Integrationsbericht: Aufholbedarf bei Schulen und Arbeitsmarkt

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Zehn Jahre gibt es den Integrationsbericht mittlerweile und auch die neueste, am Dienstag präsentierte Ausgabe zeigt diverse Problemfelder. Vor allem mangelnden Deutschkenntnisse an Schulen und eine niedrige Erwerbsbeteiligung von Frauen sind Aufgaben, die die zuständige Ministerin zu bewältigen hat.

Aktuell ist laut dem Bericht fast ein Viertel der österreichischen Bevölkerung (2,070.100 Personen) entweder selbst zugewandert oder hat zugewanderte Eltern. Diese Entwicklung bilde sich auch in den Schulen ab. Der Anteil der Schüler mit nichtdeutscher Umgangssprache stieg seit 2010 von 17,6 Prozent auf 26,4 Prozent im Jahr 2019.

Anfang dieses Jahres lebten in Österreich 8,901.1000 Personen. Gegenüber 2010 bedeutet dies einen Zuwachs um 549.500 Personen oder 6,6 Prozent. Zu 95 Prozent ist dies direkte Folge von Migration. Personen mit Migrationshintergrund gab es 2,070.100, was 23,7 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht.

Das zeigt sich auch an den Schulen, wo beispielsweise an Wiener Haupt- und Polytechnischen Schulen bereits mehr als drei Viertel der Jugendlichen Deutsch nicht als Umgangssprache haben. Das ist für die Vorsitzende des Expertenbeirats Katharina Pabel per se noch kein Problem. Die Ergebnisse der Bildungsstandards stellten jedoch dar, dass die Bildung noch immer eine Baustelle sei. Zwei Drittel der Kinder mit Migrationshintergrund erreichten die Bildungsstandards im Lesen nicht, das sei alarmierend.

Ministerin Raab warnt vor Parallelgesellschaften

Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) will vor allem bei der Integration in den Arbeitsmarkt neue Projekte auf den Weg bringen. Vor allem Frauen mit Migrationshintergrund seien am Arbeitsmarkt wenig integriert. Nur 13 Prozent der Syrerinnen und elf Prozent der Afghaninnen des Zuzugjahres 2015 haben bisher einen Job gefunden. Hier will die Ministerin ansetzen, um dann auf Mütter als "Integrationsmotor" setzen zu können.

Raab warnte gleichzeitig vor der Entwicklung von Parallelgesellschaften. Derzeit würden sich in Wien schon Problemzonen ähnlich jenen der französischen Banlieus bilden und sie wolle ein Zusammenleben "und nicht ein Little Italy oder Chinatown", wie sie am Dienstag vor Journalisten sagte. 

Kritik an "Little Italy"-Sager

Diese Aussage brachte ihr unter anderem die Kritik von FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer ein. Dieser kritisierte den Sager auf dem Kurznachrichtendienst Twitter als "Unsinn". "Österreich hat kein Problem mit Zuwanderern aus China oder aus Italien", schrieb er.

Auch von den anderen Parteien gab es Kritik an der Integrationspolitik der Regierung. Eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem Bericht empfahl die Grüne Integrationssprecherin Faika El-Nagashi. Es gelte für die Politik dringend einen Kurswechsel zu vollziehen und Chancengerechtigkeit und Partizipation ins Zentrum der Integrationspolitik zu stellen. So seien 30,1 Prozent der in Wien lebenden Personen im wahlberechtigten Alter aufgrund ihrer Staatsbürgerschaft von der Wahl ausgeschlossen.

SPÖ-Integrationssprecherin Nurten Yilmaz meinte, die Aufgabe Raabs wäre es, Menschen mit Migrationsbiografie bei der Integration zu unterstützen und etwa für höhere Löhne und gegen prekäre Beschäftigung aufzutreten, sich am Wohnungsmarkt für niedrigere Mieten einzusetzen und im Schulsystem für gemeinsame Lernräume einzutreten statt die Kinder zu trennen.

ribbon Zusammenfassung
  • Zehn Jahre gibt es den Integrationsbericht mittlerweile und auch die neueste, am Dienstag präsentierte Ausgabe zeigt diverse Problemfelder.
  • Vor allem mangelnden Deutschkenntnisse an Schulen und eine niedrige Erwerbsbeteiligung von Frauen sind Aufgaben, die die zuständige Ministerin zu bewältigen hat.
  • Anfang dieses Jahres lebten in Österreich 8,901.1000 Personen.
  • Gegenüber 2010 bedeutet dies einen Zuwachs um 549.500 Personen oder 6,6 Prozent.

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