IAEA-Chef: Irans Atomanlage Fordo wohl erheblich beschädigt
"Angesichts der eingesetzten Sprengkraft und der extrem vibrationsempfindlichen Eigenschaften der Zentrifugen ist davon auszugehen, dass sehr erhebliche Schäden entstanden sind", sagte Grossi. Die Vereinigten Staaten hatten am Wochenende neben Fordo auch die zweite Anreicherungsanlage in Natanz mit bunkerbrechenden Bomben angegriffen. Auch das Atomzentrum in Isfahan wurde attackiert. Nach iranischen Angaben sei bisher keine erhöhte Strahlung rund um diese drei Ziele gemessen worden, sagte Grossi.
Grossi fordert vom Iran Klarheit über den Verbleib des nuklearen Materials. In der Dringlichkeitssitzung wies Grossi auf entsprechende Verpflichtungen Teherans hin. Irans Außenminister Abbas Araqchi habe bereits vor den israelischen und US-amerikanischen Angriffen Schutzmaßnahmen für Atom-Material und nukleare Geräte angekündigt, sagte Grossi. Der allfällige Transport von Atom-Materialien müsse der IAEA gemäß dem verbindlichen Inspektionsabkommen zwischen der Atombehörde und dem Iran gemeldet werden, betonte der IAEA-Generaldirektor.
Unterdessen wurde die stark befestigte Anlage Fordo am Montag nach iranischen Angaben erneut zum Ziel eines Luftangriffs. Das berichteten iranische Medien unter Berufung auf Behörden. Unklar blieb, von wem der Angriff ausgeführt wurde. Die USA hatten die tief in einem Berg verborgene Anlage Fordo in der Nacht auf Sonntag angegriffen. Der zweite Luftschlag ereignete sich jedoch während einer israelischen Angriffswelle. Eine Bestätigung aus Israel gab es zunächst nicht.
Der Iran hatte in Fordo Uran von einem beinahe atomwaffentauglichen Reinheitsgrad hergestellt. Bei den dafür notwendigen Zentrifugen handelt es sich um hochempfindliche Geräte, die etwa auch durch einen Stromausfall Schaden nehmen können.
IAEA-Chef: Inspektion notwendig
Der Iran besitzt laut einem IAEA-Bericht unter anderem mehr als 400 Kilogramm Uran mit einem beinahe waffentauglichen Reinheitsgrad von 60 Prozent. Nach Angaben von Diplomaten könnten damit einige Atomwaffen hergestellt werden, falls das Material noch weiter auf 90 Grad angereichert würde. Teheran beharrt darauf, keine Atomwaffen bauen zu wollen, doch in vielen Ländern wuchs zuletzt die Sorge, dass sich die Islamische Republik immer näher an die Fähigkeit rückt, Kernwaffen bauen zu können.
Es sei notwendig, dass IAEA-Inspektoren nun die Vorräte an 60-prozentigem Uran im Iran verifizieren, sagte Grossi. Laut seinen früheren Aussagen war dieses Material in Isfahan gelagert worden, wo Israel und die USA mehrere Atomeinrichtungen bombardiert haben. Das Uran war bisher in Anreicherungsanlagen in Natanz und Fordo hergestellt worden, die ebenfalls von den beiden Staaten schwer beschädigt wurden.
Zusammenfassung
- Die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage Fordo im Iran wurde laut IAEA-Chef Rafael Grossi bei US-Bombenangriffen erheblich beschädigt, wobei das genaue Ausmaß der Zerstörung noch nicht feststeht.
- Laut einem IAEA-Bericht verfügt der Iran über mehr als 400 Kilogramm Uran mit einem Reinheitsgrad von 60 Prozent, was nahe an waffentauglichem Material liegt und bei weiterer Anreicherung für mehrere Atomwaffen ausreichen könnte.
- Grossi fordert vom Iran Klarheit über den Verbleib des nuklearen Materials und betont, dass Transporte gemäß Inspektionsabkommen der IAEA gemeldet werden müssen.