbetriebnahme der Zentrifugen nicht zu sehen. Ingenieure der Atomanlage Natanz sagten jedoch, sie hätten nach der Anordnung Rouhanis mit dem Gaszentrifugenverfahren begonnen. Rouhani bekräftigte unterdessen, das iranische Atomprogramm sei "friedlich" angelegt.

Der Präsident ordnete außerdem eine Überprüfung der "mechanischen Stabilität" der jüngsten Generation von IR-9-Zentrifugen an und eröffnete offiziell eine neue Produktionsstätte für Zentrifugen in dem Natanz-Komplex. Sie soll eine Fabrik ersetzen, die bei einer Explosion im vergangenen Juli schwer beschädigt worden war. Die iranischen Behörden sprachen damals von einem "Sabotageakt" von "Terroristen".

Unterdessen gab es auch einen politischen Zwischenfall, der die derzeit laufenden Gespräche über eine Wiederbelebung des Atomdeals beeinträchtigen könnte. In einem beispiellosen Schritt votierten 190 der 235 Abgeordneten für eine Anzeige von Präsident Rouhani, weil dieser Gesetze missachtet haben soll. Beobachter sahen einen Zusammenhang mit den Wiener Atomgesprächen. Wie ein Verfahren gegen Rouhani aussehen könnte, blieb unklar. Der Präsident steht für das von den Hardlinern im Parlament bekämpfte Atomabkommen. Im vergangenen Oktober hatte ein Abgeordneter sogar die Hinrichtung Rouhanis gefordert, weil er Verhandlungen mit den USA vorgeschlagen hatte.

Der Zwischenfall und die Inbetriebnahme der neuen Zentrifugen erfolgten vor dem Hintergrund der derzeitigen Gespräche über eine Wiederbelebung des Atomabkommens in Wien. Unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump waren die USA 2018 einseitig aus dem Abkommen ausgetreten und hatten neue Sanktionen gegen den Iran verhängt. Seither hat sich auch Teheran schrittweise aus seinen Verpflichtungen zurückgezogen.

Die neue US-Regierung von Präsident Joe Biden hat grundsätzlich Bereitschaft signalisiert, dem Atomabkommen mit dem Iran wieder beizutreten. Washington dringt allerdings darauf, dass der Iran zunächst zu seinen Verpflichtungen aus dem Abkommen zurückkehren müsse. Der Iran wiederum macht die Aufhebung der US-Strafmaßnahmen zur Vorbedingung dafür, dass er sich wieder in vollem Umfang an das Abkommen hält.

US-Diplomaten waren in dieser Woche in separaten Gesprächen in die Beratungen einbezogen, saßen aber nicht mit den Vertretern aus Teheran an einem Tisch. Die Gespräche sollen kommende Woche fortgesetzt werden.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas erklärte am Samstag, die erste Woche der Gespräche in Wien sei "konstruktiv" gewesen. "Alle Seiten" hätten Bereitschaft gezeigt, "mit der nötigen Ernsthaftigkeit auf das gleiche Ziel hinzuarbeiten: die vollständige Umsetzung des Atomabkommens mit Iran", schrieb Maas im Online-Dienst Twitter.

Auf Ablehnung stoßen die Wiener Verhandlungen in Israel. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wirft dem Iran vor, nach Atomwaffen zu streben, und betont, dass ein Abkommen, das dies ermöglicht, für Israel "in keiner Weise bindend wäre".

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin traf am Sonntag in Tel Aviv mit seinem israelischen Amtskollegen Benny Gantz zusammen. Gantz sagte anschließend, Israel werde in der Frage eines möglichen neuen internationalen Atomabkommens mit dem Iran eng mit den USA zusammenarbeiten. Ziel sei es, Israels Sicherheit zu gewährleisten und einen gefährlichen Rüstungswettlauf in der Region zu verhindern. "Teheran stellt heute eine strategische Bedrohung der gesamten Region dar", sagte er.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Iran hat nicht näher genannte Täter des "nuklearen Terrorismus" im Zusammenhang mit seiner Atomanlage in Natanz bezichtigt.
  • Man behalte sich vor, gegen die Täter vorzugehen, sagte der Chef der iranischen Atombehörde, Ali Akbar Salehi, am Sonntag dem staatlichen Fernsehen.
  • Dieses hatte zuvor von einem Problem im Stromnetz von Natanz berichtet.
  • Der Präsident steht für das von den Hardlinern im Parlament bekämpfte Atomabkommen.

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