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"Inakzeptabel"

Antisemitismus: Vertrag von ORF-Redakteur aufgelöst

Heute, 12:24 · Lesedauer 3 min

Der Dienstvertrag jenes ORF-Mitarbeiters, der mit einem antisemitischen Social-Media-Post für Empörung gesorgt hat, wurde aufgelöst.

"Wenn ich 2000 Jahre lang Opfer bin, dann sollte ich mir langsam überlegen, woran das wohl liegen mag", hatte der Mitarbeiter auf Facebook gepostet. 

ORF-Generaldirektor Roland Weissmann kündigte nach einer Welle der Empörung eine "Überprüfung möglicher dienstrechtlicher Konsequenzen" an. Er verurteilte das Posting im Namen des ORF als "völlig inakzeptabel".

Nun zog der ORF die angekündigten Konsequenzen: Der Vertrag des Mitarbeiters wurde beendet. Der Öffentlich-rechtliche Rundfunk und der Redakteur hätten sich "auf eine Auflösung seines Dienstvertrages geeinigt", wie es in einer Aussendung des ORF heißt.

ORF-Mitarbeiter: "Bedauere zutiefst"

Der betreffende Redakteur erklärte derweil in einem Posting: "Ich bedaure zutiefst einen Satz geschrieben zu haben, den ich von niemandem so unwidersprochen stehen lassen würde. Dieser Satz steht gegen alles, wofür ich mich in meinem privaten und beruflichen Leben eingesetzt habe."

Der Beitrag des ORF-Mitarbeiters hatte für heftige Reaktionen in den Sozialen Netzwerken gesorgt. So thematisierte unter anderem der PR-Berater Daniel Kapp die klar antisemitische Aussage. 

Der ORF-Redakteur "legt Juden nahe, sich zu überlegen, warum sie z.B. vergast wurden", so Kapp. Zahlreiche weitere Nutzer hatten Konsequenzen für den Mitarbeiter gefordert.

https://x.com/DanielKapp/status/1957436769688854562?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1957755789096976393%7Ctwgr%5E286fda99ce3cc08aa67022b7aab20f1dd37a0e14%7Ctwcon%5Es2_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.puls24.at%2Fnews%2Fchronik%2Forf-verspricht-konsequenzen-inakzeptabel-antisemitischer-post-von-orf-mitarbeiter-empoert%2F432681

Auch aus der jüdischen Community war scharfe Kritik an der Aussagen laut geworden. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), hatte am Dienstag in einer Aussendung die Verurteilung durch den ORF als "wichtig" bezeichnet

Auch der Präsident der IKG Salzburg, Steiermark und Kärnten, Elie Rosen, zeigte sich über das Posting des "Am Schauplatz"-Redakteurs empört. Dessen Aussage überschreite eine rote Linie.

Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft eingebracht

Am Donnerstag hatte Israels Botschafter David Roet die Verurteilung durch die ORF-Spitze begrüßt, aber weitergehende Schritte gefordert: "Eine Untersuchung dieses Falles darf sich nicht auf diesen einen eklatanten Vorfall beschränken. Wie konnte beispielsweise ein leitender Journalist des ORF es für akzeptabel halten, solche Worte zu schreiben? Sollte die Untersuchung nicht auch die häufig geäußerten Vorwürfe einer Atmosphäre beim ORF untersuchen, die allzu oft gegenüber antijüdischen und antiisraelischen Ansichten nachsichtig ist?".

Überdies war am Donnerstag bekannt geworden, dass der von der Anwältin Maria Windhager vertretene Humanitätsverein "Zwi Perez Chajes-Loge" (B'nai B'rith) nach eigenen Aussagen eine Strafanzeige gegen den Redakteur bei der Staatsanwaltschaft eingebracht hat.

Zusammenfassung
  • Der ORF hat den Dienstvertrag mit einem Redakteur aufgelöst, nachdem dieser mit einem antisemitischen Facebook-Posting für Empörung gesorgt hatte.
  • Das Posting lautete: "Wenn ich 2000 Jahre lang Opfer bin, dann sollte ich mir langsam überlegen, woran das wohl liegen mag."
  • Der Redakteur erklärte öffentlich, dass er den Satz "zutiefst bedauert" und dieser gegen alles stehe, wofür er sich privat und beruflich eingesetzt habe.